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Illegale Bebauung Das Ringen um die nicht legal gebauten Holzhäuser der Westernstadt am Ahlumer See geht weiter

Von Walter Mogk 04.05.2021, 14:22
Die Idylle am Ahlumer See trügt. Derzeit tobt dort ein handfester Streit um die Zukunft der kleinen Westernstadt, die sich die Biker vom Motorradclub ?HDC Ragtag? in den vergangenen Jahren aufgebaut haben.
Die Idylle am Ahlumer See trügt. Derzeit tobt dort ein handfester Streit um die Zukunft der kleinen Westernstadt, die sich die Biker vom Motorradclub ?HDC Ragtag? in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Foto: Walter Mogk

Ahlum

Für das Gelände am Ahlumer See, auf dem die Biker vom Motorradclub „HDC Ragtag“ ihre kleine Westernstadt errichtet haben, will die Gemeinde Rohrberg keinen Bebauungsplan aufstellen. Das hat die Mehrheit des Gemeinderates im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Sitzung entschieden, wie Bürgermeister Bernd Schulz jetzt der Volksstimme bekanntgab.

Mit einem Bebauungsplan könnten die einst ohne Genehmigung errichteten Holzhäuser zwar unter vielen Auflagen im Nachhinein legalisiert werden, doch dies sei eine freiwillige Aufgabe, die für die Gemeinde mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist. „Unsere Mittel sind aber begrenzt. Zudem gibt es hohe Hürden, allein schon, weil das Gelände an die naturgeschützte Hartauniederung angrenzt. Und ein Bebauungsplan würde auch den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur nach sich ziehen, die für das Gelände nicht angedacht ist“, erklärte Schulz.

Schon 200 Unterschriften gesammelt

Diese Entscheidung habe man Vertretern der Biker am Freitag bei einem kurzfristig angesetzten Gespräch mitgeteilt. „Es war ein sachlich ruhiger Austausch“, so der Bürgermeister, der sich dabei auch für sein von einigen Beteiligten als unangemessen kritisiertes Verhalten während der Einwohnerfragestunde der Ratssitzung entschuldigte. Vom Motorradclub sei die Möglichkeit der Aufstellung einer Außenbereichssatzung ins Spiel gebracht worden. „Ob das machbar ist, wird derzeit über das Bauamt mit dem Kreis geklärt“, teilte Bernd Schulz mit. Sobald es neue Fakten gibt, wolle man sich erneut zusammensetzen.

Schulz versicherte, dass es der Gemeinde nicht darum gehe, die Biker vom See zu vertreiben. Vielmehr müsse die Bebauung dort geregelt werden. Das wird auch in einem am Sonnabend verteilten Infobrief des Rates an alle Haushalte in Ahlum, Stöckheim und Nieps betont, hinter dem die Mehrheit der Ratsmitglieder steht. Darin heißt es, dass die Holzhäuser ohne Baugenehmigung auf nicht erschlossenen und nicht als Bauland ausgewiesenen Flächen errichtet wurden. 2020 habe deshalb das Bauordnungsamt des Kreises dem damaligen Eigentümer des Sees, der Beetzendorfer Agrargenossenschaft, einen Bescheid zukommen lassen, die Bauwerke zu entfernen. Diese Aufforderung habe jetzt auch die Gemeinde bekommen, nachdem sie den See gekauft hat.

„Die Gemeinde ist nicht Initiator dieser Rückbauaktion, sondern muss eine Anordnung des Kreises durchsetzen“, heißt es in der Erklärung des Rates. Es solle ein Konzept für den See entwickelt werden, bei dem die Interessen der Bevölkerung und der Vereine und Institutionen der Gemeinde wie Feuerwehr und Kindergarten vertreten werden. „Auch der Tourismus und das kulturelle Leben in unserer Gemeinde sollen dadurch gefördert werden. Hierbei kann sich auch der Motorradclub mit seinen Ideen einbringen“, zeigen sich die Gemeindevertreter gesprächsbereit. Zugleich wird in dem Schreiben eingeräumt, dass die Kommunikation zwischen Gemeinde und Motorradclub „sicherlich nicht ganz glücklich“ gewesen sei.

Nun muss abgewartet werden, ob sich über eine Außenbereichssatzung vielleicht doch noch die Möglichkeit ergibt, den Abriss der Westernstadt zu verhindern. Für viele Ahlumer steht derweil jetzt schon fest, dass sie die Biker nicht ohne Weiteres gehen lassen wollen. Im Ort wurde eine Unterschriftensammlung gestartet, an der sich bis Montag mehr als 200 Einwohner beteiligt haben. Ihre Forderung: Die Gemeinde soll im Gespräch mit den Bikern eine Lösung finden, wie die Westernstadt doch noch bleiben und in ein touristisches Konzept für den See einbezogen werden kann. Das wünscht sich auch Sybille Freitag, die Pächterin der Fischerhütte am See, die von den Bikern in den vergangenen Monaten und Jahren viel Unterstützung erfahren hat. Sie hat angekündigt, im Falle eines Weggangs des Motorradclubs ihren Pachtvertrag zum Jahresende ebenfalls zu kündigen (wir berichteten).