Eigentümer des Klötzer Milchwerkes wollen vorerst auf Großveranstaltungen verzichten Große Pläne geraten ins Stocken
Nach dem Willen des neuen Eigentümers sollten auf dem Gelände des früheren Milchwerkes in Klötze diverse Unternehmungen umgesetzt werden. Allerdings traten Schwierigkeiten auf. Nun sollen erstmal kleinere Brötchen gebacken werden.
Klötze l Im Herbst 2009 erwarb Ulrich Hummel aus Ahnsbeck bei Celle das ehemalige Milchwerk an der Poppauer Straße in Klötze. Er und sein Sohn Stephan wollten auf dem 7,5 Hektar großen Areal neues Leben einkehren lassen und sich dadurch eine gesicherte Existenz aufbauen. Ulrich Hummel war einst Auktionator und wollte nicht einfach nur den Ruhestand genießen. Stephan Hummel, er ist Mitte 40, lebte länger im Ausland und leitete unter anderem in Costa Rica ein Hotel. Ihre Pläne, beide waren vom Erfolg überzeugt, klangen auch durchaus vielversprechend. Beispielsweise sollten Messen und Märkte stattfinden. Außerdem sollte auf der Brachfläche ein Windpark entstehen. Des Weiteren war eine Fischzucht vorgesehen und vieles mehr.
Mal abgesehen von den bereits vorher für 2,5 Millionen Euro auf den Hallendächern verbauten Photovoltaikanlagen fiel der Startschuss für all diese Pläne im Mai dieses Jahres. Damals fand ein Oldtimer-Treffen mit dem Schwerpunkt Mercedes statt, viele weitere sollten folgten. Doch dazu kam es nicht. Die Premiere geriet zum Flop. Anstatt der erhofften 1000 bis 5000 Besucher erschienen gerade mal ein gutes Dutzend. Auch das zweite Treffen mit dem Thema Trabi und Wartburg, "da hatten wir uns hier in der Altmark wirklich was erhofft", wurde zum Desaster.
"Vielleicht", so räumt Ulrich Hummel im Gespräch mit der Volksstimme ein, "haben wir uns das alles ein bisschen zu einfach vorgestellt. Klötze ist ein schwieriges Pflaster. Bei den Auto-Treffen haben wir jedenfalls richtig viel Geld draufgezahlt." Unter Umständen, so bekennt er, ist man zu naiv an die Sache herangegangen und hat geglaubt, dass die Gäste quasi von allein kommen. Weit gefehlt. Völlig aufgeben will Ulrich Hummel die Oldie-Treffen allerdings (noch) nicht. Jedoch sollen nun zunächst einmal die Kontakte in die Szene intensiviert werden. Möglicherweise, so kündigt Ulrich Hummel an, geht 2013 ein mehr oder minder internes Audi-Klub-Treffen am alten Milchwerk über die Bühne. Des Weiteren kann er sich eine Art Country-Festival vorstellen, für das man über gewisse Kontakte eventuell Schlagerstar Gunter Gabriel gewinnen könnte. "Aber spruchreif ist noch nichts." Ulrich Hummel ist spürbar vorsichtig geworden. Von Großveranstaltungen will er zunächst einmal die Finger lassen.
Sohn Stephan pflichtet ihm bei: "Das Risiko ist einfach zu groß. Das will ich nicht mehr eingehen."
Stephan Hummel macht deutlich: "Die Sache mit den Großveranstaltungen lassen wir fürs Erste sein." Zwar hält er Klötze nach wie vor für einen geeigneten Standort, "Berlin, Hannover, Hamburg und Magdeburg sind nicht weit weg", doch ist ein positiver Ausgang von Events, wie etwa Konzerte, von zu vielen Unwägbarkeiten wie dem Wetter abhängig.
Stattdessen, so Stephan Hummel, will man es jetzt relativ geruhsam, "Schritt für Schritt", angehen lassen und sich auf das beabsichtigte Blockheizkraftwerk konzentrieren. "Das war bei meinem Vater immer im Hinterkopf." Eigentlich sollte dieses mit einer Fischzucht verbunden werden, doch von diesem Vorhaben, ebenso verhält es sich mit dem Windpark, haben sich die Hummels mittelfristig verabschiedet.
Vielmehr soll jetzt mit Hackschnitzeln Wärme erzeugt und zum Heizen der eigenen Gebäude verwendet werden. "Für die Lagerung haben wir genügend Platz", betont Stephan Hummel und zeigt auf die sieben Hallen mit einer Größe von je 1200 Quadratmetern. Er rechnet damit, dass diese Unternehmung noch im Laufe dieses Jahre in Angriff genommen werden kann, "auch wenn noch nicht alles zu hundert Prozent in trockenen Tüchern ist. Aber die Klärung wird sich bestimmt nicht mehr lange hinziehen." Zumindest bei der Frage nach dem Rohmaterial deutet sich eine Lösung an. So soll bereits am heutigen Dienstag ein Gespräch mit den Straßenmeistereien erfolgen, um zu erörtern, ob und inwieweit das bei Ausästungen und Baumfällungen angefallene Holz genutzt werden könnte.
Stephan Hummel kommt noch einmal auf das Thema Großveranstaltungen zu sprechen und bilanziert: "Wir geben nicht auf, lassen es aber ruhig angehen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben."
Zumal, so erinnert er, es ja nicht so ist, dass sich auf dem Milchwerk-Gelände rein gar nichts rühren würde. Ganz im Gegenteil. Seit Ende 2011 finden dort nämlich ein Mal im Monat (jeden zweiten Sonnabend) Flohmärkte und gar jeden Sonnabend ein Gebrauchtmöbelmarkt (beides in der Zeit von 10 bis 16 Uhr) statt. Die Organisatoren sind Sabine Jortzik, Werner Schmidt, Richard Piekarz und Piotr Czichosz. Das Team stammt ebenfalls aus dem Raum Celle und löst im Hauptgewerbe Wohnungen auf. Sabine Jortzik sagt: "Die Möbelmärkte hier laufen gut. Auch die Flohmärkte waren bis März ganz gut besucht. Wir hatten schon mal 15 Händler, jetzt sind es 6. Alle kommen aus Klötze und Umgebung. Wir sind eigentlich zufrieden, aber natürlich wäre es schön, wenn der Zuspruch aus der Bevölkerung noch größer wäre."