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Kirchturm Kugel ist durchlöchert wie ein Sieb

Der Dorfkirche in Vehlgast fehlt noch ein Bauabschnitt bis zur Vollendung ihrer Sanierung.

Von Dieter Haase 11.09.2019, 01:01

Vehlgast l Es handelt sich um den Kirchturm, für den unter anderem die Fassade, die Fenster und die Dacheindeckung erneuert werden sollen. „Sanierung des Kirchturms: Das heißt von unten bis ganz nach oben zur Wetterfahne aus Blech mit der Jahreszahl 1867“, beschreibt es kurz und knapp die zuständige Architektin Petra Kahlfeldt, die auch schon die ersten beiden Bauabschnitte geplant und begleitet hat. 1867 bezeichnet übrigens das Jahr für den Wiederaufbau der jetzigen Kirche in Vehlgast, nachdem der Vorgängerbau 1863 einem Großbrand zum Opfer gefallen war.

Seit dem Jahr 2010 bemüht sich die Kirchengemeinde Breddin-Vehlgast um eine umfassende Sanierung der Dorfkirche Vehlgast. Mit Hilfe des Leader-Programms wird das Gotteshaus seit 2012 saniert. Der erste Bauabschnitt sicherte das Kirchengebäude, unter anderem gehörte das Dach mit Ringanker dazu. Im zweiten Bauabschnitt 2017 konnten die Sanierung der Fassaden und Fenster, eine Umgestaltung des Altarraumes sowie Tischler- und Malerarbeiten im Innenraum erfolgen. Noch in diesem Jahr soll Bauabschnitt drei in Angriff genommen werden. Die Baugenehmigung dafür ist bereits erteilt.

Der für die Kirchengemeinde Breddin-Vehlgast zuständige Pfarrer Henning Utpatel freut sich, dass er einen Bescheid über eine Leader-Förderung erhalten hat. Mit diesen Mitteln in Höhe von rund 65 000 Euro wurden die erforderlichen Sanierungsarbeiten ausgeschrieben. Etwa ein Drittel des finanziellen Gesamtumfanges der für den Kirchturm notwendigen Arbeiten in einer Höhe von insgesamt etwa 90 000 Euro muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen. Vor allem durch Spenden. Unter anderem dient die Reihe der „Wassermusiken“ in der Vehlgaster Kirche, die es seit 2013 gibt, diesem Zweck.

Petra Kahlfeldt stehen von einer Drohne gemachte Fotos vom Kirchturm zur Verfügung, die zum Teil erhebliche Schäden, vor allem auch am Mauerwerk, zeigen. „Da gibt es für die Gewerke eine ganze Menge Arbeit“, ist sie sich sicher. Mit Erstaunen hat sie sich ein Foto von der Kugel auf der Spitze des Kirchturmes angesehen: Denn die Kugel sieht aus wie ein Sieb. Loch an Loch. „Von einem älteren Vehlgaster Einwohner habe ich die Ursache dafür erfahren“, berichtet die Architektin. „Er erzählte mir, dass zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 russische Soldaten sich einen Spaß daraus gemacht hatten, mit gezielten Schüssen aus ihren Waffen die Kugel hoch oben auf dem Kirchturm zu treffen. Wenn ein ‚kling‘ einen Treffer signalisierte, haben sich die Schützen riesig darüber gefreut.“

Hauptsächlich soll bei der Sanierung des Kirchturmes im Freien gearbeitet werden. Von Gerüstbauern, Dachdeckern, Zimmerern, Klempnern, Maurern, Tischlern, Malern, Elektrikern, Verglasern. „Innen dagegen wird nur das Allernotwendigste verrichtet“, informiert die Architektin. Unter anderem betrifft es das Demontieren des vorhandenen Dielenfußbodens auf der oberen Geschossebene und das Verlegen von neuen Dielen. Gleiches ist auf der Ebene des historischen Uhrwerks vorgesehen. „So dass man gefahrenfrei das Uhrwerk und die Glocken erreichen kann.“

Keine leichte Aufgabe erwartet in der Höhe die Gerüstbauer. Denn sie müssen mit dem Gerüst am Kirchturm praktisch „um die Ecke gehen“, ohne dabei bereits im ersten Bauabschnitt erledigte Arbeiten zu zerstören. „Beim Gerüstbau ist schon eine wahre Meisterleistung gefragt“, formuliert es Petra Kahlfeldt. Dazu zählen das Einrüsten der Westfassade sowie des Turmes an allen vier Seiten bis hoch zur Wetterfahne.

Zu den Arbeiten an der Fassade gehört es, schadhafte Fugen, von denen es jede Menge gibt, auszukratzen und zu erneuern. Einige Fassadenöffnungen müssen zudem mit Steinen ergänzt werden.

Tischlermäßig sind vier Schallluken zu erneuern und malermäßig von allen Seiten zu streichen. Die vorhandenen geschlossenen Schallluken sollen das auch in Zukunft bleiben.

Reparaturen machen sich an fünf Fenstern mit Spitzbogen erforderlich sowie an einem runden Fenster. „Alles wird wieder schön gemacht“, zeigt sich Petra Kahlfeldt sicher und freut sich dabei schon jetzt auf das Endergebnis.