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Natur Wolf bereitet Klötzer Stadtrat Sorgen

Wenn es um den Wolf geht, ist die Verunsicherung groß. Im Klötzer Stadtrat ist das auch so.

Von Markus Schulze 17.09.2015, 18:03

Klötze l Am Wolf scheiden sich die Geister. Die einen freuen sich über seine Rückkehr, die anderen betrachten das mit Argwohn, Furcht und teilweise sogar Hass. Kein Wunder also, dass wilde Gerüchte kursieren. Aktuell besagt eines, dass Wölfe, in Polen für 300 Euro das Stück gekauft, in der Region Klötze gezielt ausgesetzt worden sind, um auf diese Weise den Schwarzwildbestand zu regulieren, da sich die Antibabypille für die Sau nicht durchgesetzt hat. Das scheint aber nur Gerede zu sein. Fakt ist aber, dass es der ausgesprochene Wunsch des Klötzer Stadtrates war, mehr über den Wolf zu erfahren. Diesen Gefallen tat den Mitgliedern am Mittwochabend Andreas Berbig von der Referenzstelle Wolfsschutz im Land Sachsen-Anhalt. Die beiden Wolfsbeauftragten Eckhard Wegwarth aus Klötze und Joachim Klabis aus Trippigleben waren zwar auch eingeladen, entschuldigten sich aber mit der Begründung, nur Sichtungen zu protokollieren, aber öffentlich keine fachliche Einschätzung geben zu wollen. „Ich respektiere das“, sagte Bürgermeister Matthias Mann.

Wie Andreas Berbig ausführte, gab es schon zu DDR-Zeiten etwa 30 Wölfe in Ostdeutschland. In Sachsen-Anhalt gelten derzeit zehn Vorkommen als nachgewiesen: ein Rudel in Gartow, ein Paar im Zichtauer Forst, ein Rudel in der Colbitz-Letzlinger Heide, ein Einzeltier in der Oranienbaumer Heide, sowie je ein Rudel in Altengrabow, in Göritz-Klepzig, in Coswig, in der Glücksburger Heide, im Hohen Fläming und in der Annaburger Heide. Keine gesicherten Hinweise, so Berbig, gibt es hingegen für die Region Klötze. Allerdings stellte er kurz darauf eine Statistik vor, wonach die meisten Übergriffe auf Nutztiere im Bereich des Altmarkkreises Salzwedel eben in der Einheitsgemeinde geschehen sind. Zwei Vorfälle gab es in Klötze, einen in Immekath und einen in Ristedt.Dennoch meinte Berbig, dass die Zahl der Übergriffe, zumindest landesweit betrachtet, „überschaubar“ ist. Und teilweise zudem darauf zurückzuführen, dass die Tiere nicht vor dem Wolf geschützt worden sind. „Gelegenheit macht Diebe“, sagte Berbig, der zur Prävention Elektrozäune, für die es Fördermittel gibt, empfahl. „Der Wolf versucht, Hindernisse zu untergraben. Aber wenn er einen gewischt kriegt, merkt er sich das.“

Das war der Punkt, an dem sich Uwe Witte (CDU) nicht mehr zurückhalten konnte. „Wollen wir den Menschen schützen oder den Wolf?“, fragte er und mahnte, dass schließlich auch Kinder einen solchen Zaun berühren und sich dabei verletzen könnten. Wittes Meinung war klar: „Der Wolf muss weg.“ Außerdem, so Witte, kann es nicht sein, dass wegen des Wolfes eine Kita-Party abgesagt wird, wie zuletzt bei den Klötzer Zinnbergzwergen.

Franz-Hermann Wegner (UWG) war der Ansicht, dass der Wolf von der Mehrheit der Bevölkerung nicht akzeptiert wird und wollte von Berbig wissen, in welchen osteurpäischen Ländern der Wolf bejagt werden darf. Darauf gab es von Berbig, der einräumte, dass der Wolf polarisiert, keine konkrete Antwort, sondern lediglich den Hinweis, dass es in Schweden eine „höchst umstrittene Abschuss-Quote“ gibt. Auch hierzulande, so informierte Berbig, wird über die Bejagung diskutiert. Solange die Population des Wolfes aber noch gering ist, scheint eine Bejagung ausgeschlossen. Überhaupt vertrat Berbig die Auffassung, dass die Jagd nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. „Aber der Staat hätte doch die Möglichkeit, den Wolf auf bestimmte Territorien zu begrenzen“, meinte Wegner. „Das spart uns einen Haufen Ärger und Kosten.“ Berbig sah für diesen Vorschlag allerdings keine Chance, da der Wolf ein Gebiet von mindestens 200 Quadratkilometern beansprucht.

Wehret den Anfängen. Dieses Credo vertrat Horst Wienecke (UWG), der an den Biber erinnerte. Davon gab es im Drömling vor 20 Jahren auch nur wenige. Heute sind es Dutzende, die reichlich Schäden verursachen. Die Kosten werden vom Unterhaltungsverband auf die Grundstückseigentümer umgelegt. „Darauf“, so Wienecke, „wird es beim Wolf auch hinauslaufen.“

Zu einem praktischen Beipiel kam der Klötzer Sekundarschulleiter Jörg Kägebein von der SPD. Er verwies auf den Bildungsauftrag der Kindertagesstätten und skizzierte folgendes Szenario. Eine Kita, die ja einen Bildungsauftrag hat, unternimmt einen Ausflug in den Wald. Plötzlich tauchen Wölfe auf. Panik bricht aus. Kinder werden verletzt. „Wie sieht das versicherungstechnisch aus? Und mit der Aufsichtspflicht? Können die Erzieherinnen belangt werden“, fragte Kägebein. Berbig musste passen und versprach, sich zu erkundigen. Uwe Harms (CDU) schloss sich Kägebein an und verlangte auf die Fragen eine verbindliche Antwort.