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Auszubildende Friseure und Tischler legten Gesellenprüfung ab Färben und hobeln für den Berufsabschluss

28.07.2013, 18:27

Salzwedel l Die Zwischen- und Gesellenprüfungen der Kreishandwerkerschaft Altmark gehen in die letzte Runde. Am Wochenende waren das Friseur- und Tischler-Handwerk an der Reihe. Am Montag sind die Maurer dran.

Ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter den Auszubildenden im Friseur-Handwerk des Altmarkkreises Salzwedel. Neun junge Frauen legten gestern im Salzwedeler Friseursalon von Ines Schnaible die Gesellenprüfung ab. Nachdem sie die Zwischenprüfung sowie den theoretischen Teil bereits absolviert hatten, stand nun der praktische Part auf dem Prüfungsplan.

Der Tag begann mit einem Herrenhaarschnitt. Dazu versahen die angehenden Friseurinnen ihre Männermodelle mit angesagten Schnitten aus der Modelinie des vergangenen halben Jahres. Das Styling geschah nach Vorlage. Dazu hatten sie 45 Minuten Zeit, erklärte Antje Magerin, die die Frauen an den Berufsbildenden Schulen in Salzwedel unterrichtet hat.

Als zweites war ein Wahl-modul an der Reihe. Die Prüflinge konnten zwischen Coloration, Hochsteckfrisur und Kosmetik wählen. Alle neun entschieden sich für die Coloration. 90 Minuten hatten sie Zeit, mindestens zwei unterschiedliche Farben mittels verschiedener Techniken auf das Haar ihrer Modelle zu bringen und dem Modell anschließend ein typgerechtes Styling zu verpassen. Einige Prüflinge hatten ihre Mütter als Modell ausgewählt. Viele haben die Colorationen bereits zu Hause ausprobiert.

Den Abschluss bildete ein typisches Beratungsgespräch, auf das sich die Nachwuchsfriseurinnen schon lange vorbereitet hatten. Das Modell, in dem Fall der Kunde, bekam anschließend den entsprechenden Schnitt, Farbe, Frisur und Kosmetik verpasst. Alle Prüfungsbereiche wurden unter den kritischen Augen der Friseurmeisterinnen Ines Schnaible, Christin Henning aus Dähre und Antje Magerin abgelegt. Am Ende des Tages hatten fast nalle von ihnen den Abschluss bereits sicher in der Tasche. Bei den anderen stehen noch einige Ergebnisse aus. Ebenfalls erfreulich: Gut die Hälfte der Prüflinge hat nach dem Ende der Ausbildung eine Anstellung in Aussicht.

Klappe und Schubladen

Tags zuvor stellten die Auszubildenden im Tischlerhandwerk ihre Gesellenstücke den kritischen Blicken der Prüfungskommission vor. Und am Ende war Steve Roese, Auszubildender in der Pretzierer Tischlerei Loth, hin- und hergerissen zwischen der Freude und Enttäuschung. Freude über die bestandenen Prüfung, Enttäuschung, dass nur drei Punkte fehlten, um für sein Gesellenstück, einen Bücherschrank aus Eschenholz, eine Eins zu erhalten. "Ich hätte dafür eine Eins gegeben", so Tischlermeister Axel Pieper aus Ahlum, "aber ich bin nicht in der Prüfungskommission."

Deren Vorsitz hatte Lars Peters inne, der als Grund für die Punktevergabe auf die angedübelte Abdeckplatte des Schrankes verwies. "Holz arbeitet bekanntlich. So können Risse entstehen. Wenn ein Kunde diesen Schrank kaufen würde, wäre der wohl nicht begeistert. Gesellenstücke müssen grundsätzlich verkaufsfähig sein."

Steve Roese, der zunächst eine Ausbildung als Erzieher absolvierte, bevor er eine Lehre als Tischler begann, plant nicht, für seinen Schrank einen Abnehmer zu finden. Vielmehr sollen dort seine Bücher Platz finden. "Vorgaben für das Gesellenstück waren eine Klappe oder ein Schubkasten", erzählt Steve Roese. Diese Elemente, dazu eine Farbgestaltung, finden sich auch bei der Schrankwand, die Martin Pieper als Gesellenstück baute, wieder. Er entschied sich für Erlenholz, "weil das in meinem Zimmer schon verbaut ist." Auch wenn die Prüfer keines der Gesellenstücke mit einer Eins bewertete, den Stolz von Vater Axel und Opa Walter hat sich Martin Pieper auf jeden Fall. Neben ihm und Steve Roese werden Florian Becker, Hans Kwiatkowski, Sven Reppin, Sebastian Schreiber, Max Texdorf, Markus Thiele und Steffen Kieske ihr Zeugnis erhalten.

Vor der Begutachtung des Gesellenstückes mussten die Azubis eine theoretische Prüfung absolvieren und eine Arbeitsprobe anfertigen. Das Leistungsniveau schätzte Lars Peters als "durchwachsen" ein. Von 14 geprüften Lehrlingen haben 9 die Prüfung bestanden, 5 fielen in der Theorie durch. "Dabei ist die Theorie eigentlich nicht schwer", meint Lars Peters. Wesentlich besser seien die praktischen Leistungen. Entscheidend für die Punktvergabe seien mitunter Kleinigkeiten, daher seien die mit Zwei bewerteten Stücke Superleistungen. Insgesamt sei die Zahl der Tischler-Azubis stark rückläufig. "Nächstes Jahr werden es nur noch sieben sein", blickte Lars Peters voraus. Ursache seien nicht nur die geburtenschwachen Jahrgänge, sondern auch, dass viele Bildungsträger keine Tischler mehr ausbilden.