Hermann Buchmüller und Elise Bock inventarisieren das Abendmahlgeschirr der Steimker Kirche Diese Schätze sind Zeugen der Geschichte
Das Abendmahlgeschirr der Steimker Kirche ist ein echter Schatz. Hermann Buchmüller und Elise Bock machen sich derzeit die Mühe, die Devotionalien zu inventarisieren. Außerdem haben sie auf dem Dachstuhl des Steimker Pfarrhauses, das umgebaut werden soll, weitere kostbare Gegenstände gefunden.
Steimke l Die Geschichte von Steimke für die Nachwelt festhalten. Das ist das erklärte Ziel von Orts-Chronist Hermann Buchmüller. In mehreren Büchern hat er sich schon verschiedenen Themen, wie beispielsweise den Eichen, dem Wappen oder der allgemeinen Historie des Dorfes gewidmet. Sein neuestes Steckenpferd, dem er sich derzeit im fleißigen Verbund mit Gemeindekirchenrätin Elise Bock verschrieben hat, ist das Abendmahlgeschirr der Steimker Kirche. Das Gotteshaus ist im vergangenen Jahr saniert worden. Dabei wurde der vom Hausschwamm befallene Dachstuhl erneuert und das gesamte Dach mit Biberschwänzen neu eingedeckt. Außerdem fanden im Innen- und Außenbereich umfangreiche Malerarbeiten statt. Die Wiedereröffnung der Steimker Kirche fand am 12. August statt (wir berichteten). "Ein besseres Datum hätte es wohl gar nicht geben können", meint Hermann Buchmüller. Denn die Ersterwähnungsurkunde, auf deren Basis im Mai die Feier zum 900-jährigen Bestehen Steimkes über die Bühne ging, ist auf den 9. August 1112 datiert. "So rundet die Wiedereröffnung der Kirche die Feierlichkeiten fast datumsgleich ab."
Und: Parallel zu den Arbeiten an der Kirche wurde mit der Vorbereitung des geplanten Umbaus des Pfarrhauses begonnen. Hierbei wurde das Abendmahl-Geschirr der Steimker Kirche von Elise Bock liebevoll zusammengestellt und aufpoliert. Im Übrigen barg sie bei der Reinigung des Pfarrhauses gleich noch ein paar weitere Schätze. Dazu gehören unter anderem ein Klingelbeutel sowie einige Instrumente des einstigen Steimker Posaunenchores. Dieser wurde in den 1920er Jahren vom damaligen Pastor, Otto Berlin, gegründet und erwarb sich in der Region einen hervorragenden Ruf. Außerdem entdeckten Elise Bock und Hermann Buchmüller auf dem Dachboden des Pfarrhauses auch noch diverse Kirchenbücher. Eines stammt aus dem Jahre 1854 und wurde, so weiß der Chronist, von einem gewissen Pastor Peters "fein säuberlich geführt". Darin sind Geburten und Taufen ebenso aufgelistet wie Hochzeiten. Weil es aus allen Nähten platzte, wurden weitere Kirchenbücher angelegt, dieses Mal getrennt nach den jeweiligen Ereignissen. "Die Bücher sind wirklich schwer. Wir mussten ganz schön schleppen", erzählt Elise Bock. Des Weiteren fielen ihr und Hermann Buchmüller ein altes Gesangbuch mit dem Titel "Ein fröhlich\' Herz" sowie eine Altardecke, die allerdings von Motten zerfressen ist, in die Hände. All diese Dinge sind sicher aufbewahrt und sollen, das ist der Wunsch der beiden, ebenfalls katalogisiert werden, insbesondere die Kirchenbücher.
Doch zurück zum Abendmahl-Geschirr. Dieses ist teilweise uralt und noch immer im Gebrauch. Allerdings war darüber bisher recht wenig bekannt. Deshalb haben Hermann Buchmüller und Elise Bock die Devotionalien nun inventarisiert und dabei teilweise Erstaunliches herausgefunden. (siehe Nummern von 1 bis 12)
Im Übrigen, so betont Hermann Buchmüller, verrichten er und Elise Bock diese Arbeit in Gedenken an Renate Heyn. So ist das Abendmahlgeschirr bereits in den 1970er Jahren von der Pastorin, die in Steimke während einer längeren Vakanz zweimal übergangsweise tätig war, in zwei Fotoalben dokumentiert worden. "Sie hat tolle Arbeit geleistet", lobt Hermann Buchmüller.
Der Marschall-Kelch:
Das "Bromer Bilder-Lexikon" von Fritz Boldhaus nennt Johann Marschall als dritten Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde nach der Reformation in der Doppel-Parochie Brome-Steimke. Dieser Pfarrer hat der Steimker Kirche den Kelch - der 19,5 Zentimeter hoch ist und einen oberen Durchmesser von 11 Zentimetern hat - anno 1619, also im ersten Jahr des Dreißigjährigen Krieges gespendet, da der frühere verbrannt war.
Der zweite Kelch:
Dieser Kelch hat die gleichen Abmessungen wie der erste, ist aber bedeutend leichter und es gibt keine Gravuren. Auf dem Fußteil ist eines des sechs Segmente mit einem Bildnis des gekreuzigten Jesus und darüber der Inschrift "INRI" geschmückt. Das Alter ist unbekannt.
Der dritte Kelch:
Der 22 Zentimeter hohe Kelch mit einem Durchmesser von 11,5 Zentimetern ist relativ schmucklos. Auf dem Fußrand ist auf einem durchgehenden Schriftzug der Name des Stifters notiert: "Johann-Friedrich Schulze, gestorben am 5. November 1923 in Steimke." Ein Pastor war er wohl nicht. Näheres sollen die Kirchenbücher zu Tage bringen.
Kanne mit Deckel und Kreuz:
Das reich verzierte Gefäß, das 35,5 Zentimeter hoch ist und einen Durchmesser von 10 Zentimetern hat, wurde vor rund 150 Jahren vom Patronatsherren gestiftet. Auf der Unterseite sind die Initalien "G.G.v.d.S 1865 A.G.v.d.S." eingeritzt. Gemäß der Familienchronik des Geschlechts derer von Schulenburg von Georg Schmidt aus dem Jahr 1889 müsste Graf Günther Ernst Karl Gebhard, der von 1819 bis 1895 lebte, der Spender sein. Dessen Ehefrau, Gräfin Adelheid, steht mit großer Sicherheit für die zweiten Anfangsbuchstaben.
Zweite Kanne mit Deckel und Kranz:
Gegenüber der Schulenburgschen Kanne ist diese eher schlicht. Sie ist 40 Zentimeter hoch und hat in der Mitte einen Durchmesser von 9 Zentimetern. Die Inschrift auf dem Sockel lautet: "Adolf Schulze, geb. 6.2.1883, gest. 25.5.1910."
Krug mit Henkel:
Der Krug aus Messing ist 24,5 Zentimeter hoch und hat in der Mitte einen Durchmesser von 13 Zentimetern. Es besteht kein Hinweis auf einen Stifter. Die Inschrift in der Mitte des Fußes, von unten gesehen, nennt offensichtlich die Lieferfirma wie folgt: "F...ul Assmann, Kgl. Hof-Lieferant, Lüdenscheid Berlin."
Unterschale des Kruges:
Die Unterschale hat mit Sicherheit eine eigene Funktion. Ein Bericht über die Kirchenvisitation im Jahr 1600 nennt gesondert eine Patene (griechisch: Schüssel). Gemeint ist damit ein flaches Geschirr, auf dem beim Abendmahl das Brot gereicht wurde. Über den Verbleib der genannten Patene gibt es keine Informationen. Die vorhandene Unterschale, Durchmesser 17 Zentimeter, ist nicht so alt, denn auf dem Tellerrand nennt die Inschrift den Stifter: Otto Berlin, Pastor zu Steimke, 1912-1924.
Patene zur Weihung der Kirche in Kunrau:
Diese Schale hat einen äußeren Durchmesser von 16 Zentimetern, der Tellerrand ist 2,5 Zentimeter breit. In dem kreisförmigen Zentrum ist ein sogenanntes Strahlenkreuz dargestellt. Die Schale trägt die Inschrift: "Kirche Kunrau, geweiht am 10. August 1893." Durch das Vermächtnis des Rittergutsbesitzers Theodor-Hermann Rimpau (1822-1888) in Höhe von 30000 Mark wurde die Kunrauer Kirche von 1891 1893 erbaut. Am 1. Januar 1897 wurden die Gemeinde und der Gutsbezirk aus der Kirchengemeinde Steimke ausgepfarrt und zu seiner selbständigen Kirchengemeinde Kunrau vereinigt. Als Pfarrer war weiter der Steimker Pastor zuständig.
Patene von 1653:
Diese Schale ist nach dem Marschall-Kelch das zweitälteste Teil des Steimker Abendmahlgeschirrs. Der Teller aus Messing mit einem äußeren Durchmesser von 15,5 Zentimetern ist äußerlich schmucklos. Auf dem Tellerrand ist eine Gravur mit einem sogenannten Tatzenkreuz zu erkennen: "Stemcke: An:Der:Ohre:Anno:1:6:5:3"
Hostiendose mit Kreuz:
Die Dose misst 9,5 Zentimeter im Durchmesser und sechs Zentimeter in der Höhe. Das Kreuz auf dem Deckel ist 2,5 Zentimeter hoch. Auf dem Boden der Dose steht folgende Inschrift: "Anne Schulze, geb. Bartels, + 11. Dezember 1922 zu Steimke."
Kelch und Hostiendose im Lederetui:
Mit Sicherheit wurden diese Geräte für das letzte Abendmahl für einen Sterbenden genutzt. Der Kelch ist 14,5 Zentimeter hoch und hat einen oberen Durchmesser von 6,5 Zentimetern. Die Deckelinschrift der Oblatendose lautet: "I h S", das sogenannte Jesu-Monogramm. Die Buchstaben stehen für die Worte: Jesus-Heiland-Seligmacher.
Schale des Taufbeckens:
Die Schrift im Kreis auf dem Tellerrand lautet: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden. Ev. Marc. 16 V.16." Für die Taufe wird diese Schale in den Taufstein gelegt.