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Online zu hören Coronalied geht „Tief unter meine Haut“

Mit einem gerade komponierten Lied drückt der Schönhauser Hobbymusiker Jörg Kluge aus, was ihn in der Corona-Zeit bewegt.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 09.01.2021, 00:01

Schönhausen l Täglich kommen mehr Klicks dazu. Im Internet ist das Lied „Tief unter meiner Haut“ seit Ende Dezember auf verschiedenen Kanälen zu hören. Dass die Resonanz so groß ist, freut Jörg Kluge und seine Familie. Denn auch seine beiden Töchter Lisa (22) und Johanna (19) haben Anteil daran.

Der 52-Jährige ist Mediengestalter mit einer eigenen Agentur im Ort. Die Musik bestimmt sein Leben seit der Jugend. Mit der Schülerband „The Tigers“ in Tangermünde, wo er aufgewachsen ist, nimmt die musikalische Laufbahn schnell Fahrt auf. Dann „Altstadt“, kurze Zeit bei „Vehikel“ und „Five years later“. Als Sänger von „East Rock West“ steigt der Bekanntheitsgrad, das Spiel als Vorband vor Janette Biedermann beim Stendaler Sparkassencup und den Kultbands „City“ und „The Lords“ mit Tausenden Fans bleiben unvergessen. Der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit und dazu die Familie lassen für das mit Proben und Auftritten viel Zeit fordernde Hobby kaum mehr Spielraum. „East Rock West“ lösen sich auf dem Höhepunkt der Karriere auf, die Mitglieder gehen musikalisch neue Wege. Auch Jörg Kluge. Durch Zufall entsteht „Schlagersahne“ und macht sich ab 2005 schnell einen Namen als Partyband in der Altmark. Die Flut 2013, die das Grundstück der Familie flutet, vernichtet auch einen Teil der Technik – das Ende der Band ist damit besiegelt. Nur hin und wieder sorgt „Schlagersahne“ bei Familienfesten für Stimmung. Natürlich greift der Musiker immer wieder gern zur Gitarre, singt für sich und für Freunde. Und er steht den Töchtern, die Gitarre und Klavier spielen, zur Seite.

Im November nimmt er zusammen mit seinen musikalischen Töchtern, die bedingt durch den Lockdown viel Zeit zu Hause verbringen, Weihnachtslieder auf, verschenkt die CD an Familie und Freunde.

Corona – der alles überschattende Gedanke – und einen Song darüber zu schreiben, geistert ihm immer wieder durch den Kopf.

Und auch wenn sich das ganz klischeehaft anhört: „Ich hab davon geträumt! Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und hatte die Melodie im Kopf, ein paar Wortfetzen dazu. Bloß nicht vergessen!“ Er steht auf, setzt sich an den Küchentisch, singt die Melodie ins Handy. Und dann lässt er doch erst einmal davon ab. Aber sein geträumtes Lied geht ihm nicht aus dem Kopf. „Und Corona kam dann im Dezember immer näher, auch im Freundes- und Bekanntenkreis. Das beschäftigt einen doch sehr. Wie kann man am besten Mitgefühl zeigen und Hoffnung verbreiten? Mit einem Lied!“ Also wird aus dem Traum Wirklichkeit.

Er nimmt die Gitarre zur Hand, vervollständigt im Tonstudio die Melodie, die mit den Wortfetzen verschmilzt. Lisa und Johanna, die das musikalische Talent in die Wiege gelegt bekommen haben, runden den Gesang ab.

Das Tüpfelchen auf dem i ist ein Video. Lisa studiert im 5. Semester Kommunikationsdesign an der Uni in Hannover. Wie „Tief unter meiner Haut“ ins rechte Licht setzen? Mit der neuen Kamera, die sie gerade zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, zieht sie los. Filmt leere Straßen als Sinnbild für Einsamkeit, die Natur für Stille. Minimalistisch soll es sein, den Text unterstützen, „Hass, Schmerz, Kälte und auch Einsamkeit“ ausdrücken, wofür Corona sorgt. Aber auch Hoffnung machen. Sie filmt dazu ihren Vater im Studio im Scheinwerferlicht am Mikrofon und Gitarre spielend. Vor der Kulisse der untergehenden Sonne an der Tangermünder Elbbrücke endet das über dreiminütige Video.

Kurz vor Silvester, ist „Tief unter meiner Haut“ fertig. Jörg Kluges Lebensgefährtin Karin Buchholz, Freunde und ehemalige Bandkollegen hören als Erste zu. Und ermutigen ihn, das Lied die breite Öffentlichkeit hören zu lassen. Also rein ins Internet auf verschiedene Kanäle, You Tube beispielsweise. Die Hörer liken den Song, teilen ihn, täglich steigen die Klickzahlen, die längst im vierstelligen Bereich sind. Eine Musikvermarktungsfirma sorgt jetzt auch dafür, dass man den Song auch bei Amazon herunterladen oder ihn sich bei verschiedenen Anbietern wie auch Spotify anhören kann.

Kommt da noch mehr? Ein zweiter Corona-Song? „Vielleicht. Lust haben wir auf jeden Fall. Und durch die Verlängerung des Lockdowns haben wir auch Zeit dazu. Mal sehen ...“

Wer den Song sucht, gibt am einfachten bei google "Jörg Kluge" und "Tief unter meiner Haut" ein.