74-jährige Steimkerin bekommt den Volksstimme-Blumenstrauß des Monats Juli Elisabeth Bratke: Ein Leben für die Musik
Elisabeth Bratke aus Steimke erhält von der Volksstimme den Blumenstrauß des Monats Juli. Seit 51 Jahren leitet sie den Steimker Frauenchor. Und überhaupt: Was Musik angeht, ist sie ein Hansdampf in allen Gassen.
Steimke l Elisabeth Bratke kennt bestimmt hunderte Lieder aus dem Effeff. Singen gehört zu ihren größten Leidenschaften. Doch am Mittwoch fehlten ihr für ein paar Sekunden die Worte. Soeben hatte das Energiebündel von der Volksstimme den Blumenstrauß des Monats Juli überreicht bekommen.
"Ich bin sprachlos. Damit hätte ich niemals gerechnet", sagte sie. Die Mitglieder des Steimker Frauenchores schon. Zumindest hatten sie es sich für ihre Dirigentin gewünscht. Die Damen, die sich an diesem Abend vor dem Saal zu ihrem Grillfest trafen und das Geheimnis bis zum Schluss bewahrten, jubelten, klatschten und verneigten sich. "Sie hat diese Auszeichnung so sehr verdient", sagte Vorsitzende Birgit Irmscher.
Schließlich ist Elisabeth Bratke nicht nur Mitbegründerin des Ensembles, der seit 1962 besteht, sondern leitet diesen seither auch an. "Das macht sie wie keine Zweite", ist sich Birgit Irmscher sicher und lobt Elisabeth Bratke in den allerhöchsten Tönen: "Sie ist immer für uns da, sprudelt vor Ideen, ist voller Tatendrang. Wir halten sie jung und sie hält uns jung. Sie steht auch moderneren Liedern ungeheuer aufgeschlossen gegenüber. Unglaublich ist ihre Fähigkeit, überall Begeisterung zu entfachen."
Und weiter: "Ich kenne kaum jemanden, dessen Liebe zur Musik so ausgeprägt ist." Birgit Irmscher bezeichnet Elisabeth Bratke als "musikalisches Vorbild", als "musikalisches Multi-Talent", das Klavier, Akkordeon und sämtliche Stimmen beherrscht. "Sie ist der Motor des kulturellen Lebens in Steimke", meint Birgit Irmscher und stellt fest: "Wir wüssten nicht, was wir ohne sie tun sollten. Wir alle hoffen, dass sie uns noch lange erhalten bleibt."
Indes ringt Elisabeth Bratke weiter um Fassung. Ihre Augen sind feucht. Tränen der Freude bahnen sich kurz ihren Weg. Die Überraschung war groß und ist gelungen.
Dass Elisabeth Bratke eine ganz besondere Begabung hat, zeichnete sich übrigens schon früh ab. Als sie acht Jahre alt war, wurde sie mit ihrer Schwester Ilse von der Mutter zum Klavierunterricht geschickt. Es dauerte nicht lange und die kleine Elisabeth beherrschte das Spiel auf dem Instrument. Neue Stücke einzustudieren fiel ihr nicht schwer. Doch Klavier alleine reichte Elisabeth Bratke nicht. Autodidaktisch brachte sie sich das Akkordeonspielen bei und hatte schon als junges Mädchen in der Schule ihre ersten Auftritte. Von den Eltern bekam sie ein Akkordeon geschenkt - und war der glücklichste Mensch der Welt, wie sie erzählte.
"Auf dass die Seele sich verschöne, gab uns der Himmel die Musik."
Elisabeth Bratke
Bei so viel Enthusiasmus für die Musik war der berufliche Werdegang fast vorgezeichnet. Elisabeth Bratke erlangte einen Fachschulabschluss mit der Lehrbefähigung für Musik und Kunsterziehung. Zudem absolvierte sie eine Ausbildung zur Organistin und Chorleiterin. Bis 1998 war sie in Kunrau im Schuldienst tätig. Ihr Traumberuf. Denn: "Ich liebe Kinder. Sie sind unsere Zukunft", sagte sie. Zeitweise betreute sie drei Chöre gleichzeitig: Grundstufe, Mittelstufe, Oberstufe. Des Weiteren oblagen ihr die Arbeitsgemeinschaften (AG) Plattdeutsch - "es wäre schade, wenn dieser Dialekt in Vergessenheit geriete" - Volkstanz, Akkordeon und Keyboard. "Das hat so viel Spaß gemacht", erinnerte sich Elisabeth Bratke. So viel Spaß, dass sie die Arbeitsgemeinschaften auch nach ihrer Rente noch zwei Jahre lang begleitete.
Elisabeth Bratke braucht die Musik, liebt die Musik. Nicht, dass sie sich über Applaus nicht freuen würde, aber wichtig ist ihr diese Form der Anerkennung nicht. "Sie ist so bescheiden", weiß Birgit Irmscher. Elisabeth Bratke mag vor allem auch die stillen Momente, wenn sie ganz allein zuhause an ihrem Klavier sitzt. Darüber steht ein Spruch, den ihre Mutter einst zu sagen pflegte und der wohl am besten ausdrückt, welche Bedeutung die Musik für Elisabeth Bratke hat: "Auf dass die Seele sich verschöne, gab uns der Himmel die Musik."
Elisabeth Bratke kommt von ebenjener Musik nicht los. Sie mag Choräle, Klassik, Volkslieder, aber durchaus auch Rock und Pop. Sie ist Organistin in der Kirche, spielt bei Gottesdiensten, Hochzeiten und Beerdigungen. Doch damit nicht genug. Hinzu kommen die wöchentlichen Proben mit dem Steimker Frauenchor, "wir verstehen uns prächtig." Von 1992 bis 2002 leitete sie überdies den Kinderkirchenchor im benachbarten Brome in Niedersachsen, wo sie bis heute zudem einmal im Monat die Bewohner eines Altenheimes mit ihrem Können und Elan erfreut. Und wenn ihre Hilfe gebraucht wird, dann kann sie nicht Nein sagen. So wie vor wenigen Wochen beim Maibaumaufstellen in Kunrau, wo der dortige Männerchor kurzfristig einen Ersatz für die verhinderte Dagmar Alex benötigte.
"Elisabeth Bratke hat das kulturelle Leben in Steimke bereichert."
Horst Wienecke
In Steimke und Umgebung ist ferner allgemein bekannt, dass Elisabeth Bratke imstande ist, auch die langweiligste Feier in Schwung zu bringen. Gelegentlich holt sie ihr Akkordeon auch ganz spontan hervor, wie zuletzt am Vatertag, als die jungen Steimker Männer plötzlich bei ihr einkehrten. Kurzerhand wurde der Hof von Elisabeth Bratke zum Konzertsaal umfunktioniert.
Elisabeth Bratke, die zwei Kinder, drei Enkel und zwei Urenkel hat, ist froh, dass sie ihre musikalischen Gene in der Familie an die nächste Generation vererbt hat. Sohn Jürgen spielt Gitarre und Querflöte, Enkel Paul spielt Gitarre und Trompete. Beide sind sie Mitglied im Musikzug der Steimker Feuerwehr. Klar, dass es bei Bratkes nicht nur zu Weihnachten Hausmusik gibt.
Aber Elisabeth Bratke scheint all das nicht zu reichen. Mit den Mädchen und Jungen der Steimker Kindertagesstätte würde sie gerne ein weihnachtliches Programm einüben und es in der Adventszeit öffentlich präsentieren. Und morgen ist sie auch beim Familientag des Pfarrbereichs an der Böckwitzer Europawiese zu Gast.
Zum guten Schluss möchte ihr an dieser Stelle auch Ortsbürgermeister Horst Wienecke im Namen des Ortschaftsrates herzlich zum Blumenstrauß des Monats gratulieren: "Elisabeth Bratke", so bestätigt Wienecke, "hat das kulturelle Leben in Steimke über Jahrzehnte bereichert und hält die Fahne nach wie vor hoch. Wir wünschen ihr für die Zukunft Gesundheit, Kraft und Spaß, auf dass sie die Menschen mit ihrer Musik noch lange verzaubern wird."
Kennen Sie jemanden, die oder der für sein ehrenamtliches Engagement den Blumenstrauß des Monats verdient hätte? Dann melden Sie sich bitte bei uns. Redaktion Volksstimme, Breite Straße 5, 38486 Klötze; Telefon (03909) 402920; E-Mail: redaktion.kloetze@volksstimme.de