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Bundeswettbewerb Großer Alarm in Quarnebeck

Die Bewertungskommission für den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ schaute sich in Quarnebeck um.

Von Tobias Roitsch 28.06.2019, 20:07

Quarnebeck l Ein solches Programm bekommt nicht jeder Besucher in Quarnebeck geboten: Am gestrigen Freitagvormittag wurde die Alarm-Sirene am örtlichen Feuerwehrgerätehaus eingeschaltet, die sofort laut losheulte. Nur wenige Augenblicke später brausten zwei Feuerwehrautos mit Blaulicht die Alte Heerstraße hinunter. An Bord waren Mitglieder der gemeinsamen Jugendwehr der drei Nachbardörfer Quarnebeck, Wenze und Trippigleben, die in einer kleinen Vorführung ihr Können im Umgang mit dem Wasserschlauch unter Beweis stellten.

Das war einer der Programmpunkte, den sich die Quarnebecker für ihre Besucher ausgedacht hatten. Dabei handelte es sich um ganz besondere Gäste: Denn die 24-köpfige Bewertungskommission des Bundeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ machte am Freitag Station in Quarnebeck. Dafür hatte sich der Ort qualifiziert, nachdem er 2018 als einer von zwei Siegern beim Landeswettbewerb in Sachsen-Anhalt feststand. Bereits 2017 siegten die Quarnebecker auf Kreisebene. Jetzt konkurrieren die Altmärker mit 29 weiteren Dörfern aus ganz Deutschland um den Bundestitel. Noch bis zum 10. Juli besucht die Bewertungskommission die Orte (siehe Infokasten). Vorsitzende der Kommission sind Dr. Reinhard Kubat, Landrat des Landkreises Waldeck Frankenberg in Hessen, sowie Elmar Henke, Bürgermeister der Gemeinde Sommerach in Bayern.

Während der Begehung haben die Bewohner drei Stunden lang Zeit, ihr Dorf im besten Licht zu präsentieren. Weil die Uhr tickt, müssen die Stationen für den Rundgang sorgfältig ausgewählt werden. Die Quarnebecker entschieden sich dafür, am Schützenhaus zu beginnen, das etwas außerhalb steht. Früher sei das Gebäude eine Sauenaufzuchtanlage gewesen, sagte Ortsbürgermeister Marco Wille. Nach der Wende habe das Gelände brach gelegen, bis es in eine moderne Schießanlage verwandelt wurde. Doch es wird nicht nur geschossen, sondern auch gerockt. Für das „RoQ keeps equality“-Festival verwandelt sich der Platz um das Schützenhaus in ein Konzertgelände. Wille sprach dabei von einem Leuchtturmprojekt. Drinnen, an den Schießbahnen, stellte Verena Treichel von der Jungen Gemeinschaft Altmark (JGA) das Projekt vor. „Wir sind viele“, sagte sie. Bei den Festivals könne man gar nicht zählen, wie viele Menschen kommen. Das verbindende Element in der JGA sei die Musik. Seit 2008, als zum ersten Konzert eingeladen wurde, seien 17 Projekte umgesetzt und 58 Bands in die Region geholt worden. Alle zwei Jahre wird zum RoQ-Festival eingeladen, dazwischen gibt es das reisende Open-Yeah-Festival. „Nur wenn man etwas Besonderes schafft, taucht Quarnebeck auf der Landkarte auf“, sagte Treichel. Da nicht alle Organisatoren der JGA beim Bewertungstermin dabei sein konnten, hatten einige von ihnen Grüße aufs Band gesprochen, die an grünen Telefonen im Schützenhaus angehört werden konnten.

Weiter ging es von dort aus in Richtung Ortsmitte. Auf dem Weg machte Marco Wille auf einen neuen Betonmast aufmerksam. Mit diesem wird ein W-Lan-Signal verbreitet. „Ein Rock-Konzert braucht auch einen Internet-Zugang“, so Wille. Neu ist auch die Streuobstwiese. Für jedes Kind aus Quarnebeck, das seit dem Jahr 2000 geboren wurde, hat man einen Baum gepflanzt. Erfreut habe man festgestellt, dass es seitdem 30 Mädchen und Jungen waren. „Wir wollten den Kindern einen Ort geben, an dem sie verwurzelt sind“, erklärte Marco Wille. Übernommen hätten die Quarnebecker die Idee dazu aus dem Landeswettbewerb. Eltern und Großeltern werde die Chance gegeben, einen Baum zu pflanzen. Die Familien kümmerten sich als Paten um die Bäume, bei denen es sich hauptsächlich um alte Sorten handele. Und jeder Baum habe einen Namen, nämlich den des jeweiligen Kindes. Zum Gedenken an alle Sternenkinder des Ortes wurde ebenfalls ein Baum gepflanzt.

Zum Programm der großen Runde, die unter anderem von Mitgliedern des Quarnebecker Heimatvereins begleitet wurde, gehörte auch der Metallbaubetrieb von Matthias und Madeleine Schachel, den es seit 2015 gibt. Der Betrieb installierte die neue Sichtschutzblende an den Altglascontainern, die vom Schriftzug des Wettbewerbs geschmückt wird. Und Schlag auf Schlag ging es weiter, nach wenigen Schritten gab es meist schon wieder etwas anderes zu sehen. Adolf Drenkmann präsentierte seine alten Stationärmotoren, ein paar Meter entfernt wurde die umgestaltete Bushaltestelle, die nun barrierefrei ist, begutachtet. Aufwarten kann die Haltestelle nun auch mit einem offenen W-Lan-Netz, das es den Schulkindern ermöglicht, Videos im Internet zu schauen, während sie auf den Bus warten. Bereit stand dort auch ein Rufbus, mit dem einige Kommissionsmitglieder zu einer Rundfahrt rund um Quarnebeck aufgebrochen sind.

Der Rest der Gruppe ging weiter in den Bauernweg, wo einige Quarnebecker mit Eierlikör auf ihrer „Blauen Bank“ auf die Besucher warteten. Es sei die erste Klönbank, die im Jahr 2000 in Quarnebeck aufgestellt worden war, wie es hieß. Sonnabends treffen sich dort Einwohner zum 5-Uhr-Tee. Es ist nicht der einzige Treffpunkt im Ort. Die „Heiße Ecke“ ist ein weiterer. Die Bänke dort wurden schon gleich am ersten Tag rege genutzt, damals lockte ein Stromausfall die Leute nach draußen, erinnerte sich Simone Friedrichs vom Heimatverein. Zwei Feste würden in der Ecke gefeiert. Einmal wird der König für ein Jahr gekürt, im Herbst wird Soljanka gegessen. Und in der Zwischenzeit sitzen die Quarnebecker dort natürlich auch zusammen.

Das sind nur einige der Stationen, an denen sich die Dorfbewohner präsentierten. Ob sie bei der Jury damit punkten konnten, stellt sich am 11. Juli heraus. Dann werden die Sieger bekannt gegeben. Für die drei besten Dörfer gibt es Preisgelder zwischen 5000 und 15 000 Euro.