Verbandsrat tagt zur Hochwasserkatastrophe und beantwortet Fragen der Betroffenen Warum wurde Schönhausen nicht gewarnt?
Elbe-Havel-Land. Warum gab es für Schönhausen keine Warnung? Das war die vordringlichste Frage, die die Flutopfer auf der Sitzung des Verbandsrates stellten.
Am Sonntag vor dem Fischbecker Deichbruch hatte es um 14 Uhr bei der Zusammenkunft am Schönhauser Gerätehaus noch geheißen, dass alles in Ordnung sei, in Fischbeck dagegen sei zu diesem Zeitpunkt wegen der Schwachstelle am Deich schon der Evakuierungshinweis gegeben worden. "Ich bin mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren. Hätte ich gewusst, wie dramatisch es in Fischbeck aussieht, hätten wir noch Etliches in Sicherheit bringen können", versteht Riccarda Opitz aus dem Wiesengrund nicht, warum die Situation in Schönhausen nicht bekanntgegeben wurde.
Landkreis war zuständig
Ihr Nachbar Nico Mente, der auf seine erste Frage, warum Schönhausen nicht gewarnt wurde, keine Antwort bekam, ließ nicht locker und fragte zum Ende der Sitzung noch einmal nach. "Zu diesem Zeitpunkt war bereits der Katastrophenfall ausgerufen. Damit war die Zuständigkeit von der Verbandsgemeinde an den Landkreis übergegangen, der auch für die Evakuierungen zuständig war", erklärte Ordnungsamtsleiterin Katrin Kleinod. Nico Mente merkte weiterhin an, dass der Internet-Auftritt der Gemeinde Schönhausen dringend überdacht werden sollte, "dieses Medium sollte verstärkt als Kommunikationsmittel genutzt werden".
Stefanie Wischer aus Kamern, selbst von der Flut betroffen, spürte in den zurückliegenden Wochen, dass die Menschen sich alleingelassen und nicht genug informiert fühlten. "Wir sollten jetzt ein Krisenmanagement erarbeiten und kompetentes Personal dafür in den Gemeinden finden." Es müsse immer einen Plan B geben. Über Jahre habe man gewusst, wo die kritischen Stellen sind. "Wir müssen künftig unsere Interessen stärker durchsetzen und als Elbe-Havel-Land einen schnellen Hochwasserschutz fordern, damit so etwas wie in Fischbeck nie wieder passiert!" Das Land dürfe sich nicht bis 2020 Zeit lassen, alle Deiche zu sanieren.
Bernd Witt bemerkte, dass die kritischen Deiche in Fischbeck und auch Hohengöhren nicht als Schwachstellen bekannt gewesen sind. Ratsmitglied Ralf Tschentschel, in Schönhausen Gemeindearbeiter und pausenlos im Einsatz, kritisierte, dass das Landesamt für Hochwasserschutz beispielsweise einen Deichabschnitt in Schönhausen gar nicht gemäht hat, "da stand das Grün hoch und die Deichwachen hätten Sickerstellen gar nicht sehen können". In diesem Zusammenhang kam die Forderung nach einer intensiven Pflege der Deiche durch Schafe erneut zur Sprache.
Kaum noch Abfluss
Eine Bestrafung der Verantwortlichen der Katastrophe forderte der Klietzer Bürgermeister Jürgen Masch. Er habe bereits Schreiben an Minister und BUND aufgesetzt und seine Kritik zum Ausdruck gebracht. Eindringlich forderte er, zur schnellen Beseitigung des Wassers in den übervollen Gräben und Seen Pumpen einzusetzen, "der natürliche Abfluss dauert viel zu lange! Die Bauern können nicht auf die Felder. Aber sie müssen bald mit den Vorbereitungen für die Ernte 2014 beginnen, im August muss der Raps gedrillt werden". Dass der Einsatz von Pumpen inzwischen schwierig sei, erklärte Alfons Dobkowicz aus Schönhausen. Denn es bringe nur noch etwas, das Wasser in die Elbe abzuleiten, dafür aber sind die Wegestrecken zu lang. "Es gibt nichts, das nicht geht!" forderte Jürgen Masch Lösungen.
Dass künftig mehr Wert auf die Grabenpflege gelegt werden muss, war die einhellige Meinung des Rates und auch von Gast Ulf Kubon aus Wust. "Die Gräben werden nur noch halbseitig gemäht - kein Wunder, dass sie immer schmaler werden!" Klaus Beck aus Kamern fühlte sich als Geschäftsführer von Geka als grabenräumendes Unternehmen angesprochen. "Ich würde gern viel mehr machen, aber mit dem Geld, das dem Trübengrabenverband zur Verfügung steht, ist es nicht möglich. Bis Mitte der 90er Jahre hatte das Land noch einen Teil beigesteuert."
Sicherheit für die Zukunft will Peter Hackel aus Hohengöhren. "Wir müssen unsere Forderungen an die Landesregierung weiterreichen und Hilfe verlangen. Denn die Flutkatastrophe hat das Elbe-Havel-Land in seiner Entwicklung gewaltig zurückgeworfen."