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Ab Schuljahr 2022 Rat stimmt für Erhalt der Sandauer Schule mit Anschluss an Havelberg oder Schönhausen

Von Anke Schleusner-Reinfeldt Aktualisiert: 29.4.2021, 14:16
Die Sandauer Schule besteht ab 2022 als Teilstandort von Havelberg oder Schönhausen weiter.
Die Sandauer Schule besteht ab 2022 als Teilstandort von Havelberg oder Schönhausen weiter. Foto: Jörg Müller

Elbe-Havel-Land

Erleichtert verließen Sandra Bahlke-Frank und Jörg Müller von der Sandauer Bürgerbewegung die Ratssitzung. Mit einer Petition hatten die Stadtbewohner nochmals eindringlich den Erhalt der Schule gefordert. „Ein sehr erfreuliches Abstimmungsergebnis, Dankeschön den Verbandsgemeinderatsmitgliedern. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung und trägt dazu bei, dass die Gemeinden wieder zusammenwachsen. Jetzt sind wir an der Reihe, das Vertrauen in unsere Schule zu bestätigen und das den Eltern der künftigen Einschülern zu vermitteln.“

Fünf Gegenstimmen und eine Enthaltung

Beschlossen hat der Rat mehrheitlich mit fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung, dass die Selbstständigkeit der Sandauer Schule ab 2022 aufgehoben wird und „vorbehaltlich des positiven Stadtratsbeschlusses der Einheitsgemeinde Havelberg ein Grundschulverbund mit Hauptstandort Havelberg und Teilstandort Sandau zu bilden ist. Bei Ablehnung dieser Variante durch den Stadtrat wird die andere Variante – Hauptstandort Schönhausen und Teilstandort Sandau – umgesetzt.“

Ob der Havelberger Stadtrat auf seiner nächsten Sitzung überhaupt über das Thema spricht, bleibt abzuwarten. Bürgermeister Bernd Poloski (parteilos) erklärte gestern gegenüber der Volksstimme, dass die schriftlich über die Situation informierten Stadträte anderthalb Wochen Zeit haben, sich zu äußern – die Frist endet am Montag. Nur wenn eine Fraktion oder auch ein Einzelner den Antrag auf Aufnahme des Themas auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung stellt, kommt es zur Beratung und Abstimmung – wenn nicht, ist das Thema für Havelberg und somit dann auch für die Verbandsgemeinde vom Tisch.

Ausnahmeantrag für kommendes Schuljahr ist gestellt

Die Verwaltung legte auf der Sitzung für Sandau ganz aktuell ermittelte Zahlen vor: Im Sommer werden nur 13 Kinder eingeschult – gefordert sind für Anfangsklassen 20. Deshalb hat die Verwaltung auch einen Ausnahmeantrag gestellt. Mit 56 rutscht die Zahl der Gesamtschüler unter die Mindestgrenze von 60 und bleibt es auch, bis auf 2024/25 mit 71, auch in den Folgejahren.

„Wir haben alle Möglichkeiten abgeklopft“, stieg Bürgermeisterin Steffi Friedebold (parteilos) in die Diskussion ein. Den Verbund von Sandau und Klietz hat das Landesschulamt bei einer erneuten Nachfrage abgelehnt – die Klietzer Zahlen reichen als Hauptstandort nicht. Es bleiben also nur der Verbund mit Havelberg oder Schönhausen.

Nur die Zahlen sind die Spielregeln

Dass die Zahlen „die knallharten Spielregeln bei der Schulentwicklungsplanung sind und Qualität keine Rolle spielt“, bedauerte Sebastian Heinicke (Jugend Schollene). Torsten Peters (Wählergemeinschaft Klietz) wies darauf hin, dass der Rat schon 2013 beschlossen hat, dass langfristig nur Klietz und Schönhausen Bestand haben. Laut seiner Rechnung werden mit der Schließung der Sandauer Schule über 100 000 Euro jährlich eingespart.

Arno Brandt (parteilos) bekräftigte erneut seinen Standpunkt, nur Schönhausen und Klietz zu erhalten. „In Klietz könnten mit wenigen Mitteln die Voraussetzungen geschaffen werden, die Kinder der Sandauer Schule aufzunehmen, die Mehrzahl fährt doch jetzt schon. Wir im Rat sind nicht nur für die Sandauer Schule verantwortlich, sondern auch für die Kindergärten und vor allem die Feuerwehren, bei denen etliche Gerätehäuser zu sanieren sind.“ Wolfgang Hellwig (CDU) appellierte an das Solidarprinzip: „Wir haben mit den Landesvorgaben nun endlich die Möglichkeit der Schulverbünde und somit den Erhalt von Sandau – das müssen wir nutzen!“ Sandau so lange wie möglich zu erhalten, ist auch der Standpunkt von Bernd Witt (parteilos). Als Verwaltungsleiter habe er die schmerzhafte Schließung der Schulen in Schollene und Wust miterlebt, „das tat weh“.

Holger Köhne (Die Linke) rechnete vor, dass es ohne die Schule in Sandau keinen wirtschaftlichen Vorteil für die Verbandsgemeinde gebe. Er zeigte sich nach Gesprächen mit Havelberger Stadträten zuversichtlich, dass der Anschluss an Havelberg klappt und sagte: „Kein Kind aus Sandau wird jemals in Schönhausen oder Klietz eingeschult!“

Während der Einwohnerfragestunde zum Auftakt der Sitzung drehte sich auch alles um die Schule. Landtagsabgeordneter Chris Schulenburg (CDU) erklärte, dass das Land die Voraussetzungen geschaffen habe, kleine Schulen zu erhalten, „dieses Angebot sollte man nutzen“. Carmen Oelsner bedauert, dass an Kindern gespart werden soll.

Die Schönhauser Schulleiterin Kerstin Gebhardt äußerte gestern im Gespräch mit der Volksstimme Bedenken, dass ein möglicher Schulverbund mit einer 20-Kilometer-Entfernung zwischen Sandau und Schönhausen schwer realisierbar sei, außerdem bleibe nur sehr wenig Zeit, eine neue Konzeption zu schreiben.

Mit dem Ratsbeschluss sind die Weichen für den Erhalt von Sandau gestellt. Nun bleibt es abzuwarten, ob die Reise nach Havelberg oder Schönhausen geht.