Firma aus Berlin baute Glockenstuhl zusammen / Klang ist nun weitaus besser Kleine Glocke wird Quempas einläuten
Es sieht gut aus: Der Quempas in Sandau wird am Heiligen Abend wieder von der Kirchenglocke eingeläutet. Das Probeläuten am Donnerstag verlief erfolgreich.
Sandau l Den abendlichen Quempas wieder einzuläuten - diesem großen Ziel galt der Spendenaufruf zur diesjährigen Jahreshauptversammlung des rührigen Fördervereins der Kirche: Wenigstens eine der beiden Glocken sollte zu Weihnachten wieder läuten. Das Geld kam zusammen.
In der Glockenstube ist der Fußboden installiert, der Kastenglockenstuhl steht auch schon - er ist aus französischer Eiche gefertigt. Ihn errichteten die Mitarbeiter der Glockenbaufirma Schmidt aus Berlin, die auch schon das Uhrwerk im Turm installiert hatten. Verbunden werden die Balken mit Edelstahl, die Gerbsäure des Eichenholzes würde normalen Stahl mit der Zeit zerfressen.
Die kleine Glocke hängt in ihrem neuen hölzernen Joch, wozu die alte Aufhängung von der Bekrönung entfernt werden musste. Das knapp 200Kilo schwere Joch wurde mit Hilfe einer Sackkarre von vier Männern die 120 Stufen nach oben gewuchtet. Zur Montage hängt das Joch noch parallel zu den Seiten, danach wird es um 45 Grad gedreht, berichten die Spezialisten Henry Lösche und Andreas Kupsch.
Die Montage muss sehr sorgfältig erfolgen, denn sollte die Glocke nur ein wenig falsch schwingen, können die dabei auftretenden Zentrifugalkräfte das umgebende Mauerwerk zerstören. Diese Kräfte verdoppeln das Gewicht der 1600 Kilo schweren Glocke nach seitwärts, nach unten ist es gar das Dreifache. Auch der Glockengießer kann darauf bereits Einfluss nehmen, wichtig ist zudem die Eigenfrequenz.
Wolfgang Hellwig, der Vorsitzende des Fördervereins der Kirche, ist froh, dass die Zuständigen einer Verlängerung des Förderzeitraumes zugestimmt haben. Ansonsten hätte er die Leader-Gelder zum 30.November abrechnen müssen. Nun hat er bis zum 30. September 2014 Zeit, die für den neunten Bauabschnitt bewilligten 250000 Euro abzurechnen.
"Die frei schwingende Glocke klingt jetzt 20-mal besser als vorher."
Pfarrer Hartwig Janus
Zwar war der etwa 12000 Euro teure Glockenstuhl förderfähig, nicht aber die Installation mit dem Joch und der Antrieb für die Glocke, was nochmals mit 9000 Euro zu Buche schlug. Dafür war die Spendenaktion des Vereins bestimmt gewesen.
Am Donnerstag wurde die Glocke an ihrem neuen Platz schon mal probeweise in Betrieb genommen. "Sie klingt 20-mal besser als vorher", berichtete Pfarrer Hartwig Janus. Denn nun kann die Glocke wieder frei schwingen, was in der Fensternische früher nicht möglich war - die Kräfte der Schwingungen hätten die Turmruine gänzlich zerstört.
Zugleich wurde das Bedienpersonal eingewiesen. Die Glocke wird künftig zwar automatisch angesteuert, es müssen aber auch Zeiten programmiert werden. Bei Beerdigungen kann der Pfarrer die Glocke sogar vom Friedhof aus per Fernbedienung in Gang setzen.
Die offizielle Einweihung der Glocke soll im Anschluss an den Quempas stattfinden, informierte Wolfgang Hellwig. Womöglich wird es sogar eine Video-Übertragung aus der Glockenstube ins Kirchenschiff geben - ohnehin hätten dort oben kaum alle Quempas-Besucher Platz gefunden.