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Sonnenblumenernte Mähdrescher ist schneller als die Stare

Sonnenblume - Sinnbild für den Sommer! Aber sie ist noch mehr: Lieferant von Kernen für Vogelfutter und Salatbeigabe. Und Sonnenblumenöl.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 24.09.2020, 01:01

Fischbeck l  Gute Gründe, Sonnenblumen nicht nur im Garten, sondern auch auf dem Feld anzubauen. Das macht die Fischbecker Familie Northe. Nun trocken braun statt leuchtend gelb, werden die Sonnenblumen geerntet.

„Wir müssen uns ranhalten, damit die Vögel nicht alles wegfressen. Sie fallen in Scharen über das Feld her und finden einen reich gedeckten Tisch vor.“ Steffen Northe, der zusammen mit seinem Vater Dieter wirtschaftet, steht am Rande des 25 Hektar großes Feldes zwischen Fischbeck und Jerichow zwischen Deich und Elbe vor herrlicher Tangermünder Kulisse. Die Sonne scheint, es ist trocken – optimale Erntebedingungen. Der Mähdrescher zieht seine Kreise und Traktoren stehen bereit, damit die schwarzen Kerne in die Anhänger abgebunkert werden können. Noch können nicht die gesamten 25 Hek­tar eingefahren werden. „Ein Teil der Saat war im Frühling wegen der Trockenheit später aufgegangen, deshalb sind jetzt noch nicht alle Pflanzen reif. Das müssen sie aber sein, um sie ernten zu können.“ Steffen Northe testet eine Handvoll Kerne, das Gerät dafür hat er dabei. „Neun Prozent Feuchtigkeit – das ist optimal bei Sonnenblumen.“ Davon wachsen zwei verschiedene Sorten auf dem Feld: Die mit schwarzen Kernen eignen sich am besten für die Nahrungsmittelproduktion, also werden als Ölfrucht zu Speiseöl verarbeitet. Die mit den schwarz-weißen Kernen werden als Vogelfutter verwendet.

Die Fischbecker Landwirte lagern die Kerne erst einmal ein und verkaufen sie dann an die Ölmühle beziehungsweise in 20-Kilo-Säcken abgepackt an Baumärkte. „So viel ist es ja nicht. Pro Hektar sind es schätzungsweise 2,5 Tonnen.“ Und damit wohl etwas mehr als im vergangenen Jahr, als sich Northes erstmals mit dem Anbau von Sonnenblumen versuchten. „Es ist eine alte Kultur, die in unsere Landschaft passt. Derzeit wird vor allem in Rumänien, Ungarn oder Frankreich angebaut. Aber warum müssen die Endprodukte erst 1000 Kilometer bis zum Käufer zurücklegen, wenn wir hier selbst anbauen können?“ Steffen Northe nennt noch einen Vorteil: „Die Sonnenblume passt perfekt in unsere Fruchtfolge. Alle fünf Jahre können sie auf dem gleichen Acker angebaut werden. Da die Pflanze bei der Ernte auf dem Feld bleibt , bildet sich viel Humus, der Boden ist locker. Das mag der Weizen, der im Jahr darauf angebaut wird. Und die Sonnenblumen kosten wegen des geringeren Einsatzes von Pflanzenschutz und Düngemitteln nur halb so viel Geld wie der Weizenanbau.“ Allerdings sei das Risiko bei den Sonnenblumen auch höher. „Wir bauen ja nun erst im zweiten Jahr an, da fehlt es an Erfahrungswerten. Aber wir lernen dazu. Wichtig ist, dass die Pflanzen gleichzeitig aufgehen und reif werden, damit die Kerne im September dann auch zeitgleich vom Acker geholt werden können.“ Dafür wird übrigens ein besonderer Mähdrescher gebraucht. Den leiht sich der Fischbecker Betrieb samt Fahrer in Baben aus.

Im nächsten Jahr bauen Northes wieder Sonnenblumen an, gleich nebenan auf dem Feld – erneut vor der Kulisse von Tangermünde. Für Radfahrer auf dem Deich ein schönes Fotomotiv.

Zu Ende ist die Ernte 2020 für den Fischbecker Betrieb noch nicht. Ende dieser Woche werden die letzten Tonnen Körnermais eingefahren, der Silomais von 180 Hektarn ist bereits gehäckselt. Dann stehen noch 30 Hektar Zuckerrüben auf dem Feld. Die Rüben sind sehr unterschiedlich groß, die Erträge werden wohl eher unterdurchschnittlich. Der Start war sehr schwierig und es hätte mehr regnen müssen.

Vom Regen unabhängig waren die Kartoffeln. Denn diese 50 Hektar wurden beregnet – die entsprechenden Wasserrechte haben Northes erworben. Genau wie bei den Sonnenblumen versuchte sich der Fischbecker Betrieb auch da im vergangenen Jahr erstmals, „wir müssen uns breit aufstellen, um Ernteausfälle auszugleichen“. Der Anbau von Stärkekartoffeln ist zwar mühsam und kostenintensiv, aber unterm Strich bleibt doch Erlös übrig. In etwa zwei Wochen werden die Knollen aus der Erde geholt.

Resümierend blickt Steffen Northe relativ zufrieden auf das noch nicht ganz beendete Erntejahr zurück. „Nicht sehr gut, aber besser als erwartet. Zwar fehlt Regen, aber es gab zum Glück nicht die ganz große langanhaltende Hitze wie im Sommer 2019.“ Nun warten Northes und all die anderen Bauern auf Regen, damit die Saat, die jetzt schon wieder in die Erde gebracht wird, aufgeht und 2021 gute Erträge bringt.