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50 Soldaten und Zivilisten halten die Stellung, koordinieren und helfen, wo sie nur können Klietzer Kaserne dient als Lagezentrum und Unterschlupf

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 15.06.2013, 03:17

Klietz l Die Bundeswehr-Kaserne im Walde ist nicht nur Lagezentrum für die Orte um Klietz, sondern auch Unterschlupf für 40 Klietzer, deren Häuser von Überflutung bedroht sind oder die keinen Strom haben.

Weite Teile von Klietz liegen hoch und trocken. Doch die Grundstücke in der Nähe des Sees haben nicht nur Probleme mit dem von außen eindringenden Wasser, sondern ebenso mit Grundwasser. Bis zu 1,50 Meter hoch steht es in manchen Kellern. Auch die Hälfte der Kaserne am See ist überflutet. Am Donnerstag drohte das Schullandheim vollzulaufen. Doch durch den Einsatz von Anwohnern und Jugendlichen, die Sandsäcke verlegten und einen Wall bauten, sowie durch das Abpumpen von Wasser durch die Feuerwehr konnte das Gelände trockengehalten werden. "Wenigstens eine gute Nachricht", ist der pädagogische Leiter Stefan Kertz erleichtert. Auch bei ihm zu Hause steht das Wasser im Keller.

Feldküche bereitet 180 Portionen pro Tag zu

Im Bundeswehr-Lagezentrum in der "Kaserne im Walde" wird seit Dienstag im 24-Stunden-Schichtbetrieb gearbeitet. Rund 50 Soldaten und Zivilisten sind vor Ort. Kommandant Oberstleutnant Jörg Wiederhold ist froh über deren Einsatz: "Wir leisten hier mit so wenig Leuten so viel wie ein ganzes Bataillon." Das Lagezentrum kümmert sich um die Evakuierungen und Sandsäcke, hält Verbindung zu den Bürgermeistern und den Krisenstäben, außerdem sind Funkwagen unterwegs, um ständig auf dem Laufenden darüber zu sein, was in den Orten los ist. Ganz unbürokratisch wird geholfen. Auch mit Diesel für die Notstromaggregate. Täglich hält ein Tankwagen im Ort, wo sich Bundeswehrangehörige und zivile Helfer einen Kanister voll abholen können. Auch Essen besorgt die Kommandantur. Rund 180 Portionen werden täglich zubereitet - Frühstück, Mittag und Abendbrot. Allerdings nicht wie üblich in der Kaserne, sondern in einer extra georderten Feldküche, die im Truppenlager Wudicke aufgebaut wurde. Gestern gab es Schweinehaxe, heute wird Erbsensuppe gekocht, morgen Gulasch. "Die Bedingungen sind zwar erschwert, aber wir kochen so, dass es auch schmeckt", erklärt Küchenmeister Guido Philipowitz, der in Klietz die Leitung hat. Insgesamt fünf Küchenkräfte kümmern sich um die Verpflegung. Das Fleisch wird aus Luckenwalde geliefert, Molkereiprodukte aus Berlin, Obst und Gemüse über große Umwege vom Fruchthof Stendal. Brot und Brötchen werden von der Bäckerei Wittstock in Havelberg abgeholt.

40 Klietzer wohnen in der Kaserne

Über das Essen freuen sich nicht nur die Bundeswehrangehörigen, sondern auch 40 Klietzer. Sie haben in den Unterkünften am Walde, wo sonst Soldaten schlafen, Quartier bezogen. Sie werden auch mit drei Mahlzeiten verpflegt. Und einmal pro Tag versammeln sich alle und der Kommandant informiert über die aktuelle Situation. Auch Fotos, die die umliegenden Orte aus der Luft zeigen, können sie sich ansehen.

"Die Menschen können solange bleiben, wie es nötig ist. Wir versuchen alles, um ihnen den Aufenthalt so angenehm, wie es in dieser Situation möglich ist, zu gestalten", erklärt der Oberstleutnant. Dass der abgerutschte Deich in Hohengöhren trotz anderer Prognosen hält, macht ihn froh. Schließlich hatten auch die Soldaten unter seiner Leitung einen Anteil an der Sicherung der Gefahrenstelle.

Beeindruckend ist die Einsatzbereitschaft der Klietzer beim Sandsackfüllen. Sobald die Feuerwehr mit dem Megafon durch den Ort fährt und um Hilfe bittet, füllt sich der alte Armeesportplatz und tausende Säcke werden gefüllt - nicht nur für Klietz, sondern auch für umliegende Orte.