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Minister Aeikens verspricht Hilfe / Anerkennung für Hartwig Dammeyer und Gernot Quaschny Ostelbischen Landwirten droht ein Fiasko

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 28.06.2013, 03:14

HohengöhrenerDamm l "Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen!" Das antwortete Landwirt Hartwig Dammeyer von der Ostfriesland GbR auf dem Hohengöhrener Damm, als Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) ihm gestern zum Abschied seines Besuches alles Gute wünschte. Auf seiner Tour durch das Elbe-Havel-Land wollten sich der Landespolitiker und seine Mitarbeiter ein Bild von der Situation vor Ort machen, "vom Schreibtisch sieht man viele Dinge nicht".

Nach der Stippvisite bei der Scharlibber Agrargenossenschaft (dazu demnächst mehr), ging es zu Hartwig Dammeyer auf den Hohengöhrener Damm. Hier sprach der Gast erst einmal seine Anerkennung für die Solidarität unter den Landwirten aus. Denn die Ostfriesland GbR hat zusätzlich zu ihren eigenen Tieren auch noch rund 100 der GbR von Barbara und Bernd Bleis aus Schönhausen aufgenommen. Diese wurden gestern Abend mit Transportern wieder nach Hause gebracht.

Hartwig Dammeyer schilderte die schwierige Situation an den Tagen nach dem Deichbruch. Nicht nur, dass der Strom abgeschaltet wurde - auch das Wasser kam der Anlage bedrohlich nahe. Mit einem eilig aufgeschütteten Wall wurde die Biogasanlage so gut es ging geschützt, der hier entstandene Schaden sei überschaubar.

Ganz im Gegenteil zu den Schäden auf den Feldern. Die 270 Hektar Land am Hohengöhrener Damm sind zu 100 Prozent überflutet, beim Betriebsteil Jederitz stehen nur noch zehn Prozent - Triticale - von 190 Hektarn trocken.

Folgeschäden heute noch nicht abzusehen

"Es war der ungünstigste Zeitpunkt, zu dem das Wasser kam. Saat und Düngung waren auf dem Feld, jetzt wollten wir ernten und den Lohn einfahren." Das könne man für dieses und zu einem sehr großen Teil auch nächstes Jahr vergessen. "Ich wache morgens mit Fragezeichen im Kopf auf und gehe abends genauso ins Bett. So viele Dinge sind unklar, man kann noch gar nicht alles überblicken." Als ein Beispiel der Folgen nannte er die Gülleausfuhr im Herbst. "Wo sollen wir dieses Jahr damit hin? Die Felder werden nicht befahrbar sein." Wenn es keine angemessenen Hilfen gibt, wäre es wie für alle Betriebe auch für Dammeyers ein finanzielles Fiasko. "Wir wirtschaften hier seit 20 Jahren in erster Generation, haben also auch keine großen Rücklagen, von denen wir zehren können. Immer wieder haben wir investiert, zuletzt in die Biogasanlage", berichtet Annedore Dammeyer. Sieben Angestelle arbeiten für die GbR, ihnen müssen rechtzeitig die Löhne gezahlt werden.

Der Minister erklärte, dass die Hilfen im August, wenn auch die Ernte verkauft worden wäre, fließen. Die 5000 Euro Soforthilfe seien zwar ein Signal, reichen aber für gerade mal 150 Ballen Heu - die sind bei Dammeyers mit insgesamt gut 600 Kühen nach nur wenigen Tagen aufgebraucht. "Es gibt viele Hilfsangebote von Bauern, die westlich der Elbe nicht betroffen sind. Das Problem wird aber sein, das alles hierher zu bekommen, ganz abgesehen von den Transportkosten." Hier versprach der Minister Hilfe, "wir verhandeln mit der Bundeswehr, die wie schon 2002 einspringen könnte".

Dem Hohengöhrener Fischer Gernot Quaschny, der an dem Treff ebenfalls teilnahm, dankte der Minister für die selbstlose Hilfe beim Versorgen der Inseln Schönhausen, Hohengöhren und Neuermark-Lübars. Auch Gernot Quaschny tat seine Sorgen vor der Zukunft kund. Neben den jetzt schon erlittenen Schäden an Haus und Betriebsstätten befürchtet er ein Fischsterben in Größenordnungen.

Auch die Genossenschaft Fischbeck und der Maschinenring standen auf dem Besuchsprogramm des Ministers.