Wirtschaft Detlef Elling: „Aufgeben gibt es nicht“
Die Klötzer Firma e-r-s (elling refractory solutions) GmbH ist noch jung, agiert aber weltweit. Jahresumsatz: 26 Millionen Euro.
Klötze l „Aufgeben gibt es nicht“, sagt Detlef Elling. Er ist der Geschäftsführer und Gründer der e-r-s GmbH. Als zu Beginn des Jahres 2009 das in Nesenitz ansässige holländische Unternehmen für Feuerfestbau nach dem Tod des Besitzers verkauft und der Sitz nach Willich im Ruhrgebiet verlegt worden war, bedeutete das für den damaligen Geschäftsführer und die weit über 100 Kopf zählende Belegschaft von heute auf morgen das Aus. „Den Kopf in den Sand stecken, bringt aber nichts, dann muss man sehen, dass und wie es weiter geht.“ Also gründete Detlef Elling mit der e-r-s GmbH sein eigenes Unternehmen.
Was im Februar 2009 in einem Zwei-Raum-Büro mit gerademal sieben Mitarbeitern begann, ist zu einem bedeutenden Unternehmen in der Feuerfest-Branche gewachsen. Heute, sieben Jahre und sieben Monate später, verfügt die Firma nicht nur über 173 Mitarbeiter – darunter viele einstige Kollegen – in den verschiedensten Berufen und Bereichen, sondern auch über Niederlassungen in Polen, Tschechien, Rumänien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Jahresumsatz: 26 Millionen Euro. Dazu trägt auch das 100-prozentige Tochterunternehmen e-r-s materials bei, in dem Fertigteile aus Feuerfestmaterialien sowie Faserzuschnitte und Fasermodule hergestellt werden. Und es ist eines der drei Unternehmen in Europa, die beispielsweise Rührschilde in verschiedensten Formen und Größen für die Aluminiumindustrie herstellen. Etwa 150 Stück treten pro Jahr die Reise von der Produktionsstätte in Klötze in die weite Welt an.
Die Produktionshalle befindet sich am Firmensitz an der Poppauer Straße. Standen auf dem Betriebsgelände anfangs nur das Verwaltungsgebäude und eine Fertigungs-/Lagerhalle, sind nach dem Neubau einer zweiten Halle sowie weiterer Gebäude und Lager die Wachstumsmöglichkeiten auf dem 1,8 Hektar großen Grundstück ausgereizt. Allein im Jahr 2015 sind 47 302 Euro in Bauten investiert worden und noch einmal 104 272 Euro in Geräte, Maschinen und den Fuhrpark, sodass insgesamt eine Investitionssumme von weit mehr als einer Million Euro zusammenkommt.
Wenn alle 62 Pkw und Transporter auf einmal am Firmensitz stationiert sein sollten, wird es eng. „Aber der Fall wird wohl nicht eintreffen“, blickt Detlef Elling voraus. Schließlich liefen die Geschäfte gut und seien die Mitarbeiter nicht nur deutschland- sondern weltweit im Einsatz. Möglicherweise demnächst sogar in Australien. Zumindest hat sich das Unternehmen an einer Ausschreibung für die Auskleidung einer Biomasseanlage beteiligt.
Kerngeschäfte des derzeit mitarbeiterstärksten Unternehmens in Klötze sind Installationen von feuerfesten Auskleidungen für große Industrieanlagen, die Produktion von keramischen Fasermodulen, speziellen Fertigteilen sowie feuerfesten Betonteilen, Klebstoffen und Mörteln, das Trocknen von feuerfest ausgekleideten Bereichen, Handel mit feuerfesten Materialien, die technische Beratung und Planung, das Engeneering (deutsch: Ingenieurwissenschaften) und weltweite Industriemontagen. Zu den weiteren Tätigkeitsfeldern gehören der Stahlbau, Vermietung von Spezialgeräten für Abbruch, Förderung von Massen und Verschweißungen sowie Sandstrahlen. Produkte und das Know how der e-r-s finden sich unter anderem in Müllverbrennungsanlagen, Kraftwerken, Schmelzöfen, Gießöfen, Chargieranlagen, in der chemischen und petrochemischen Industrie, der Glühindustrie oder bei Schlammverbrennungen. Einziger regionaler Zweig des Unternehmens sind die Dienstleistungen in Sachen Elektrik. „Was das betrifft, werden unsere Elektriker auch für Kleinst- und Privatkunden tätig“, so Detlef Elling.
Wie bei vielen mittelständischen Unternehmen im ländlichen Raum macht der Fachkräftemangel auch bei e-r-s nicht Halt. „Deshalb bilden wir unseren Nachwuchs selber aus.“ Derzeit gibt es bei e-r-s acht Azubis in den Berufen Büromanagement, Lager und Logistik, Industriekaufmann und Technischer Systemzeichner. Zwei von ihnen sind Marc Ritter und Ferdinand Grothe, beide 17 Jahre jung, die im Sommer ihre dreieinhalbjährige Lehrzeit zum Technischen Systemzeichner unter den Fittichen von Ausbilder Uwe Schröder begonnen haben. „Unser Markenzeichen ist ja, dass alles aus einer Hand kommt“, erklärt Elling. Und dazu gehören eben vor der Fertigung der Bauteile und dem Auskleiden der Öfen auch die Planung und Zeichnung der Projekte.
Da Fachkräfte, wie etwa Zeichner, auf dem deutschen Arbeitsmarkt für den ländlichen Raum wie die Altmark nur schwer zu bekommen seien, setzt das Unternehmen auf Fachkräfte aus anderen Ländern. Einer von ihnen ist Andrzej Suhako. Der 26-jährige Systemzeichner ist vor drei Monaten von Polen nach Klötze gezogen. In absehbarer Zeit werden weitere seiner Landsleute folgen. „Zwei junge, frisch studierte Kolleginnen ziehen demnächst nach Klötze und eine dritte kommt sogar mit Kind und Kegel und will hier sesshaft werden“, gibt Detlef Elling einen Ausblick.