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Atommüll Auch Nettgau ist in der Endlager-Auswahl

Zu den 90 möglichen Standorten für ein Atommüll-Endlager gehört auch der Salzstock Nettgau. Untersuchungen sollen Klarheit bringen.

Von Walter Mogk 03.02.2021, 10:40

Nettgau l Wenn es um einen möglichen Endlagerstandort für atomaren Müll in der Verbandsgemeinde (VG) Beetzendorf-Diesdorf geht, fallen vor allem die Namen Waddekath und Poppau. Beide gehören zu den ausgesuchten 90 Teilgebieten, die Ende September 2020, im Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bekanntgegeben wurden und in denen sich auch schon einiger Widerstand regt. Eher ruhig ist es stattdessen in Nettgau. Dabei steht auch der 130-Einwohner-Ort an der ehemaligen innerdeutschen Grenze oder vielmehr der darunter befindliche Salzstock auf der Standortliste.

Acht Quadratkilometer groß ist das Teilgebiet, das sich hauptsächlich auf niedersächsischem Gebiet zwischen Benitz, Wiswedel und Radenbeck erstreckt. Da sich der Gipfel des unterirdischen Steinsalzstocks aber laut BGE unter dem Ort Nettgau befindet, wurde auch dieser und ein Gebiet nördlich und südlich entlang der Ohre mit einbezogen. Mehr noch: Das Teilgebiet erhielt sogar den Namen Nettgau.

Nach Informationen der BGE handelt es sich beim Wirtsgestein, das für eine mögliche Einlagerung in Frage kommt, um Steinsalz in steiler Lagerung, das vor 255 Millionen Jahren durch Verdunstung des damaligen Zechsteinmeeres entstanden ist. Der Salzstock ist 900 Meter mächtig und befindet sich 570 bis 1500 Meter unterhalb der Geländeoberkante. Damit sind die Bedingungen ähnlich wie in Waddekath, nur dass die Fläche dort mehr als doppelt so groß ist.

Von den elf geowissenschaftlichen Abwägungskriterien, die zur Ermittlung der Teilgebiete geführt haben, fielen im Falle Nettgau sieben günstig aus. Dabei wurden in den meisten Fällen allerdings Referenzdatensätze für das Steinsalz herangezogen, eine Bewertung der tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort soll erst später erfolgen. Lediglich drei Kriterien wurden individuell bewertet, bei zwei davon lautete das Urteil anschließend „bedingt günstig“. So ist die relativ kleine Fläche des Salzstocks für die Endlagersucher von Nachteil und auch mögliche Störungen im Deckgebirge trüben das Urteil.

Als „nicht günstig“ bewerten die Gutacher zudem – wie auch schon im Fall von Poppau und Waddekath – das Rückhaltevermögen im einschlusswirksamen Gebirgsbereich und die hydrochemischen Verhältnisse. Dennoch kommt die Bewertung des Teilgebiets zusammenfassend zu dem Schluss, dass im Salzstock Nettgau „eine günstige geologische Gesamtsituation für die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle (zu) erwarten“ ist.

Entschieden ist jedoch, wie bei den 89 anderen möglichen Standorten auch, noch lange nichts. Als nächstes wird der Zwischenbericht im Rahmen von Online-Fachkonferenzen mit Bürgern, Vertretern von gesellschaftlichen Organisationen und betroffenen Kommunen sowie Wissenschaftlern öffentlich diskutiert. Die erste findet vom 5. bis 7. Februar statt, weitere dann im April und Juni. Anschließend sollen die Teilgebiete weiter untersucht und eingegrenzt werden, bevor bis 2031 der bestmögliche Standort für das Endlager feststeht.

Gegen den Standort Nettgau könnten die vielen Bohrungen sprechen, die den Salzstock durchteuft haben und die zum Teil über 100 Jahre alt sind. Einige wenige sind den Erstellern des Zwischenberichts bekannt, wie sie während der Online-Sprechstunde zum Teilgebiet mitteilten. Allerdings habe man noch keine Einzelfalluntersuchungen vorgenommen und müsse zu spezifischen Bohrungen erst in den Datenbanken nachschauen.

Noch nicht mit in die Bewertung einbezogen sind auch die planungswissenschaftlichen Abwägungskriterien. Dabei geht es beispielsweise darum, ob der Abstand zu bebauter Fläche, das Vorhandensein von Grundwasservorkommen zur Trinkwassergewinnung, von Naturschutz- und Übershwemmungsgebieten sowie bedeutenden Kulturgütern der Errichtung eines Endlagers entgegen stehen. Hiermit beschäftigen sich die Endlagersucher erst in der nächsten Phase des Auswahlverfahrens.

Zum Thema Endlagersuche hat das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung eine Infoplattform eingerichtet, die unter www.endlagersuche-infoplattform.de zu finden ist.