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Förderprogramm Eltern wollen Schulsozialarbeit erhalten

Kommt 2020 das Ende für die Schulsozialarbeit an der Klötzer Sekundarschule? Eltern wollen sich für den Erhalt einsetzen.

Von Tobias Roitsch 07.07.2018, 03:00

Klötze l Geraten Schüler an der Klötzer Sekundarschule „Dr. Salvador Allende“ mal in Streit, dann versucht Godela Schwerin zu schlichten. Die Schulsozialarbeiterin ist seit vier Jahren an der Schule im Einsatz. Doch ob sie auch in Zukunft noch für die Kinder und Jugendlichen da sein kann, ist ungewiss. Ab 2020 könnte Schluss sein. Dann nämlich endet die Förderperiode für das Programm „Schulerfolg sichern“, das durch den Europäischen Sozialfonds und das Land Sachsen-Anhalt gefördert wird. Darüber wird die Schulsozialarbeit aktuell finanziert.

Ein mögliches Aus wollen einige Eltern nicht hinnehmen. Für den Verbleib der Fachkraft an der Sekundarschule will sich Nicole Baumann stark machen, wie die Vorsitzende des Elternvorstandes der Schule im Gespräch mit der Volksstimme sagte. Davon gehört, dass das Förderprogramm ausläuft, habe sie erstmals im April bei einer Versammlung in Salzwedel. Anschließend hätten sich die Klötzer Elternvertreter getroffen. Im 14-köpfigen Vorstand habe aber zunächst Stillschweigen geherrscht, als die Frage gestellt wurde, wie man sich für den Erhalt der Schulsozialarbeiter-Stelle stark machen könnte. Eine Mutter habe vorgeschlagen, zu einem Politiker nach Magdeburg zu fahren. Doch was sollte man ihm erzählen? Es sei der einzige Vorschlag gewesen.

Guter Rat ist teuer. Wie soll die erhoffte Aufmerksamkeit erzeugt werden? Mit einer Unterschriften-Aktion? Oder sollten die Schüler Briefe an Politiker schreiben? Schwierig sei es auch, an die Eltern heranzukommen, sagte Nicole Baumann. Sie könne nicht einfach in die Schule gehen und einen Vortrag zu dem Thema halten, sagte die Vorsitzende. „Dafür bin ich nicht der Mensch.“ So stehe man derzeit an dem Punkt, an dem man nicht weiter wisse. Eine Hoffnung bestehe darin, Ideen aus der Öffentlichkeit zu bekommen.

Eines wisse Nicole Baumann aber schon jetzt ganz genau. Würde die Schulsozialarbeiterin nicht mehr vor Ort sein, „würde dies ein tiefes Loch bei den Kindern reißen.“ Sie würden wohl nicht mit ihren Problemen zu den Lehrern gehen, ist sich Baumann sicher.

Welche Aufgaben sie als Schulsozialarbeiterin hat, erzählte Godela Schwerin im Gespräch mit der Volksstimme. Da gibt es einmal die Einzelfallhilfe. Gibt es Streit zwischen Schülern, hole sie diese in ihr Büro. Teilweise hätten die Kinder und Jugendlichen schon verlernt, Konflikte zu lösen. Nicht selten würden die Auseinandersetzungen mit Kurznachrichten auf dem Smartphone geführt, weiß die Sozialpädagogin. „Es ist gut, die Schüler einfach mal gegenüberzusetzen.“

Einen zweiten Teil ihrer Arbeit beschreibt sie mit dem Titel „Schüler helfen Schülern“. In den höheren Jahrgängen suche sie nach guten Schülern, die mit den Jüngeren üben können. Darüber hinaus arbeitet Schwerin mit anderen Institutionen wie dem Jugendamt und anderen Schulsozialarbeitern zusammen. So wurde etwa schon das Projekt „Net-Piloten“, gegen Medien- und Handysucht, auf die Beine gestellt. Auch vier Schüler aus Klötze ließen sich ausbilden. In Sachen Projektarbeit übernehme sie fast alle organisatorischen Aufgaben und stelle EU-Gelder für Fahrten zur Verfügung. Zusammen mit den Lehrern mache sie auch Elternarbeit. „Wenn gar nichts mehr fruchtet, helfe ich den Lehrern beim Verfassen von Schreiben für das Ordnungsamt“, sagte sie mit Blick auf Schulschwänzer.

Sie sei die Schnittstelle zwischen den Schülern und den Lehrern, brachte Schwerin ihre Aufgaben auf den Punkt. Bevor sie an der Klötzer Sekundarschule anfing, sei sie elf Jahre an der Berufsschule in Salzwedel tätig gewesen. Gearbeitet habe sie aber auch schon in anderen Berufsfeldern. Rund ein bis zwei Jahre brauche man, um in einer neuen Schule „reinzukommen“. „Ich kann sagen, dass ich mich gut eingelebt habe“, sagte Schwerin über ihre Tätigkeit in Klötze. Gern würde sie dort bleiben. Immerhin werde sie nächstes Jahr 60, ergänzte sie.

Angestellt ist Godela Schwerin bei der Awo Sozialdienst Altmark GmbH, die als Träger die Schulsozialarbeit an fünf Schulen in Kalbe, Klötze und Salzwedel übernimmt. Ab August wird es im Altmarkkreis an 15 Schulen solche Fachkräfte geben. „Dass es ein Nachfolgeprojekt geben wird, halte ich für ausgeschlossen. Das gibt die Richtlinie nicht her“, sagte Awo-Geschäftsführerin Andrea Schmieder mit Blick auf die auslaufende EU-Förderung im Jahr 2020. „Die Kommunen und das Land müssen nun Farbe bekennen“, sagte sie. Eine Finanzierung müsste gestrickt werden. Sie fände es auf jeden Fall gut, wenn die Schulsozialarbeit weiter von freien Trägern übernommen würde. Wären die Sozialarbeiter Mitarbeiter der Schulen, könnte es dazu kommen, dass sie für fehlende Lehrer einspringen müssen, um etwa eine Klasse zu beaufsichtigen, äußerte Schmieder Bedenken. Das Vertrauen der Schüler könnte verloren gehen, wenn der Sozialarbeiter als eine Art Lehrer angesehen würde.

Sollte es erneut eine Ausschreibung geben, werde sich die Awo wieder für die fünf bestehenden Schulen bewerben. Andrea Schmieder sagte, dass es zwischen den Trägern eine gute Zusammenarbeit und „kein Konkurrenzgerangel“ gebe. Gehe es weiter, solle Godela Schwerin in Klötze bleiben, bestätigte die Geschäftsführerin. Man sei sehr zufrieden mit ihr und möchte sie nicht missen, wie es hieß.