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Die Volksstimme im Gespräch mit dem Schollener Bürgermeister Armin Wernicke Schollene: "Die Schließung unserer Schule wäre ein schwerer Schlag!"

18.03.2013, 01:25

Der Haushaltsplan 2013 wird zwar erst erstellt, aber schon jetzt ist klar, dass die Gemeinde Schollene auch 2013 keine große Sprünge machen kann. Über Finanzen und Pläne sprach Anke Schleusner-Reinfeldt mit Bürgermeister Armin Wernicke.

Volksstimme: 2012 konnte erstmals kein ausgeglichener Haushalt aufgestellt werden. Dieses Jahr sieht es sicher nicht anders aus?

Armin Wernicke: Der Haushalt 2013 wird zurzeit gerade von der Kämmerin aufgestellt. Ich möchte jetzt noch keine Vorschau geben. Erst einmal wird sich der Gemeinderat mit dem Entwurf befassen. Nur so viel: Es ist richtig, dass die Gemeinde Schollene eine Finanzschwäche aufweist, welche nur über einen gewissen Zeitraum ausgeglichen werden kann. Um die Finanzgeschäfte darauf auszurichten, haben wir ein Konsolidierungskonzept aufgestellt. Das muss auch in diesem Jahr wieder erfolgen. Die Situation verlangt, genau zu überlegen, wofür die wenigen verfügbaren Mittel eingesetzt werden. Da auch zahlreiche Verpflichtungen bestehen, ist der eigene Gestaltungsspielraum eher überschaubar. Für dieses Jahr ist eine Erhöhung der Zuweisungen durch das Finanzausgleichsgesetz in Aussicht gestellt. Allerdings ist ebenfalls angekündigt, dass sich auch die Abführungen an die Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land und den Landkreis Stendal erhöhen werden. Der Haushaltsentwurf wird zeigen, wo wir stehen, vielleicht ja sogar besser als vermutet.

Volksstimme: Drohen zur Entspannung der finanziellen Lage Steuererhöhungen?

Armin Wernicke: Nein!

"Mit dem Ärztehaus liegen wir voll im Zeitplan."

Volksstimme: Schon im vergangenen Jahr war das Geld für den Ausbau des Ärztehauses samt Bibliothek im Haushalt eingestellt. Wann geht es hier tatsächlich los?

Armin Wernicke: Das letzte Jahr wurde genutzt, um für das Projekt die Finanzierung aufzustellen. Diese erfolgt über Fördermittel aus dem Leader-Programm und Eigenmittel, welche wir auf dem Finanzmarkt einwerben. Weiterhin wurde die Bauunterlage aufgestellt und die Erteilung einer Baugenehmigung beantragt. Die Baugenehmigung liegt vor. Damit konnte die Ausführungsplanung fertiggestellt werden. Aktuell sind die Bauleistungen ausgeschrieben. Interessenten können die Ausschreibung auf der Internetseite der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land einsehen. Nach dem Ablauf der Ausschreibungsfristen folgt die Wertung der Angebote, auf deren Grundlage der Gemeinderat die Leistungen vergeben wird. Dann kann die Realisierung des Vorhabens beginnen. Mit dem aktuellen Ablauf liegen wir im vorgesehenen Zeitplan.

Volksstimme: Gibt es 2013 eine größere Investition, die die Gemeinde trotz der äußerst knappen Mittel noch stemmen will?

Armin Wernicke: Ja, in diesem Jahr soll der Lückenschluss des Havelradweges zwischen Molkenberg und Warnau erfolgen. Damit hat die Gemeinde Schollene dann die aus dem Gesamtkonzept übernommenen Bauabschnitte, welche in unserer Zuständigkeit liegen, fertiggestellt.

Volksstimme: Welche Chancen sehen Sie für die Umsetzung des in Erwägung gezogenen Baus eines Heuheizwerkes?

Armin Wernicke: Um es gleich voranzustellen: keine! Die Machbarkeitsstudie wurde ja nach Fertigstellung in Schollene öffentlich vorgestellt. Danach wäre das Vorhaben mit einer kleinen schwarzen Zahl machbar, welche mit steigenden Energiepreisen wachsen würde. Es war auch nicht ausschließliches Ziel, hier hart gewinnorientiert zu wirtschaften. Schon das Verbleiben der Energiekosten in der Region wäre ja ein beachtlicher Gewinn. Aber das Projekt ist natürlich langfristig nur tragbar, wenn es sich rechnet. In Schollene ist ein umfangreiches Leitungsnetz erforderlich, was hohe Start- Investitionen bedeutet. Aber sogar das wäre noch machbar, schwieriger wird es, wenn große Abnehmer wie die Schule wegbrechen. Hier warf die Schulplanung schon mal ihre Schatten voraus. Damit ist jedes Finanzierungskonzept in Frage gestellt. Auch wenn ein Halmgutheizwerk in Schollene derzeit nicht umsetzbar ist, handelt es sich durchaus um eine solide, erprobte und wirtschaftliche Technologie, welche für Projekte gerade in Grünlandgebieten interessant sein kann. Wenn jemand Interesse hat - wir halten mit unseren Erfahrungen nicht hinter dem Berg.

Volksstimme: Die Landesregierung will die kleinen Grundschulen schließen. Sehen Sie eine Gefahr für die Schollener Schule, für deren Modernisierung sich die Dorfbewohner beim Ministerbesuch im Juli so leidenschaftlich eingesetzt hatten?

Armin Wernicke: Welche kleine Grundschule ist denn nicht von der angekündigten Schließung bedroht? Wer die erste Hürde noch schaffen kann, ist noch lange nicht über den Berg. Zumal sich bis 2016 die Vorgaben noch ändern können und daneben noch Landkreis und Verbandsgemeinde eigene Gestaltungsmöglichkeiten haben. Wie auch immer: Die Schließung der Schule wäre ein schwerer Schlag für Schollene und ich denke auch für die meisten anderen Kommunen. Es wird schwer sein, ein Dorf ohne Schule für junge Menschen überhaupt noch attraktiv zu gestalten. Neben den strukturellen Angeboten ist die dörfliche Gemeinschaft mit ihrem Vereinsleben für mich der wesentlichste Wohlfühlfaktor. Aber auch hier wird es mit rückläufiger Jugend nicht einfacher. Aber das alles an der Schulentwicklung fest zu machen, geht vielleicht auch am Kern vorbei. Wer die Bevölkerungsstatistik in der Volksstimme ein wenig verfolgt, insbesondere die Geburtenzahlen, wird sicher nachdenklich.

Volksstimme: Über den Kindergarten, bei dem bauliche Veränderungen dringend nötig und der Bau eines zusätzlichen Raumes gewünscht sind, hört man gar nichts mehr?

Armin Wernicke: Nach dem Scheitern des Schul-Kita-Projektes habe ich nichts mehr von konkreten Bauvorhaben allein für den Kindergarten gehört. Neuere Planungen gibt es meines Wissens nicht.

Volksstimme: Was wünschen Sie sich inpunkto Kindergarten und Schule vom Verbandsgemeinderat, der ja hier die Entscheidungen zu fällen hat?

Armin Wernicke: Ganz klar und deutlich, dass die Grundschule und die Kindertagesstätte erhalten bleiben. Es geht doch darum, den Kindern neben dem Schulbesuch auch noch die Teilnahme am dörflichen Leben zu ermöglichen und um Zeit zum Spielen mit Gleichgesinnten, statt Warte- und Fahrzeiten. Das Kultusministerium hält zwischenzeitlich Fahrzeiten von 45 Minuten für einen Weg für Grundschüler als durchaus zumutbar. Ich muss sagen, das ist für mich völlig unverständlich. Der frühere Slogan "Kurze Wege für kurze Beine" war wohl Wahlkampfgerede. Ich würde mir wüschen, dass der Verbandsgemeinderat bei einer Entscheidungsfindung auch daran denkt. Die Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land hat ja keinen starken Schulstandort, der aus eigenem Schüleraufkommen Bestandskraft hat und somit nicht in Frage steht oder gestellt werden kann. Dazu kommen die drei Schulstandorte Schollene, Sandau und Wust an der Gemeindegrenze. Wenn hier Standorte aufgelöst werden sollten, ist nicht auszuschließen, dass mehr oder weniger Schüler der Verbandsgemeinde durch Abwanderung verlorengehen, was natürlich die verbleibenden Schulstandorte schwächt. In Schollene ist dieser Trend ja ansatzweise mit Einschulungen in Wudicke bereits spürbar geworden. Keine einfache Situation, die sehr viel Unfrieden in der Verbandsgemeinde erzeugt. Bei den Kindergärten ist der Umgang damit noch recht entspannt. Offiziell werden noch keine Einrichtungen in Frage gestellt, deshalb gibt es kaum Diskussionsbedarf. Aber auch hier zählen letzten Endes wie bei den Grundschulen nur die Kinderzahlen.

Volksstimme: Schon seit mindestens zehn Jahren stelle ich im Jahresgespräch die gleiche Frage: Was ist mit dem geplanten Bau der Radwege von Schollene nach Neuschollene und nach Molkenberg?

Armin Wernicke: Diese beiden Abschnitte des Havelradweges liegen im Zuständigkeitsbereich der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt. Diese wird die Abschnitte auch selbstständig herstellen. Für den Bauabschnitt Weißer Berg bis Schollene liegen die Planungen konkret vor. Der Bauabschnitt von Schollene nach Molkenberg ist in der Planung. Nach Aussage des Behörde soll zuerst der Abschnitt Weißer Berg bis Neuschollene in Angriff genommen werden. Das entspricht auch der Gefährdungseinstufung für diese Strecke. Der Baubeginn ist noch in diesem Jahr geplant.

"Auch nach der Buga profitieren wir von all den Aktionen."

Volksstimme: Welche Impulse erhoffen Sie sich von der Buga im benachbarten Havelberg für Schollene?

Armin Wernicke: Die Buga ist schon allein durch die bislang einmalige Art der Durchführung in besonderer Weise geeignet, für eine ganze Region Wirkung zu entfalten, wirbt doch ein ganzes Team von Mitarbeitern professionell und nachhaltig für die Havelregion, deren Bestandteil auch Schollene ist. So eine Werbeaktion wäre für eine Kommune allein nicht leistbar, ans Bezahlen mag ich gar nicht erst denken. Schon dafür gebührt den Initiatoren der Buga Dank. Daneben bestehen auch Angebote an die Region, sich fit für die Buga zu machen, wie beispielsweise die Gästeführerausbildung.

Volksstimme: Der gerade ins Leben gerufene Tourismusstammtisch hat ja auch ganz interessante Ideen für die Gemeinde...

Armin Wernicke: Auf jeden Fall. Die gute Teilnahme hat ja auch gezeigt, dass Bedarf zum Austausch vorhanden ist. Die kommunale Ebene kann nur die infrastrukturelle Entwicklung beeinflussen, alles weitere muss von den privaten Anbietern im Ort kommen. So ist es schon wichtig, sich über die weitere Entwicklung möglichst langfristig abzustimmen. Wir haben auch Interesse, uns in das jetzt hauptamtlich geführte Tourismusmanagement der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land einzubringen. Das halte ich auch für wichtig, da die Gemeinde ein eigenes Tourismusmanagement nicht mehr dauerhaft umsetzen kann.

Volksstimme: Mit dem immer noch geschlossenen Gasthof auf dem Mühlenberg fehlt es in Schollene an Übernachtungsmöglichkeiten oder reichen die privaten Anbieter aus?

Armin Wernicke: Was die Übernachtungsmöglichkeiten in Schollene betrifft, sind wir auf einem guten Weg. Die Anbieter verbessern ständig ihre Angebote. Neben den klassischen Bettenanbietern besteht ein breites Angebot über "Ferien auf dem Bauernhof" bis zu der Möglichkeit, auch mit größeren Gruppen Unterkunft zu finden oder auch Feierlichkeiten mit der Übernachtung zu verknüpfen. Neben dem Übernachtungsangebot kann der Besucher auch Freizeitangebote wie zum Beispiel Radfahren, Reiten und Bootstouren buchen. Neue Angebote entstehen gerade in Molkenberg. Familie Bengsch baut das ehemals von der Agrargenossenschaft genutzte Gebäude für touristische Angebote um. Das Familienunternehmen Steudel Bischof arbeitet sehr intensiv am geplanten Molkenberger Wasserwanderrastplatz. Was nun das Hotel auf dem Mühlenberg betrifft, hat der Eigentümer signalisiert, dass die Absicht besteht, das Hotel wieder am Markt zu etablieren. Lassen wir uns überraschen. Bezüglich der Kapazitäten hat Schollene mit seinen Ortsteilen deutlich zugelegt. Ich glaube jedoch nicht, dass der Markt schon ausgereizt ist.

Volksstimme: Variokauf hatte den Konsum Ende letzten Jahres geschlossen. Reicht die Versorgung der Schollener aus oder was würden Sie sich noch wünschen?

Armin Wernicke: Variokauf bot für viele Anwohner eine gute Möglichkeit, vor der Haustür einzukaufen. Auch aus den Ortsteilen kam Kundschaft, war man doch hier nicht so stark vom Straßenverkehr beansprucht wie im Ortszentrum. Die Nachricht, dass Variokauf geschlossen wird, löste bei den Kunden Bedauern aus. Allerdings zeichnete sich diese Entwicklung bereits länger ab. Die netten Verkäuferinnen haben sich sehr um ihre Kundschaft und den Umsatz gekümmert, am Ende zählen jedoch nur die nüchternen Zahlen. Neben dem reinen Umsatz gibt es weitere Fakten, wenn ich da nur an die erheblich gestiegenen Betriebskosten im energetischen Bereich der kommunalen Einrichtungen denke. In Schollene gibt es noch Geschäfte, welche sich sicher über etwas mehr Umsatz freuen, wenn auch der Weg ins Dorf, insbesondere für unsere älteren Bürgerinnen und Bürger, länger geworden ist.

Volksstimme: Auf welche kulturellen Höhepunkte können sich die Schollener und Gäste dieses Jahr freuen?

Armin Wernicke: Der letzte Vereinsstammtisch diente ja der Koordinierung der Veranstaltungen im Ort. Ich habe mich sehr gefreut, dass durch unsere Vereine und Akteure wieder eine breite Palette von Veranstaltungen über das Jahr verteilt angeboten wird. Darum möchte ich hier auch keine besonders hervorheben. Ich denke auch, dass die Vielfalt für jeden etwas bietet. Ich lade jetzt schon mal alle Leser herzlich nach Schollene ein. Auch die Internetseite der Gemeinde bietet aktuell dazu nähere Informationen.

"Das Engagement der Bürger ist in allen Bereichen unverzichtbar."

Volksstimme: Ein-Euro-Jobs sind inzwischen Mangelware und damit sind auch die Möglichkeiten der Gemeinde, die Anlagen zu pflegen, stark begrenzt. Letztes Jahr gab es deshalb schon Arbeitseinsätze der Dorfbewohner auf dem Sportplatz und an der Badestelle. Wahrscheinlich kann man auf dieses freiwillige Engagement in Zukunft nicht verzichten...

Armin Wernicke: Ja, das ist richtig, das Engagement unserer Bürger ist unverzichtbar. Die Schollener Sportler haben im letzten Jahr sichtbar zum Erhalt der Sportstätten beigetragen. Auch der Arbeitseinsatz zum Erhalt der Flussbadestelle an der Havel war gut besucht. Allen, die im letzten Jahr an den Projekten mitgewirkt haben, vor allem den Initiatoren, an dieser ein herzliches Dankeschön! Auch in diesem Jahr sind wieder Aktionen geplant. So sollen die Sitzgarnituren der Gemeinde, welche auch den Vereinen zur Nutzung zur Verfügung stehen, instand gesetzt werden. Für die Badestelle ist auch wieder ein Einsatz geplant.