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Küchenspione Wildes Kochen im Klietzer "Seeblick"

Bei den Küchenspionen Björn Gäde und Jenny Freier und Genuss-Reise-Bloggern Monika und Petar Fuchs ging es im November "Wild" zu.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 08.11.2018, 14:00

Klietz l Der „Treiberschmaus“ kam auf den Tisch. Fast schon etwas wehmütig eröffnete Küchenspionin Jenny Freier die November-Kochrunde im Klietzer Landguthotel „Seeblick“. Es war das vorletzte Mal, dass die Tourismusmanagerin der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land zusammen mit Björn Gäde vom Leader-Management der Lokalen Aktionsgruppe Elb-Havel-Winkel in Töpfe und Pfannen schaute, um mit der Aktion auf die kulinarischen Reize der Region aufmerksam zu machen. Umso größer ist aber auch die Vorfreude, dass nun bald der Kalender 2019 mit den zwölf Gerichten von Hobby- und Profiköchen gedruckt wird. Und auch im landesweiten Wettbewerb um den Tourismuspreis „Vorreiter 2018“ steigt die Spannung: Die Küchenspione gehören zu den zehn von 27 Beiträgen, die es in die Endrunde geschafft haben. Und der Publikumspreis ist auch noch zu vergeben – im Internet, Rubrik „Service“, Küchenspione kann man noch bis zum 27. November voten.

Der letzte Termin des Jahres führt die Spione – dann ist die Kultur- und Tourismusbeauftragte Martina Heinrich aus dem Havelberger Rathaus als dritte Spionin wieder mit dabei – nach Molkenberg, wo zusammen mit der Sagenfigur Frau Harke ein kulinarischer Leckerbissen auf den Tisch kommt.

Im Klietzer „Seeblick“ ist es ein traditionelles Gericht, bei dessen Zubereitung sich die beiden Köche Kathleen Nowak und Matthias Hirsemann über die Schulter schauen lassen: Treiberschmaus. Gastwirt Maik Kleinod stimmt die Spione und die beiden Blogger Monika und Petar Fuchs aus Bayern darauf ein: Mit dem Jagdherrenteller und der Wildplatte Diana gehört der Treiberschmaus zu den drei Wildgerichten, die auf der Speisekarte stehen. Schon vor vielen Jahren gab es ihn: Nach der Jagd wurden Nieren und Herz des erlegten Wildes von den Jägern an die Treiber – einst arme Bauern – als Dank für die Hilfe verteilt. „Wildgerichte erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Das Bewusstsein der Menschen, wo das Produkt herkommt, wächst. Und bei Wildgerichten hat man Bio pur“, sagt Maik Kleinod, selbst Jäger. Damit das Wild überhaupt auf den Teller kommen darf, sind strenge Vorschriften einzuhalten: Sowohl eine Untersuchung des Fleisches als auch eine akribische Dokumentation sind nötig. Erst dann können sich die Köche an die Verarbeitung machen.

Und die erlebten die Spione und Blogger mit, halfen beim Schälen der Äpfel und Kartoffeln, beim Pellen der Zwiebeln und beim Braten der Leber. Die stammt von einem Rotkalb. Angerichtet mit Kartoffelpüree, gebratenen Zwiebel-Apfel-Ringen an Rotweinbirne mit Preiselbeersahne war es nach nur einer halben Stunde Arbeit ein Gaumenschmaus.

Nebenbei hörten sie von Maik Kleinod, wie sich der „Seeblick“, schon 1890 als Bauernhof mit Bewirtung und Übernachtung bekannt, in den zurückliegenden Jahren entwickelt hat: Schon zu DDR-Zeiten als „Bomber“ eine vor allem bei Soldaten beliebte Gastwirtschaft mit mehrfach Tanz pro Woche, lief es nach der Wende schleppend und Mitte der 90-er Jahre war Schluss. Als Bauunternehmer Maik Kleinod sich dafür interessierte, war das Gebäude schon fast eine Bauruine, die er abreißen wollte, um einen Supermarkt zu errichten. Aber im Gemeinderat wünschte man sich eine Gaststätte. Die Idee reifte und 2003 eröffnete der „Seeblick“ mit Gaststube, Jägerzimmer, Saal und acht Zimmern zum Übernachten. Stillstand gab es seitdem nie. 2010 wurde nebenan ein neugebautes Bettenhaus eröffnet: Im Untergeschoss haben sich Ärzte niedergelassen, oben gibt es 19 Hotelzimmer und zudem ein behindertengerechtes Zimmer im Untergeschoss. Somit können 60 Gäste übernachten. Dass die Auslastung bei 65 Prozent liegt, freut den Gastwirt, dessen Frau Kathrin auch zum Team mit insgesamt 20 Mitarbeitern gehört. 2014 wurde ein Wintergarten angebaut und 2015 ein Spielplatz eröffnet.

Vom Gaumenschmaus in Klietz werden die Blogger auf ihrer Webseite im Internet berichten. Und nicht nur, dass sich ein Besuch im Elbe-Havel-Winkel wegen der guten Küche lohnt, sondern auch wegen der anderen Angebote. Denn die beiden Genuss-Reise-Blogger, die schon 2017 in der Altmark westlich der Elbe unterwegs waren und schon 45 Länder der Welt bereist haben, sind angetan von den kleinen Schätzen, die der Elb-Havel-Winkel östlich der Elbe zu bieten hat. Jenny Freier stellte für sie ein schönes Zwei-Tages-Programm zusammen: Dazu gehörte Buttern mit Edith Läufer im Klietzer Hofmuseum, Wandern mit Steinborns auf dem Fledermauspfad, Rundflug von Scharlibbe aus über die Region, des Havelberger Doms, der Sandauer Kirche und des Schönhauser Bismarck-Museums. „Der Besuch des Elb-Havel-Winkels lohnt sich wirklich sehr!“, so das Fazit. Dem Ehepaar Fuchs ist es wichtig, seinen Lesern authentisch und ehrlich von Reisezielen zu berichten. „Wir wollen nicht von einem Höhepunkt zum nächsten hasten, sondern in die Region eintauchen, Land und Leute und das regionale Essen kennenlernen.“ Ob nun Treiberschmaus, das traditionelle Herstellen der Butter, die Leidenschaft von Steinborns für die Natur oder das Wandeln auf Bismarcks Spuren – Monika und Petar Fuchs wollen ihren Lesern eine Reise zwischen Elbe und Havel empfehlen.