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Betreuungsforstamt Käfer zählen zum Schutz der Wälder

Unzählige blaue Säcke mit Walderde stehen seit Tagen in den Kellerräumen des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark in Klötze.

Von Henning Lehmann 02.03.2020, 17:53

Klötze l Die kalte Jahreszeit ist für die Mitarbeiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark auch die Zeit der Winterbodensuche. „Diese Art ist ein bewährtes Instrument des Waldschutzes zur Schädlingsprognose und zum Monitoring gefährlicher Forstschädlinge, dessen Ursprung in den Raupenverordnungen vor über 2000 Jahren liegt“, sagt der Mitarbeiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark, Andreas Rechzygier. Abgeschaut haben sich die Forstleute dieses Vorgehen einst möglicherweise von dunklen Gestalten, nämlich den Schwarzkitteln. Denn diese Tiere brechen in der kalten Jahreszeit auch den Boden um, weil sie auf der Suche nach Raupen, Puppen und Larven der Insekten sind, welche sich spätestens nach den ersten Frösten in den Boden und die Streuschicht zurückziehen. Dabei nehmen sie tatsächlich sehr beachtliche Mengen auf, wie bei den Untersuchungen ihres Mageninhaltes festgestellt wurde. Allerdings, so Andreas Rechzygier, wird das Verfahren vom Schwarzwild nicht konsequent angewandt, weshalb der Vollständigkeit halber, der Mensch ein festes Raster mit Probeflächen über die gesamten Waldbestände gelegt hat. Bodenproben werden direkt am Stammfuß der Bäume sowie im überschirmten Bereich zwischen den Bäumen von den obersten Zentimetern des Mineralbodens aus der Streuschicht entnommen.

Seit einigen Tagen untersuchen die Mitarbeiter des Betreuungsforstamtes Dietmar Wischer, Henry Hesse, Ernst Gunter Mertens und Glen Schulze Bodenproben von 74 Flächen des Forstamtes von Waldgebieten rund um Jübar bis nach Fleetmark sowie aus dem gesamten Betreuungsforstamtsgebiet.

„Die Bodenproben werden auch wieder in die zuständigen Gebieten zurückgebracht“, betonte Andreas Rechzygier. Aus diesem Grund haben die Forstamtsmitarbeiter die Erde in blaue Säcke abgefüllt und genau gekennzeichnet. Unter den Käfern, die von den Männern in den Bodenproben gesucht werden, sind Forleule, der Kiefernspanner und die Buschhornblattwespe. „Alle genannten Insekten können bei massivem Auftreten in den Wäldern erhebliche Schäden, bis zum Absterben ganzer Bestände verursachen“, stellt der Forstamtsmitarbeiter klar. Zudem werden bei den Untersuchungen die auf dem Boden liegenden Kieferntriebe erfasst. Diese Abbrüche werden vom Waldgärtner genannten Käfer verursacht, der die Triebe anfrisst, welche dann bei Wind im Wald abbrechen. Wie Andreas Rechzygier weiter sagte, sehen die Kiefern danach aus als hätte sie ein Gärtner getrimmt.

Die Funde aus den Bodenproben werden sorgfältig registriert und in gekennzeichneten Schachteln gekühlt, ehe sie dann zur Untersuchung in die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt nach Göttingen gebracht werden. Dort werden die Insektenlarven und Puppen untersucht und das Geschlechterverhältnis, der Anteil gesunder Insekten, der Parasitierungsgrad und die Schlupfbereitschaft festgestellt. Aus diesen Daten und der Zahl aller untersuchten Insekten, so Andreas Rechzygier, kann dann abgeleitet werden, ob es zu einer Massenvermehrung kommt und welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Sollten dabei kritische Zahlen überschritten werden, können die weiteren Maßnahmen zur Verdichtung und Vergrößerung des Suchenrasters führen sowie im Jahresverlauf zur Fällung von Probebäumen, zur Zählung von Faltern und Eiern bis hin zum Einsatz von Insektiziden zum Schutz des Waldes.

Wie der Mitarbeiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Betreuuungsforstamt Westliche Altmark informierte, hängt dieser letzte Schritt allerdings von weiteren Faktoren ab und es ist zum Zeitpunkt der Winterbodensuche noch nicht absehbar, wie die Witterung im Frühjahr ist. „Ein sehr feuchtes und regnerisches Frühjahr kann die Ausbreitung schädlicher Insekten deutlich behindern. Trockenes und warmes Wetter hingegen wirkt sich eher begünstigend aus“, blickt Andreas Rechzygier auf die meterologischen Einflüsse der kommenden Monate voraus.