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Seit drei Jahren tragen Ursula und Reinhard Bierbass schon Zeitungen für die Volksstimme aus "Ans frühe Aufstehen gewöhnt man sich"

Von Jenny Schwerin 24.11.2011, 04:22

Ursula und Reinhard Bierbass tragen seit drei Jahren Zeitungen aus. An das frühe Aufstehen haben sie sich längst gewöhnt. Die Volksstimme hat die beiden bei ihrer allmorgendlichen Tour begleitet.

Klötze l Es ist 2.30 Uhr. Ich stehe an der Bushaltestelle in Klötze Süd und warte auf die Zeitungszusteller Ursula und Reinhard Bierbass, die ich heute bei ihrer Tour durch Klötze Süd begleiten darf. Ich schaue nur kurz auf das Thermometer im Auto: minus zwei Grad Celsius. Da kommen auch schon Reinhard und Ursula Bierbass mit ihrem Auto um die Ecke.

"Wir bestücken 112 Briefkästen mit der Volksstimme"

"Recht warm ist es heute", begrüßt mich Ursula Bierbass. Dick angezogen und mit einer großen Volksstimme-Tasche ausgestattet, stehen sie und ihr Mann vor mir. Reinhard Bierbass schnallt sich noch eine Stirnlampe um den Kopf, und dann geht es weiter. Wir fahren ein kleines Stück die Lindenallee hoch. Dort packen die beiden Zeitungszusteller ihre Taschen mit den Volksstimme-Ausgaben und Werbung voll, und los geht es. Einer nimmt die linke Straßenseite und einer die rechte.

"Wir bestücken insgesamt 112 Briefkästen mit Volksstimmen. Immer mittwochs und sonnabends verteilen wir auch Werbung, dann sind es 156 Briefkästen, denn die Werbung bekommt jeder Haushalt", erklärt Ursula Bierbass. Seit zirka drei Jahren tragen sie und ihr Mann Zeitungen für die Volksstimme aus. "Angefangen haben wir, weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf fiel und wir etwas machen wollten", erzählt Ursula Bierbass.

"Ich saß zu Hause und wusste nicht, was ich machen soll"

Die 56-Jährige konnte aus gesundheitlichen Gründen lange Zeit nicht arbeiten und wurde so gekündigt. "Ich saß also zu Hause und wusste nicht, was ich machen soll", berichtet sie. Ihr Mann, im Vorruhestand, wollte ebenfalls nicht nur zu Hause sitzen, und so bewarben sie sich als Zeitungszusteller in Klötze. In Klötze Süd kennen sie sich bereits bestens aus. Es geht alles sehr fix. "Wir wissen genau, welche Häuser eine Volksstimme bekommen. Wir müssen nicht lange nach den Postkästen oder Zeitungsrollen suchen, da wir alle Eigenarten kennen", betont Ursula Bierbass.

Beim Gehen falten oder rollen die beiden Zusteller jeweils schon die Zeitung für den nächsten Haushalt. "So geht es schneller", begründet es Ursula Bierbass. Und schnell geht es auf alle Fälle. Ich kann kaum Schritt halten. "Wir gehen eigentlich immer recht zügig durch, so sind wir auch schneller fertig", meint die 56-jährige Zustellerin lachend. Jeden Morgen steht das Ehepaar gegen 1.30 Uhr auf. "An das frühe Aufstehen gewöhnt man sich nach einiger Zeit, und wir gehen oft nach dem Austragen auch wieder ins Bett", gibt Ursula Bierbass zu. Nach den morgendlichen Ritualen warten sie dann auf den Kurier, der die Zeitungen zu ihnen nach Hause liefert. "Der Fahrer bemüht sich immer, so schnell wie möglich nach Klötze zu kommen. Besonders im Winter ist das aber problematisch, wenn der Schnee zu hoch und die Autobahn nicht geräumt ist", berichtet Ursula Bierbass. Sobald der Fahrer die Volksstimmen und oft auch Werbung abgeladen hat, machen sich Ursula und Reinhard Bierbass mit diesen auf den Weg nach Klötze Süd.

"Manchmal liegen kleine Weihnachtspräsente neben dem Briefkasten"

Mittlerweile sind wir an der Fritz-Reuter-Straße angekommen. "Hier hatten wir vor einem Jahr ein schönes Erlebnis. Eines Morgens saß hier an der Ecke eine Katze. Wir haben sie gestreichelt und sind dann weiter. Die Katze hat uns bis zur nächsten Ecke begleitet", berichtet Ursula Bierbass. "Sie saß von da an jeden Morgen dort und hat auf uns gewartet. Ich habe dann Katzenstäbchen gekauft und sie damit gefüttert", erinnert sich die Zustellerin. "Irgendwann ist die Katze aber nicht mehr gekommen", fügt Reinhard Bierbass hinzu.

Auch auf einige Jugendliche, die von einer Party kommen, treffen die Zusteller oft am Wochenende. "Die sind alle sehr höflich und grüßen und erzählen mit uns", betont Reinhard Bierbass. Zu Weihnachten warten einige Kunden in Klötze Süd dann mit einer besonderen Überraschung für die Zusteller auf. "Manchmal liegen dann kleine Weihnachtspräsente neben dem Briefkasten oder in der Zeitungsrolle", freut sich Ursula Bierbass.

Doch nicht nur schöne Erlebnisse hatte das Ehepaar während des Zustellens. "Im Winter habe ich mir einmal das Bein gebrochen. Da bin ich auf einer Auffahrt, die nicht geräumt war, ausgerutscht und hingefallen", blickt Ursula Bierbass zurück. Das Austragen der Volksstimme und der Werbeprospekte ist für sie und ihren Mann oft sehr gefährlich. "Bei einigen ist der Postkasten zu weit weg von der Treppe angebracht. Das ist dann oft ein Balanceakt, die Zeitung in den Briefkasten zu stecken", erklärt Ursula Bierbass. Besonders im Winter wird es für die Zusteller dann brenzlig, wenn Auffahrten und Treppen so früh am Morgen noch nicht geräumt sind oder von den Anwohnern gar nicht geräumt werden.

"Taschenlampe, Schere, und Regenjacke haben wir immer dabei"

Die letzten Straße, die noch angesteuert werden muss, haben Ursula und Reinhard Bierbass erreicht. Eine davon liegt völlig im Dunkeln. Doch darauf ist Ursula Bierbass vorbereitet. Geübt holt sie ihre Taschenlampe heraus. "Taschenlampe, Schere und Regenjacke haben wir immer dabei", erzählt die 56-Jährige. Besonders im Sommer hat sich die Zustellerin im Dunkeln aber oft schon erschreckt. "Da stand dann manchmal ein Reh mitten auf der Straße. Sobald es mich dann gesehen hat, ist es immer gleich weggelaufen", berichtet sie. Das letzte Haus in Klötze Süd haben Ursula und Reinhard Bierbass mit Zeitungen bestückt. Nun geht es für sie zurück nach Hause, ins Bett. Auch ich mache mich, durchgefroren und müde, auf den Weg zurück, noch ein paar Stunden schlafen.

"Das Zeitungaustragen ist gar nicht so schlecht. Durch die schweren Zeitungen und das Laufen ist es richtiger Sport. Außerdem hat man eine Beschäftigung und kann etwas Geld dazu verdienen. Ich kann es jedem empfehlen, der zu Hause sitzt und nicht weiß, was er machen soll", gibt mir Usula Bierbass noch mit auf den Weg.

Die Volksstimme sucht noch Zusteller für den Raum Klötze. Interessenten melden sich bitte unter der Telefonnummer (03909) 409912.