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Intensive Diskussion über Für und Wider auf der Sondersitzung im Rathaussaal Stadträte sagen den Pferdemarkt 2013 ab

Von Andrea Schröder 01.07.2013, 03:24

Havelbergs größte und bekannteste Veranstaltung ist abgesagt. Die sogenannte fünfte Jahreszeit für die Hansestadt fällt in diesem Jahr aus. Die noch immer anhaltende Hochwassersituation und Unsicherheit, was in zehn Wochen sein wird, führten zu dieser Entscheidung des Stadtrates.

Havelberg l Es sind einfach zu viele Fragezeichen, die hinter dem Pferdemarkt 2013 stehen. Wasserstände, Verkehrswege, Zustand der Flächen - niemand kann heute sagen, wie sich die Situation Anfang September darstellt. Darauf machte Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski auf der Sondersitzung des Stadtrates aufmerksam. Diese war am Freitagabend extra zu diesem Thema einberufen worden.

Zu Beginn zeigte das Stadtoberhaupt Fotos aus der Luft von den seit mittlerweile fast drei Wochen gefluteten Flächen in der Elb-Havel-Region. Und auch wenn es mancher vielleicht nicht glauben wollte: Einige Bilder sind erst am Mittwoch entstanden, zeigten, wie sehr das Elbewasser noch immer durch die Region strömt. "Es stehen noch riesige Wassermassen an. Von den 300 Millionen Kubikmeter Wasser, die durch den Deichbruch bei Fischbeck ins Land geströmt sind, befinden sich noch mehr als die Hälfte in der Fläche", so der Bürgermeister.

Große Befürchtung, dass Flächen des Festgeländes nicht trocknen

Normalerweise beginnt jetzt die intensive Vorbereitung des Pferdemarktes etwa mit Abschluss der Dienstleistungsverträge und bald auch des Auspflockens der Flächen. Es gab bereits viele Anfragen von Schaustellern und Händlern, ob der Markt stattfindet. "Sie brauchen Verbindlichkeit, jetzt hätten sie noch die Chance, sich andere Plätze und Veranstaltungen zu suchen, wenn der Pferdemarkt nicht stattfindet." Wartet die Stadt noch länger ab, wie sich die Situation entwickelt, und muss später den Markt absagen, hätten die Vertragspartner Anspruch auf Entschädigung für entgangene Einnahmen, machte Bernd Poloski deutlich.

Er zeigte Fotos von Klein- und Handelsplatz, Pferdemarkt, Elbstraße und dem Bereich der Bienenweide an der B 107. Alle Flächen standen komplett unter Wasser, einige immer noch. Als besonders problematisch wird die Kontaminierung der Flächen durch das Wasser gesehen im Bereich etwa der Bienenweide, die von vielen Besuchern als Campingplatz genutzt wird. Oder auch auf dem Pferdehandelsplatz, wo Mensch und Tier den Belastungen ausgesetzt wären.

Stadtratsvorsitzender Uwe Klemm, als Chef des Unterhaltungsverbandes Trübengraben ebenfalls seit Wochen im Hochwassereinsatz und mit der Situation bestens vertraut, erklärte, dass die Havel den ganzen Sommer über nicht unter den Pegel des Winterwassers von 2,20 Meter gehen werde. Allein der Nöhregraben könne zum Problem werden. "Wir können es überhaupt nicht verantworten, auf den Flächen den Pferdemarkt stattfinden zu lassen. Wir tun uns allen nichts Gutes an, wenn wir auf ein Gelände wollen, das nicht zu befahren und zu begehen ist. Wir haben das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht", sagte er und machte auch auf das oberhalb Havelbergs bis Berlin stehende Wasser in der Havel aufmerksam. "Selbst wenn wir von heute an bis zum 1. September nur Sonnenschein hätten, werden die Fläche noch nicht trocken sein."

Marktmeister Dieter Härtwig: "Fest steht, dass das Marktgelände derzeit nicht zu nutzen ist und auch die Zuwegungen über die B 107, L 2 und L 18 nicht. Außerdem befinden sich viele Parkflächen in den Niederungen." Etwa auch die in Räbel/Werben, wo allein bis zu 1000 Autos täglich parken. Er erinnerte an die vermatschten Flächen vor drei Jahren, als lediglich kräftiger Regen dafür sorgte, dass viele Flächen nicht nutzbar waren. "Es ist zu viel vielleicht. Wir können derzeit nicht garantieren, dass wir im September auf die Flächen können." Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Tragfähigkeit des Festgeländes für die Fahrgeschäfte, die 20 bis 40 Tonnen, manche gar bis zu 70 Tonnen wiegen, wie der frühere Marktmeister Helmut Schulz zu bedenken gab. "Man kann Fahrgeschäfte nicht auf einem Schwamm aufbauen."

Blasmusikfest und Bootskorso sollen Ende August stattfinden

"Ich lebe und liebe den Pferdemarkt. Deshalb fällt es mir schwer, zum heutigen Zeitpunkt dagegen zu sein", sagte "Pferdelady" Sigrid Wiedenhöft. Doch sieht sie abgesehen von den kontaminierten Flächen das Problem auch in der Versorgung der Tiere. Zwei Drittel der Pferdehändler reisen ohne Futter an. Hier aber sind viele Bauern vom Hochwasser betroffen, haben selbst kein Futter. Das ist auch ein Grund dafür, weshalb der Vorschlag, den Pferdemarkt auf einem anderen Platz stattfinden zu lassen und Parkflächen im Norden der Stadt zu nutzen, nicht umsetzbar ist. Die Landwirte brauchen jede noch nutzbare Fläche für sich.

In der Diskussion kritisierte Gastwirt Uwe Hartmann, dass die "Verwaltung nur Negatives vorbringt". Er hätte sich Alternativen gewünscht. Ebenso Manfred Wolf. "Wir sollten für die Havelberger und die Gewerbetreibenden einen Ausgleich schaffen." Auch von einem abgespeckten Pferdemarkt war die Rede. Doch bei den meisten im Rathaussaal stand bei allem Bedauern, auf das größte Havelberger Fest verzichten zu müssen, die Einsicht, lieber jetzt eine eindeutige Entscheidung zu treffen - es gilt immer noch der Katastrophenfall - als abzuwarten und kurz vorher die Absage erteilen zu müssen.

Unter dem Aspekt, dass der Pferdemarkt für viele dazu dient, wieder einmal in der Heimat vorbeizuschauen, regte Hans-Peter Lazar eine Ersatzveranstaltung an, "um das Heimatgefühl zu erhalten". Es soll eine große Dankeschönveranstaltung geben, kündigte Bürgermeister Bernd Poloski an und sagte außerdem, dass Blasmusikfest und Bootskorso Ende August stattfinden sollen.

Bei zwei Gegenstimmen votierte die Mehrheit der 15 Ratsmitglieder für die Beschlussvorlage: Der Pferdemarkt 2013 wird abgesagt.