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Ortschronik Geschichte braucht Platz

Ein Trio führt seit 2016 die Klötzer Ortschronik fort. Das macht viel Arbeit.

Von Tobias Roitsch 21.11.2018, 05:00

Klötze l Auf eine bewegte Geschichte kann der Ort Klötze zurückblicken: Im Jahre 1144 gab es die erste urkundliche Erwähnung. Mehr als ein halbes Jahrhundert später sollen auf dem Galgenberg die letzten Hexen aus Klötze verbrannt worden sein. 1815 wechselte das Amt Klötze vom Königreich Hannover zum Königreich Preußen. Das sind nur einige Beispiele von Ereignissen, die es in den vergangenen knapp 900 Jahren gab. Nachzulesen ist die Geschichte unter anderem auf der Internetseite der Stadt Klötze. Und die Chronik wird weiter fortgeführt. Verantwortlich dafür ist ein Trio – zumindest noch bis Ende 2018. Dann nämlich wollen zwei von ihnen, Bernd Unruh und Katrin Lehmberg, die gemeinsam mit Bernd Granzow derzeit als Ortschronisten arbeiten, aufhören. Das teilten sie während der jüngsten Sitzung des Klötzer Ortschaftsrates mit, als sie sich und ihre Arbeit vorstellten.

Angefangen haben die drei mit ihrer Aufgabe im März 2016. Vorher kümmerte sich der Heimatverein um das Erstellen der Chronik. „Ich sitze jeden Tag zweieinhalb Stunden dran, lese Zeitungen und markiere die Beiträge“, sagte Bernd Granzow der Runde. Die Artikel aus der Presse würde man für die Chronik abheften.

Eine weitere Aufgabe der Chronisten sei etwa, Nachforschungen anzustellen. Als Beispiel dafür nannte Granzow eine Recherche zur „Turnvater-Jahn-Halle“. Unterstützung würde es vonseiten der Stadt besonders von den beiden Verwaltungsmitarbeiterinnen Kerstin Lilienthal und Irina Bitter geben, wofür sich Bernd Granzow bedankte. Zuarbeiten hätten die Chronisten etwa zum Gaus‘schen Park in Klötze geliefert oder für die Vorbereitung zum diesjährigen 90. Geburtstag des Waldbades. „Ich kann es mir leisten, ich bin Rentner“, sagte Granzow mit Blick auf den Zeitaufwand, der für die Arbeit nötig ist. Er wolle weitermachen, ließ er wissen.

Was müssten Interessenten denn beachten, wenn sie neu als Ortschronisten anfangen wollen, fragte Ratsfrau Ilka Speckhahn (SPD). Man müsse viel Zeit mitbringen, um das Material aufzunehmen und zu bearbeiten, antwortete Bernd Unruh, der selbst auch Mitglied des Ortschaftsrates in der SPD-Fraktion ist. Der Umfang an Material sei sehr groß und vielseitig. „Es geht viel vom Privatleben drauf, das muss man beachten“, sagte Unruh. Für einen alleine wäre es viel Arbeit. Die Zeit sei ein wichtiger Faktor, bestätigte auch Katrin Lehmberg. Sie sagte außerdem, dass ein eigener Raum für die Chronisten auch wichtig sei. Denn nicht immer könnte man in die Klötzer Bibliothek gehen, um dort zu arbeiten.

Das Thema brachte auch Bernd Granzow vor den Ortschaftsräten zur Sprache: „Wir haben keinen eigenen Raum, vieles spielt sich bei mir in der Küche ab.“ In Steimke gebe es mittlerweile eine Heimatstube, in Klötze aber nicht einmal ein kleines Zimmer.

Eine mögliche Lösung für das Problem bot Uwe Witte (CDU) an. Neben dem Rathaus gebe es doch das alte Gefängnis, erinnerte er. Das Gebäude sei in einem Top-Zustand, der Dachboden könnte ausgebaut werden, um dort einen Platz für die Chronisten zu schaffen, schlug er vor. Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Schmidt (SPD) wollte dazu so viel sagen, dass die Chroniken aktuell in der Bibliothek aufbewahrt würden und dass daran gearbeitet werde, etwas anderes zu finden.

Lothar Schulze (Die Linke) schlug vor, einen Antrag im Stadtrat zu stellen, um einen geeigneten Raum zu finden. Die Bibliothek alleine werde bei den vielen Dingen zur Stadtgeschichte wohl keine Lösung sein, war sich Schulze sicher. „Wir brauchen hier keine Luftschlösser bauen“, schnitt Hans-Jürgen Schmidt das Thema an dieser Stelle ab. Es sei etwas in Arbeit, dass „in unserem Sinne“ sei. Er bedankte sich bei den Chronisten. Er wisse, was das für eine Arbeit sei, versicherte er. Schmidt betonte zudem, dass die Chronisten einen Dienst im öffentlichen Interesse leisten würden. Dank gab es auch von den anderen Mitgliedern des Gremiums

Eine Entschädigung aus dem Ortsbudget gibt es für Sachausgaben der Chronisten. 2018 gab es dafür einen Zuschuss in Höhe von 250 Euro.