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Stammtisch Religionen können vieles bewirken

Welche Probleme schaffen und welche lösen Religionen? Diese Frage stand beim Politischen Stammtisch in Havelberg im Mittelpunkt.

Von Andrea Schröder 15.11.2018, 00:01

Havelberg l Sie sind seit vielen Jahren befreundet und haben jeder einen anderen oder gar keinen Glauben. Gemein ist dem christlichen Pfarrer, der buddhistischen Nonne, dem Rabbiner, dem Imam und dem atheistischen Schriftsteller aus dem Raum Brandenburg/Berlin, dass sie sich mit Religionen auseinander setzen und ihr Wissen gern mit interessierten Menschen diskutieren. Kathrin Städler ist es gelungen, diese Gesprächspartner nach Havelberg zu holen für einen Politischen Stammtisch im Rahmen ihres Projektes Spiritualität am Dom. Als Religionswissenschaftlerin freute sie sich auf einen interessanten Abend – ebenso wie die anderen Gäste im Paradiessaal.

Um einen Eindruck von anderen Religionen zu bekommen, trug jeder einen Originaltext seiner Schriften in seiner Sprache vor und stellte seine Sicht auf die Frage vor, welche Probleme Religionen schaffen und welche sie lösen. Kusaladmama Anagarika, Lehrerin für Buddhismus und Meditation, die ihre geistige Heimat in Sri Lanka sieht, sagte, dass religiöse Probleme dadurch geschaffen werden, dass Menschen sich hervor tun und die Religion für Macht, Ruhm und Ehre missbrauchen. Die positive Seite der Religion ist, dass sie ein Geländer bietet, um durch schlechte Zeiten zu kommen, und Antworten, Trost und Hoffnung gibt.

„Probleme kommen, wenn Menschen denken, dass sie Antworten haben. Im Judentum sind die Fragen wichtig, man hört den Menschen zu, Diskussionen regen zum Denken an. Dann kann Religion Gutes tun“, sagte Walter Rothschild, Rabbiner mehrerer jüdischer Gemeinden.

„Schlecht wird es, wenn Religionen einvernommen werden von machtgierigen Bürokraten.“ Deutlich machte er, dass es für Gott kein Problem sei, wenn Menschen nicht jüdisch sind.

„Religion ist ein Transportmittel von A nach B, mit dem Menschen zu Gott finden. Es kann aber auch missbraucht werden. Das ist das Schicksal aller Mittel, ob Religion oder Werkzeug. Es sind die Menschen, die entscheiden, was für einen Nutzen sie aus dem Mittel ziehen“, sagte Said Arif Ahmed, Imam der Ahmadiyah-Moschee in Berlin. Er sei überzeugt, dass alle Religionen wahrhaftig gewesen sind in ihrem Ursprung.

Karsten Krampitz, Historiker und Schriftsteller, – „ich habe meine Schwierigkeiten mit dem Konzept Gott. Koran, Bibel, Tora sind Werke, die von Menschen geschaffen wurden“ – sagte, dass er ethisches Handeln auch ohne Bibel praktizieren kann. Seiner Ansicht nach macht der Glaube stark, der Unglaube frei. „Es wird immer die geben, die so viel wie möglich für sich aus der Welt herausholen und die, die die Welt bewahren wollen. Den exklusiven Zugang zur Wahrheit gibt es nicht“, so der bekennende Atheist.

Rudi-Karl Pahnke, Pfarrer i.R., lud alle zu Gesprächsrunden in kleineren Gruppen ein. Jeder hatte dabei die Gelegenheit, mit jeweils zwei der Gesprächspartner näher zu sprechen. Die Entscheidung fiel keinem leicht. Gern hätte jeder bei jedem der vier seine Fragen loswerden wollen. Doch dafür reichte der Zeitrahmen nicht.

Gezeigt hat sich in den rund zwei Stunden, dass Gesprächsbedarf vorhanden ist, ebenso das Interesse, mehr über die Religionen zu erfahren. Dieser Politische Stammtisch könnte als Anfang gesehen werden, öfter in den Dialog zu treten. Denkbar wäre auch, die Gesprächspartner einzeln einzuladen. Ein Beweis war der Abend vor allem auch dafür, dass verschiedene Religionen gut miteinander klar kommen können.