Kameradschaft hält in der Havelberger Bundeswehrkaserne Rückblick Reservisten feiern das 20-jährige Bestehen
Havelberg l Am 14. Oktober 1991 hatten sich Angehörige der aufgelösten Nationalen Volksarmee in der Gemeinde Klietz zusammengefunden, um hier die Kameradschaft "Ehemalige, Reservisten, Hinterbliebene" Klietz-Havelberg im Bundeswehrverband zu gründen. Vorbereitet hatten das Treffen die Ex-NVA-Oberste Siegfried Kasper, Rudolf Hoffmann und Hubert Wessel. Sieben der 35 Anwesenden trugen sich in die Gründungsliste ein, Siegfried Kasper wurde erster Vorsitzender.
Das ist nun genau 20 Jahre her. Aus diesem Anlass hatte die Kameradschaft zu einer Feierstunde in die Bundeswehrkaserne Havelberg eingeladen. "Es war teils sehr turbulent zugegangen", blickte Peter Staschewski, der jetzige Vorsitzende, zurück. Viele NVA-Soldaten verloren ihre Arbeitsplätze, andere hatten eine ungewisse Zukunft vor sich. Der Bundeswehrverband habe den einstigen Feinden die Hand zur Versöhnung gereicht, betonte der Redner - das war nicht selbstverständlich.
Doch fanden die einstigen Soldaten aus Deutschland-Ost und -West schnell zueinander. Freundschaftliche Kontakte bestehen inzwischen zu den Rheinpionieren in Karlsruhe oder den Pionieren der Unterelbe.
In den 20 Jahren gab es wie so oft Höhen und Tiefen. Noch immer kämpft der Bundeswehrverband um die politische Anerkennung der Lebensleistung der NVA-Angehörigen. Fast 50000 Unterschriften wurden zur Anerkennung der Dienstzeiten bei der NVA und für die volle Zahlung der Pensionen gesammelt. Noch immer wird nämlich die Dienstzeit in der NVA nicht bei der Pensionierung angerechnet. So mancher pensionierte Bundeswehrsoldat, der vorher in der NVA war, muss seine Pension vom Sozialamt auf Hartz-IV-Niveau aufstocken lassen. Um das Unrecht bei der Anerkennung der Lebensleistung zu beseitigen, hat der Verband eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag gegeben. Deren Ergebnis soll im nächsten Jahr dem Bundestag vorgelegt werden.
Der jüngste Erfolg war die "Aktion Postkarte": Ab diesem Jahr erhalten Bundeswehrangehörige und Pensionäre wieder ein Weihnachtsgeld. Das sollte eigentlich schon im Vorjahr kommen, doch war dies von der großen Politik "vergessen" worden.
Ein weiterer Erfolg des Verbandes sei, dass Einsatzschäden der Soldaten nunmehr entschädigt werden. Dazu fließen jeweils 150000 Euro.
Ehrengast war Bürgermeister Bernd Poloski. Er erinnerte daran, dass Havelberg bereits seit 1685 Garnisionsstadt sei. Die Integration der einstigen NVA-Soldaten in die Bundeswehr sei eine große Leistung gewesen. Der einstige Pionier-Kommandeur Wolfgang Schürmann sei es gewesen, der damals auf die Ex-NVA-Angehörigen zugegangen sei. Kaum ein Höhepunkt finde ohne die Teilnahme der Kameradschaft statt. Es gibt ein attraktives Verbandsleben für die fast 100 Mitglieder.
Dieter Müller vom Landesverband kritisierte, dass die Politiker die Auslandseinsätze nur unzureichend begründet hätten. So muss der Verband auch darum ringen, dass die Akzeptanz der Soldaten in der Bevölkerung wieder wächst.