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Bedarfsplanung Kämpft jede Wehr für sich allein?

Die Jahrstedter Feuerwehr fühlt sich durch die Bedarfsplanung benachteiligt. Das wurde bei der Jahreshauptversammlung deutlich.

Von Markus Schulze 25.02.2020, 11:57

Jahrstedt l Deutliche Kritik hat Jahrstedts Wehrleiter Randy Schmidt am Samstagabend bei der Jahreshauptversammlung seiner Truppe an der Risiko-und Bedarfsanalyse für die Feuerwehren im Bereich der Stadt Klötze geübt. „Kurios war, dass der Stadtrat diese zuerst zur Bearbeitung hatte und erst danach die Wehrleiter und Feuerwehren. Aber wen betrifft es denn und wer hat dafür das nötige Fachwissen?“, fragte Schmidt. Er stellte fest: „Wir wurden jedenfalls viel zu spät gefragt und jetzt rennt die Zeit.“

Angst bereite der Jahrstedter Feuerwehr, dass sie die einzige im Stadtgebiet sei, die „dezimiert“ werden solle. „Bei dem Rest bleibt es so, wie es ist oder sie erhalten eine Steigerung.“ Hingegen sei für die Jahrstedter Feuerwehr in Zukunft nur ein Löschfahrzeug (LF) und ein Mannschaftstransportwagen (MTW) vorgesehen, wobei der MTW keinen einsatztaktischen Wert habe, wie der Wehrleiter hinzufügte.

Er bemängelte, dass bei der Planung einige Faktoren, die für die Jahrstedter Feuerwehr sprächen, nicht berücksichtigt worden seien, etwa das DIN-gerechte Gerätehaus, die hohe Einsatzstärke, der gute Ausbildungsstand und die exzellente Nachwuchsarbeit. „Da brauchen wir uns vor keinem verstecken. Also warum will man eine funktionierende Wehr zerlegen?“ Das mache keinen Sinn, konstatierte Schmidt und betonte, dass dies von der Jahrstedter Feuerwehr niemand verstehen könne. „Die Konsequenzen daraus wird man sehen“, blickte der Wehrleiter voraus und befürchtete, dass der Wille, in der Feuerwehr mitzuwirken, sinken könnte. Schmidt appellierte an den Stadtrat, in dem er selbst ein Mandat hat, die Bedarfsplanung nochmal zu überdenken. „Man sollte genau hinschauen, was man da vorhat“, mahnte Schmidt.

Ärgerlich findet er auch, dass hinsichtlich der Risiko- und Bedarfsanalyse jede Feuerwehr „für sich kämpft“, ohne das große Ganze zu sehen. Einzig aus Steimke käme Unterstützung, „aber andere schauen nicht über den Tellerrand hinaus“.

Schmidt äußerte sein Unverständnis, dass eine kleine Wehr, „so groß wie Böckwitz“, mit gerade mal zwei Fahrern, ein neues Löschfahrzeug erhalte, während Jahrstedt zurückstecken solle.

Der Wehrleiter drohte: „Wenn sich die Planung nicht ändert, wird die Jahrstedter Feuerwehr die erste sein, die das Gerätehaus zuschließt.“ Und: „Uns ist egal, was andere über uns denken.“

„Danke für die Kritik. Die werde ich auch annehmen“, versicherte Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels.

Gruppenführer Nico Ludwig lobte Randy Schmidt dafür, „dass er sich für uns einsetzt“ und unbequeme Wahrheiten ausspreche, „auch wenn uns das nicht beliebt macht“. Diese Erfahrung habe er bei einer Wehrleiterdienstberatung auch schon machen müssen. Besorgt zeigte sich Ludwig darüber, dass der Jugendarbeit seitens der Stadt und des Stadtwehrleiters nicht genug Beachtung geschenkt werde. In diesen und anderen Punkten vermisse er die nötige Rückendeckung. In der Stadtwehrleitung könne er „wenig Struktur“ erkennen. Enttäuscht habe er sich Ende 2019 aus der örtlichen Einsatzleitung in Klötze verabschiedet.

Gemessen an der in Stadt und Kreis beispielhaften Jugendarbeit, der Personalstärke, der Infrastruktur und der guten Ausbildung sei es nicht einzusehen, dass Jahrstedt bei der Bedarfsplanung benachteiligt werde, wie Ludwig sagte.

Er freue sich für die Kameraden in Klötze, dass die dortige Feuerwehr einen Rüstwagen für 600 000 Euro erhalte. Allerdings sei er überdimensioniert und eher etwas für Großstädte. Außerdem könnten für diesen Betrag zwei Autos gekauft werden. „Wenn man über Kosten spricht, dann sollte man sich darüber auch mal unterhalten“, forderte Nico Ludwig.