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Heimatgeschichte Knochenbrüche gab es keine

Ein 50 Jahre altes Foto von der Skisprungschanze in Schönfeld hat bei etlichen Leuten Erinnerungen an schöne Wintervergnügen geweckt.

Von Andrea Schröder 27.03.2019, 11:00

Schönfeld l „Ich denke, der Junge, der springt, bin ich“, sagt Wolfgang Finger am Telefon, nachdem ihn die Nachricht von einem alten Foto aus der Volksstimme vom 7. März 1969 – abfotografiert erschienen am 18. März – erreicht hat. „Wir waren alle in einer Schulklasse. Links steht mein Cousin Wilfried Plaue, in der Mitte Lothar Mahnitz und rechts Uwe Streblow.“ Der gebürtige Schönfelder, der in Ludwigsfelde zu Hause ist und durch Familie und Freunde guten Kontakt zur Heimat hat, hat sich sehr gefreut über dieses Foto.

„Damals ging eine Langlaufstrecke durch den Wald zu den Fennbergen. Das waren zwei Hügelchen, die aber immerhin vier Abfahrten boten. Wir Fingers und Plaues sind eine große Familie, die dort unterwegs waren“, erzählt er und berichtet von seinem Vater Oskar Finger, der aus dem Riesengebirge stammte und ein passionierter Wintersportler war. Um sich im Skispringen auszuprobieren, bauten sich die Jungs eine Rampe aus Schnee. „Aber wir sind ins Flache gesprungen. Dann haben wir den Schanzentisch verlegt, aber der Anlauf war kürzer. Mein Vater hatte dann die Idee, einen Anlauftisch zu bauen.“

Um das Projekt Sprungschanze verwirklichen zu können, wurde beim Förster die Erlaubnis eingeholt, ein paar Bäume zu fällen. Dann ging es los. „Das war eine ganz schöne Schinderei für uns Kinder, im Sommer hatten wir doch anderes vor. Aber es gelang und die erste Schanze war fertig. Das Foto zeigt wohl die erste Variante. Die war noch zu klein geraten. Ich habe es noch im Ohr, wie mein Vater sagte, dass es genug schneien würde und die Bretter nicht besäumt werden müssten. Doch rieselte der Schnee durch. Die Bretter rechts waren aufgenagelt, damit wir überhaupt hoch kommen konnten. Von der Weite her war die Schanze enttäuschend. Maximal acht Meter weit konnten wir springen.“

Bei der zweiten Version wurde der Anlauf flacher, aber deutlich länger in die Bäume reingebaut. Die Bretter wurden besäumt. Es gab Plattformen für Zuschauer. Die Sprünge gingen über zehn, zwölf Meter. „Die Hauptarbeit war der Aufsprunghang. Die LPG half mit. Lothar Mahnitz organisierte einen Traktor RS09 und Uwe Schulz ein Pferd mit Wagen, womit das Material nach oben gebracht wurde“, denkt Wolfgang Finger zurück. Und auch daran: „Der ABV sagte zu meinem Vater: Wenn hier was passiert, bist du der Dumme. Daraufhin brachte er das Schild an, dass das Betreten auf eigene Gefahr geschieht. Aber es ist nie was passiert.“

Anfang der 1970er Jahre zog Familie Finger nach Havelberg. Später mal hatte Wolfgang Finger nach der Schanze geschaut, die am Ortseingang links, von Havelberg kommend, nahe der Bahngleise stand. Nichts ist mehr davon zu sehen. Aber die Erinnerungen sind geblieben. „Es war eine sehr schöne Zeit in Schönfeld. Im Winter sind wir Ski gefahren oder Schlittschuh auf dem Dorfteich. Bis zur 3. Klasse wurden wir in der Schule von Otto Koch unterrichtet. Jede der drei Klassen hatte zehn, zwölf Schüler und wir waren alle in einem Raum. Von Klasse 4 bis 8 ging es dann mit dem Zug nach Sandau zur Schule.“ Wolfgang Finger freut sich schon: Im Sommer gibt es 50 Jahre nach dem Schulabschluss das erste Klassentreffen.

Als Erste hatte sich Juliane Braun zu dem in der Volksstimme veröffentlichten Foto gemeldet. Sie gehört dem im vorigen Jahr gegründeten Dorfverein an, der für 2020 das 600-jährige Dorfjubiläum vorbereitet. Da soll die Schanze natürlich auch ein Thema sein. Sie schickte drei Fotos und berichtete, dass ihr Papa auch von der Sprungschanze gesprungen ist. „Er kann sich an keinerlei Knochenbrüche seiner Sprungkollegen erinnern, lediglich die hölzernen Skier seien des Öfteren zu Bruch gegangen.“

Auch Roland Endler, ebenfalls einstiger Schönfelder, meldete sich. Er glaubt, auf dem Foto rechts stehend Frank Benneckendorf und Lothar Mahnitz erkannt zu haben. „Ich erinnere mich gern an eine schöne Jugendzeit in Schönfeld.“ Werner Jacobs hat als ehemaliger Schönfelder, der damals schon in Havelberg wohnte, den Bau der Schanze mit verfolgt und denkt dabei an Oskar Finger, zweimal Brauns und Gerd Fischer. Und Rolf Müller erinnert sich an seine Zugfahrten zum Studium von 1974 bis 1978 von Havelberg nach Magdeburg. „Links von den Gleisen stand die Schanze, dass jemand gesprungen ist, kann ich mich nicht erinnern.“