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Tourismus Pedalenspione des Elb-Havel-Winkels besuchen Frau Harke und Lehrer Lämpel

Wie es sich mit dem neuen Radwegesystem radeln lässt, testeten die Pedalenspione. Die vierte führte auf der Nordroute über Kamern und Sandau auf die westelbische Seite und nach Havelberg.

Von Andrea Schröder 16.07.2021, 20:33
Bei 35 Grad im Schatten und radeln oftmals in praller Sonne freuten sich die Pedalenspione, am späten Nachmittag Havelberg wieder erreicht zu haben. Am Deich im Mühlenholz befindet sich der Knotenpunkt 99.
Bei 35 Grad im Schatten und radeln oftmals in praller Sonne freuten sich die Pedalenspione, am späten Nachmittag Havelberg wieder erreicht zu haben. Am Deich im Mühlenholz befindet sich der Knotenpunkt 99. Foto: Andrea Schröder

Elb-Havel-Winkel - Ausgeruht und mit einem leckeren Frühstück auf den Havelhöfen in Garz gestärkt, gehen die Pedalenspione des Elb-Havel-Winkels auf die zweite Etappe der Nordtour, der Natur- und Hanseroute. Es ist die vierte und letzte Etappe der diesjährigen Marketingoffensive des Elb-Havel-Winkels, bei der das neu geschaffene Knotenpunktsystem, oder besser, das „Radeln nach Zahlen“ getestet wird.

Erstes Ziel ist Kamern. An der Hedemicke empfängt Frau Harke die Radfahrer. Ans Briesenick aus Molkenberg schlüpft gern in die Rolle der Sagenfigur und berichtet aus ihrem Leben. Dass sie naturverbunden war, erfahren die beiden Bloggerinnen Kristin und Kathrin Haase aus Hamburg. „Frau Harke, Sie sind mir sehr sympathisch“, sagt Kathrin Haase. Die eineiigen Zwillinge haben sich eine Radtour gewünscht, bei der Tiere, Pflanzen und Naturlandschaften im Mittelpunkt stehen. Ihre Vorstellungen erfüllen sich auch auf dieser zweiten Etappe. Rehe springen über Felder, Vögel kreisen durch die Lüfte, Störche sind auf Nahrungssuche und überall gibt es Natur pur.

Fotos von Hedemicke bekommen Seltenheitswert

Fotos vor der Hedemicke – die alte Kiefer symbolisiert den Spinnstock von Frau Harke, den sie einst vor ihrer Flucht aus den Kamernschen Bergen in die Erde gestampft haben soll – bekommen Seltenheitswert. Denn der abgestorbene und nicht mehr verkehrssichere Baumstumpf, der seit 1955 Naturdenkmal ist, wird voraussichtlich durch eine neu geschaffene Skulptur ersetzt.

Weiter geht’s zum See in Kamern. Der Planet drückt schon heftig. Das animiert Leader-Manager Björn Gäde, der zusammen mit den Touristikerinnen Marina Heinrich aus Havelberg und Jeanett Czinzoll aus dem Elbe-Havel-Land die Spionenreihe anbietet, zu einem kurzen Sprung ins kühle Nass. Auf der Fahrt nach Sandau halten die Radfahrer kurz an der Frau-Harke-Wegemarke am Ortsausgang in Wulkau. Zufällig treffen sie dort den Initiator der markanten Sitzgruppen Günter Klam aus Kamern. Er berichtet von einer Festwoche, die 2022 anlässlich von 700 Jahren Altkamern stattfinden soll.

Waren sie auf der ersten Etappe der Nordtour auf Picknick angewiesen, weil keine Gastwirtschaften auf dem Weg liegen, sieht das auf dieser Route ganz anders aus. In Sandau hat Schützenhaus-Wirt Detlef Ballendat das Mittag für die Gäste vorbereitet. Eine Stippvisite unternehmen die Spione am wieder aufgebauten Kirchturm an der Straße der Romanik. Sehenswert ist im Turm der offenen und Radfahrerkirche, in der Ehrenamtliche Besuche ermöglichen, die Miniaturenwelt. Einwohner der Stadt haben Objekte dazu beigetragen.

Erfrischung mit einer Holunderblütenschorle

Nach dem Essen wechseln die Radler auf die westliche Seite der Elbe. Kathrin und Kristin Haase sind begeistert von der Fährüberfahrt im Gierseilbetrieb. Die Radrunde über beide Fähren von zum Beispiel Havelberg oder Sandau aus ist bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt.

In Büttnershof lädt Bernd Prüfert die Pedalenspione auf seinem idyllisch gelegenen Gasthof zu einer Holunderblütenschorle von eigenen Holunderbüschen ein. Hier verabschiedet sich die Radwegebeauftragte des Landkreises Stendal Simone Tandeck nach fast vier Tagen Radtour in Richtung Stendal. Sie hat sich über die Einladung gefreut, kann sie doch so einmal mehr besser beurteilen, was Radfahrer benötigen. Havelberg liegt an verschiedenen Knotenpunkten: Elbe- und Havelradweg, Altmarkrundkurs, Bischofsroute und Tour Brandenburg. „Ich bin schon so viele Jahre im Radtourismus tätig und es gibt immer wieder neue Seiten zu entdecken. Schön, dass Unternehmen und Vereine mit Schmackes daran gehen, die Altmark und die Prignitz zu beleben.“

Café befindet sich in früherer Jungenschule

Am Radwegeknotenpunkt 11 geht es in Richtung Werben weiter. Hier erwartet die Radfahrer nahe dem kleinen Örtchen Kannenberg eine naturbelassene Strecke über den Altdeich. Angesichts der heißen Temperaturen ist das Fahren unter schattigen Bäumen sehr angenehm. Der Blaue See und andere kleine Gewässer sind ein Refugium für viele Vögel. Hinter Berge kommt Werben. Dort wartet der Vorsitzende des Arbeitskreises Werbener Altstadt auf die Gäste. Das Domizil liegt gegenüber der Johanniskirche. Das Gebäude wurde 1722 bis 1724 als Jungenschule erbaut. Der Zahn der Zeit nagte über die Jahrhunderte heftig an dem Haus. Der Verein nahm zunächst eine Notsicherung vor. Inzwischen läuft der vierte Bauabschnitt der Sanierung. Vor zwei Jahren eröffnete der Verein das „Café Lämpel“ in der kleinsten Hansestadt Deutschlands. Von der leckeren Stachelbeer-Baiser-Torte kosten die Pedalenspione natürlich. Geöffnet ist es mittwochs bis freitags von 11 bis 17 Uhr, an Wochenenden von 14 bis 17 Uhr. Ein gutes Dutzend Ehrenamtlicher kümmert sich um den Betrieb.

Neu im Haus ist das Seidel-Kabinett mit Malerei des im Elbestädtchen lebenden Gerhard Seidel. Weil Werben auch eine Biedermeierstadt war, organisiert der Arbeitskreis heutzutage Sommerfest und Weihnachtsmarkt im Biedermeierstil – wenn nicht Corona Planungen zunichte macht.

Vor dem von 1464 bis 1470 erbauten Elbtor begrüßt Diana Dahlenburg die Radfahrer. Montags bis freitags öffnet sie das im Bauwerk befindliche Heimatmuseum von Mai bis Oktober von 9 bis 15 Uhr, an Wochenenden von 11 bis 15 Uhr. Wer die Stufen im Turm hinaufgeht, wird oben auf der Plattform mit herrlichen Blicken auf die Altstadt und die Elblandschaft belohnt. Und auch die Störche lassen sich von dort gut beobachten.

Infos zur „Flederschmauswiese“

Kurs nehmen die Radfahrer nun auf Havelberg. Auf dem Elbdeich gelangen sie zur Fähre Räbel. Zur brennenden Sonne hat sich eine frische Brise gesellt. Backofen-Feeling. Da ist nach dem kurzen Stopp am Knotenpunkt 99 an der Deichüberfahrt in Havelberg die Fahrt durchs schattige Mühlenholz eine Erholung. Am Haus der Flüsse berichtet Umweltpädagoge Derk Schneider vom Vorhaben gemeinsam mit der Stadt, auf der gegenüber liegenden Spülinsel eine „Flederschmauswiese“ mit Fledermaushorchstation und Lehrpfad zu errichten. Um die Tier- und Pflanzenwelt dreht sich auch der abendliche Radausflug auf der Königsallee mit Tobias Ernst, der ebenfalls im Biosphärenreservat Mittelelbe arbeitet. Die Mitarbeiter laden (außerhalb von Corona) regelmäßig zu thematischen Führungen ein.

Nach 53 Kilometern an diesem Tag werden die Räder zurückgebracht zu Fahrrad-Hubeny. Nach dem Abendbrot beim Italiener fallen die Pedalenspione später leicht erschöpft, aber mit vielen neuen Eindrücken im Altstadtcafé in ihre Betten. Am Vormittag des nächsten Tages erkunden sie noch die Ausstellung im Natura-2000-Infozentrum Haus der Flüsse und erfahren bei einem Rundgang durchs Mühlenholz mit Naturführerin Christiane Frontzek unter anderem, dass auch in toten Bäumen noch jede Menge Leben steckt.

An der Hedemicke in Kamern begrüßt Frau Harke, alias Ans Briesenick aus Molkenberg, die Gäste auf der Natur- und Hanseroute.
An der Hedemicke in Kamern begrüßt Frau Harke, alias Ans Briesenick aus Molkenberg, die Gäste auf der Natur- und Hanseroute.
Foto: Andrea Schröder
Ein Aufstieg aufs Elbtor in Werben lohnt sich.
Ein Aufstieg aufs Elbtor in Werben lohnt sich.
Foto: Andrea Schröder
Auch umgestürzte Bäume haben noch jede Menge Leben, erklärt  Christiane Frontzek (rechts) beim Rundgang durchs Mühlenholz in Havelberg.
Auch umgestürzte Bäume haben noch jede Menge Leben, erklärt Christiane Frontzek (rechts) beim Rundgang durchs Mühlenholz in Havelberg.
Foto: Andrea Schröder
Eine Fahrradrunde über die beiden Fähren in Sandau (Foto) und Werben/Räbel ist bei einheimischen Radfahrern ebenso beliebt wie bei Urlaubsgästen.
Eine Fahrradrunde über die beiden Fähren in Sandau (Foto) und Werben/Räbel ist bei einheimischen Radfahrern ebenso beliebt wie bei Urlaubsgästen.
Foto: Andrea Schröder