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Wehrleiter Pick Verabschiedung nach 21 Jahren

Nach 50 Jahren aktiver Dienstzeit, davon 21 Jahre als Wehrleiter in Schönhausen, hängt Karl-Heinz Pick seine Einsatzkleidung an den Haken.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 03.02.2020, 00:01

Schönhausen l Ein letztes Mal zog er am Sonnabend Resümee, auf das er sich wie immer akribisch vorbereitet hatte. Nicht vorbereitet war er auf die vielen herzlichen Überraschungen zum Abschied, die ihn überwältigten.

Mit strammem Schritt stürmt Feuerlöschdirektor Carl Kameyer in die Versammlung. Ihm, der von 1895 bis 1923 als Aufsichtsperson die Feuerwehren kontrollierte, ist zu Ohren gekommen, dass in Schönhausen gerade ein Amtswechsel stattgefunden hat: Karl-Heinz Pick ist mit 65 Jahren von seiner Funktion als Wehrleiter abgetreten und René Köhler zu seinem Nachfolger gewählt worden. Würdige Worte sind zu hören, schmeicheln dem Ausscheidenden, der sein Leben mit Leidenschaft und Disziplin in den Dienst der Feuerwehr gestellt hat. All das, was sich in 50 Jahren so ereignet hat, trägt der Feuerlöschdirektor – in der Uniform steckt der Stendaler Feuerwehrmuseumsleiter Michael Schneider – vor. Und zückt am Ende eine Ehrenurkunde. Damit beruft er Karl-Heinz Pick zum Ehrenortswehrleiter!

Ebenso gerührt wie bei diesem Akt ist er, als er das Geschenk seiner Wehr erhält. Sein Stellvertreter Mario Pultermann holt zunächst den alten Helm mit Rundum-Leuchte aus dem Karton. Schon 20 Jahre alt ist dieser Gaudi-Helm, funktionierte zuletzt nicht mehr. Mario Pultermann hat die Leuchte repariert, sie wird Karl-Heinz Pick an die vielen Gaudiwettbewerbe erinnern. Einen Ehrenplatz gibt es für den zweiten Helm: Auf dem Flammen-Design sind das Schönhauser Feuerwehr-Wappen, der Trabi und die alte Spritze abgebildet. Er findet Platz inmitten der vielen alten Helme, die Karl-Heinz Pick seit Jahren sammelt.

Und es gab noch mehr Geschenke: Von Bürgermeister Jürgen Mund, der ehrende und dankende Worte nicht nur für den Scheidenden, sondern auch für alle aktiven Kameraden und den Nachwuchs findet: einen Gutschein für einen erholsamen Tag in der Therme Bad Wilsnack. Als Reitvereinsvorsitzender dankt Jürgen Mund auch gleichzeitig für die gute Zusammenarbeit, sichert die Wehr vor allem mit der Jugend doch alljährlich zuverlässig den Parcoursdienst beim Turnier ab. „Es ist so wertvoll, euch zu haben“, sagte er in die Runde. Die Krönung zum Ende der Dienstzeit sei, einen zuverlässigen Nachfolger gefunden zu haben. Deshalb geht der Glückwunsch des Bürgermeisters auch an René Köhler.

Bei der Wahl hatte der gerade zum Löschmeister Beförderte das Vertrauen der Kameraden erhalten. Als sein Stellvertreter steht ihm Mario Pultermann zur Seite. Und Karl-Heinz Pick zieht sich auch nicht ganz zurück und gibt künftig gern hilfreiche Ratschläge. Denn die Verantwortung, die René Köhler nun zu tragen hat, ist groß. 2014 ist er der Liebe wegen nach Schönhausen gezogen. „Aus Neugier habe ich mal bei der Feuerwehr vorbei geschaut, daraus ist dann mehr geworden“, schmunzelt der 37-Jährige wohlwissend, dass große Aufgaben vor ihm liegen. Darauf schwört ihn auch Bürgermeisterin Steffi Friedebold ein. Sie wünscht gutes Gelingen, findet wertschätzende Worte für alle Kameraden, Ansporn für die Jugend und Worte des Dankes an Karl-Heinz Pick, eine offizielle Verabschiedung gibt es im März.

Lob für die funktionierende Wehr mit Nachwuchs und Förderverein gibt es außerdem von Gemeindewehrleiter Uwe Engel, der in dieser Funktion vor einem Jahr die Nachfolge von Karl-Heinz Pick angetreten hatte, „setzt die Arbeit im Sinne von Kalle fort“, wünscht er sich von den Kameraden.

Noch einen Wunsch äußert Fred Martens von der Partnerwehr Weitzmühlen bei Verden: „Bleib der Feuerwehr und unserer Freundschaft treu!“ Seit nunmehr 26 Jahren besteht diese zwischen Schönhausen und Weitzmühlen. Was man alles schon zusammen erlebt hat, ist auf Fotos zu sehen, die es als Geschenk gibt.

Vor all den Überraschungen, ehrenden Worten und Wünschen hatte der obligatorische Teil der Jahreshauptversammlung stattgefunden. Viele Zahlen und Fakten waren zu hören:

Zu 24 Einsätzen sind die Schönhauser 2019 ausgerückt – dabei kamen fast 289 Stunden zusammen. Natürlich investieren die Aktiven viel mehr Zeit. In Aus- und Weiterbildung beispielsweise: 51 Schulungs-und Dienstabende mit 822 Stunden sind in der Jahresübersicht vermerkt, dazu die Atemschutzausbildung mit 18 Stunden, das Training für den Ausscheid im Löschangriff mit 91 Stunden, der Tag der offenen Tür mit 147 Stunden und eine Vielzahl Stunden für sonstige Veranstaltungen. Dazu zählten Osterfeuer, Tag der offenen Tür am 1. Mai, Fahrt nach Weitz­mühlen, Unterstützung des Reitvereins beim Reitturnier, Teilnahme am Nachtaktiven-Pokal in Hohengöhren, Pokallauf der Jugendfeuerwehren und das Sportfest der Kinderwehren in der neuen Sporthalle, außerdem der Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Euker und der Nikolausmarkt.

Derzeit gibt es einen Mitgliederstand von 26 Aktiven – 20 Männer und sechs Frauen. Manfred Haak ist in die Alters-und Ehrenabteilung gewechselt, so dass es dort zehn Mitglieder sind. „Einen starken Zuwachs haben wir bei der Kinderwehr mit 15 Mädchen und Jungen und bei der Jugendfeuerwehr mit 18 Mitgliedern, freut sich der Wehrleiter. „Wenn nur die Hälfte von ihnen mal in den aktiven Dienst wechselt, bräuchte uns um den Nachwuchs nicht bange zu sein.“ Neue Mitglieder bei den Aktiven sind Eric Tanne und Cindy Köhler.

Trotz angespannter Haushaltslage hat die Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land wieder finanzielle Mittel in Höhe von mehreren tausend Euro bereitgestellt. Angeschafft wurden beispielsweise zwei Waldbrandsätze, ein Sperrsatz für Türöffnungen, Dienst- und Einsatzbekleidung. Und der seit Jahren geforderte Internetanschluss für das Gerätehaus ist nun auch realisiert worden. „Jetzt muss nur noch der ,neue‘ Laptop mit dem veralteten Windows 7 richtig funktionieren“, merkte Karl-Heinz Pick mit einem Augenzwinkern an. Und es fehlen noch eine Handpumpe für den Pedalschneider, Funkgeräte, zwei Flachspiegelbrunnen und eine Doppelblattsäge.