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Übung Hunde finden alle vermissten Personen

Mitglieder von Wasserwachten und Rettungshundestaffeln des DRK haben sich in Havelberg zur praktischen Ausbildung getroffen.

Von Andrea Schröder 17.03.2019, 17:54

Havelberg l Es ist kalt und es regnet in einem fort am frühen Sonnabendnachmittag. Das hält Mensch und Tier jedoch nicht davon ab, die praktische Ausbildung zu absolvieren, für die sie sich in Havelberg getroffen haben. Die Rettungshundestaffeln der Kreisverbände Östliche Altmark und Salzwedel und des Ortsvereins Schönebeck des DRK verbringen das gesamte Wochenende im DRK-Domizil in der Uferstraße. Auch Theorie gehört dazu. Am Samstagvormittag begeben sich die Hundeführer ins Mühlenholz und üben mit ihren Vierbeinern die Suche nach Menschen. Nach dem Mittag geht‘s dann ans Wasser. Mit dabei dort die Wasserwachten der Kreisverbände Östliche Altmark und Börde.

Nach einem Bootsunfall sind fünf Personen vermisst. Sie haben sich verletzt ans Ufer gerettet. Die Rettungshundestaffeln werden gerufen, ebenso die Wasserwachten. Vom Weinberg aus fahren die Autos über die Panzerstraße zur Havel. Die Boote landen dort an. Ein Boot der Wasserschutzpolizei sichert das Gewässer ab. Am Ufer übernehmen Steffi Rose als Einsatzabschnittsleiterin Rettungshunde und Simon Busse als Einsatzabschnittsleiter Wasserwacht das Zepter. Fabienne Bögel schreibt das Einsatztagebuch. In einer Karte sind die Abschnitte eingezeichnet, in denen die Rettungshundestaffeln nach den Vermissten suchen. Die Boote bringen sie ans gegenüberliegende Ufer, zur Ziegeninsel und an Uferbereiche entlang der Weinbergstraße und der Stadtinsel.

Die Havelbergerin Cornelia Bossert setzt die „Unfallopfer“ ab. Mit einer Iso-Matte und einer Plane ausgestattet, warten sie auf ihre Rettung. Kopfplatzwunde, stark blutende Schnittwunde, Pfählungsverletzung und Beinbruch sowie Unterkühlung sind die Diagnosen, die die Ersthelfer später erkennen und versorgen. Die Stendaler Laura Schulze, Erika Abrams, Pauline Neumann und Lukas Döring haben die wohl schwerste Aufgabe während dieser Übung. Still liegend harren sie bei Nässe und Kälte aus. Auch wenn sie gefroren haben, hat es Spaß gemacht und war eine interessante Erfahrung, sagen die Schüler der Krankenpflegeschule in Genthin später. Und dass es gut ist, mal die Perspektive eines Verletzten kennenzulernen. Dass sie als solche auch ziemlich echt wirken, ist Susanne Mix zu verdanken. Beim DRK ist sie Erste-Hilfe-Ausbilderin und ehrenamtlich beim Jugendrotkreuz tätig. RUL – realistische Unfalldarstellung ist das, was der Laie schminken nennt. Wer als Verletzter nicht mit aufs Boot kann, wird vom Rettungswagen aufgenommen. Sabrina und Matthias Erdmann aus Stendal sichern zugleich den Einsatz ab, falls wirklich was passiert.

An Land schnallt Ines Strauß ihrem Bearded Collie Callie eine Schwimmweste um. Mit Hundeführerin Anett Fiedler geht es an Bord eines Bootes. Die Pfoten aufs Aluminium setzen, mag der Vierbeiner gar nicht. Später legt jemand eine Decke auf den Einstieg, das macht es den Hunden leichter. Am gegenüberliegenden Ufer geht das Rettungshundeteam an Land und die Suche beginnt.

Außer Callie sind die Hunde Mex, Paula und Tara im Einsatz. Labrador Mex kennt es, Boot zu fahren und hat keine Scheu vorm Wasser. Unterhalb der Weinbergstraße ist sein Suchgebiet. Herrchen Andreas Speck legt ihm die Kenndeckung um – darauf ein rotes Kreuz, damit aufgefundene Opfer erkennen, dass es sich um einen Rettungshund handelt; eine Glocke dient dem Hundeführer als akustisches Signal, um zu hören, wo der Hund ist. Mex weiß jetzt, dass er eine hilflose Person finden soll. Er rennt los, nimmt Witterung auf. „Er sucht nach Menschen, die sich in einer Notlage befinden, zum Beispiel liegen oder knien. Herumlaufende Spaziergänger ignoriert er“, sagt Andreas Speck.

Solche Opferbilder werden trainiert. Zuerst mit dem Hundeführer selbst auf kurzen Strecken. Nach und nach wird die Fläche größer und es wird nach anderen Menschen gesucht. Der Hund hat Spaß daran und freut sich auf ein Spielzeug oder ein Leckerli. Ausgesetzt in Höhe Weinberg, laufen Hund und Menschen Richtung Nußberg. Da plötzlich bellt Mex und zeigt seinem Herrchen, dass er eine hilflose Person gefunden hat. Die Ersthilfe wird aufgenommen. Der Vierbeiner wartet angeleint am Zaun.

„Mex ist ein Verbeller. Diese Hunde bleiben so lange beim Opfer und bellen, bis die Ersthelfer da sind“, erklärt Susanne Stichowski, die mit Andreas Speck ein Team bildet. Sogenannte Rückverweiser pendeln zwischen Opfer und Hundeführer. Andere Anzeigen sind das Anstupsen, Anspringen oder Kratzen beim Hundeführer. Neben diesen Flächensuchhunden hat die Rettungshundestaffel Östliche Altmark auch Mantrailer im Einsatz. Diese Hunde nehmen anhand eines persönlichen Stückes wie etwa einer Jacke den Geruch der zu suchenden Person auf und verfolgen diese Spur, erklärt Anett Fiedler.

Nach gut zwei Stunden sind alle Vermissten gefunden – die fünfte Person war ein Dummy und konnte nur noch tot geborgen werden. Einsatzleiter Tobias Gerlach, Leiter der Rettungshundestaffel Östliche Altmark, ist ebenso wie DRK Einsatzleiter Friedhelm Cario zufrieden mit dem Verlauf. „Das Übungsziel ist erreicht, zeitlich hat alles gepasst. Organisatorisch müssen wir was ändern und zum Beispiel mehrere Funkkreise aufbauen. Und wir brauchen eine bessere Ausrüstung. Wasserdichte Kleidung wäre gut“, sagt Friedhelm Cario.