Geschäftsführerin und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes ziehen Zwischenbilanz Blick auf die Wetterseite frustriert Landwirte
Halbzeit für die Ernte in der Altmark. Leere Getreideschläge und abgeerntete Rapsfelder prägen derzeit die altmärkische Landschaft. Es ist Zeit für einen Zwischenstand.
Klötze/Kusey l Auf den Feldern säen, anbauen, pflegen und ernten - so unkompliziert ist die Arbeit der Landwirte schon lange nicht mehr. "Heute muss man schon sehr gut rechnen", sagt Raimund Punke, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Salzwedel und Geschäftsführer der Milcherzeugergenossenschaft Klötze.
"Ende März dieses Jahres sah es für Landwirte in der westlichen Altmark wirklich schlimm aus", erinnert Annegret Jacobs, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Salzwedel. Kahle Fröste hatten recht große Teile der Wintergetreidesaat regelrecht erfrieren lassen. Zig Hektar im Herbst bestelltes Land mussten umgebrochen und als Verlust hingenommen werden, weil die jungen Pflanzen welkten. Für dieses Jahr ist daher nun nicht mit einer Rekordernte zu rechnen, sagt Annegret Jacobs. "Dafür sind die Preise, die wir für Getreide und Raps erzielen können aber in Ordnung", kann sie ein wenig relativieren. Momentan fehlen den Bauern allerdings die Dreschtage.
"Seit Sonntag hat es zuviel geregnet. Das Getreide, das noch auf dem Halm steht, ist zu feucht", erklärt Annegret Jacobs.
"Wir warten auf das Wochenende, um auf die Felder zu können."
Manfred Lehneke, Agrargenossenschaft Dr. Schulz-Lupitz in Kusey
Das bestätigt auch Manfred Lehneke von der Agrargenossenschaft Dr. Schulz-Lupitz in Kusey. "Wir warten auf das Wochenende damit wir wieder in die Felder können", äußert der Geschäftsführer seine verständliche Ungeduld.
Dabei ist die Warterei für die Bauern das Schlimmste an der Erntezeit, spricht Annegret Jacobs für die Mitglieder des Salzwedeler Bauernverbandes. "Die Leute sind motiviert. Wenn die Ernte los geht, das Wetter stimmt, dann wird durchgearbeitet.
"Die Hauptstartseite auf dem Computer der Bauern ist eine Wetterseite."
Annegret Jacobs, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Salzwedel
"Man will ja auch alles rechtzeitig einfahren. Und wenn es dann nicht voran geht, ist das schon frustrierend", erklärt sie die aktuelle Lage. Die sieht derzeit Wetterbesserung voraus. Der Wetterbericht und die -prognosen sind für die Landwirte nicht nur wichtig, sondern geradezu elementar. "Da können Sie bei jedem Bauern auf die Startseite des Computers wetten: Die Hauptstartseite der Landwirte ist die Wetterseite. Da wird nicht nur ein Mal am Tag drauf geschaut, sondern mehrmals", betont sie, wenn auch schmunzelnd, aber doch sehr ernst gemeint.
Die Preise für Getreide und die Ölfrucht Raps stehen derzeit im Fokus der landwirtschaftlichen Pflanzenproduzenten. Wintergerste und Raps stehen bei der Klötzer Milcherzeugergenossenschaft nicht mehr auf dem Halm. "Damit sind wir durch", bestätigt Raimund Punke.
Die befürchteten hohen Verluste, vor allem bei den Wintergetreiden und dem Raps, nach den schneelosen (kahlen) Frösten im Frühjahr, sind nicht eingetreten. "Die Menge ist natürlich nicht die, die wir uns vorgestellt haben", zieht Punke ein erstes Resümee. Die Teile der Ernte der Wintergerste, die nicht für den eigenen Bedarf als Futtermittel benötigt werden, konnten in guter Qualität verkauft werden, berichtet er weiter. Ebenso wie die Wintergerste ist auch der Raps auf den Feldern der Klötzer Genossenschaft schon eingefahren.
"Wir haben mit mehr gerechnet. Aber träumen darf man ja."
Raimund Punke, Vorsitzender des Kreisbauernvwerbandes Salzwedel
Die Hälfte des Roggens, ist ebenfalls schon unter Dach und Fach. "Wir haben mit mehr Ertrag gerechnet. Das wäre schön gewesen. Aber träumen darf man ja", sagt Raimund Punke mit einem Augenzwinkern.
Nicht zufriedenstellend ist der Ernteertrag beim Raps in diesem Jahr. Kahle Fröste und Krankheitsbefall haben ihm in der Altmark zugesetzt. Jedoch ist der Ölgehalt der Körner sehr gut, wie Punke erklärte. Dadurch könne vom Grundpreis ausgehend in die Höhe gehandelt werden.
Sorgen macht momentan die Sommergerste. "Die könnte uns auf dem Halm wieder grün werden", fürchtet Punke. Dabei hat sie besondere Pflege erfahren, soll sie doch als Braugerste verkauft werden.