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Grusel oder Kirche Halloween? Nur eine Mode!

Kritiker befürchten, dass Halloween dem Reformationstag den Rang abläuft. Doch nicht alle Christen sehen das so.

Von Markus Schulze 28.10.2020, 00:01

Klötze l Am kommenden Sonnabend ist der 31. Oktober. Ein Feiertag, zumindest in Sachsen-Anhalt und acht weiteren Bundesländern. Obwohl, gefeiert wird sowieso. Die einen begehen den Reformationstag, die anderen feiern Halloween. Doch an Halloween scheiden sich die Geister. Für die einen ist es purer Gruselspaß, für die anderen blanker Unfug.

Halloween steht für „All Hallows‘ Eve“, was auf Deutsch „der Abend vor Allerheiligen“ bedeutet. Seinen Ursprung hat Halloween auf den britischen Inseln, wo die Menschen zu Beginn des Winters böse Dämonen austreiben wollten. Mit Iren und Schotten, die auswanderten, gelangte der Ritus im 19. Jahrhundert nach Amerika, wo sich Halloween zu einer der beliebtesten und kommerziell erfolgreichsten Festivitäten entwickelte. Vor etwa 30 Jahren schwappte die Begeisterung dann nach Deutschland über. Längst haben auch hier viele Menschen großen Spaß daran, Haus und Garten mit Kürbissen zu schmücken, sich als Zombie oder Hexe zu verkleiden und auf der Jagd nach Süßigkeiten durch die Nachbarschaft zu ziehen.

Doch längst nicht alle können diesem Mix aus Horror und Karneval etwas abgewinnen. Katholiken, die am 1. November ihrer toten Heiligen gedenken, fühlen sich gestört. Und die Evangelen fürchten, dass der Reformationstag an Bedeutung verlieren könnte. Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, bezeichnete Halloween mal als „inhaltsleeres“ Ereignis, das von den ernsten Fragen des Lebens ablenke.

Indes sieht Alexander Schmidt das Ganze weit weniger dramatisch. Er ist Vorsitzender des Evangelischen Gemeindekirchenrates Steimke-Kunrau. Auch bei ihm, so sagt er, könne es sein, dass ein Kürbis den Hauseingang ziert. Allerdings wegen der Jahreszeit und ohne Bezug zu Halloween. Er denke auch nicht, dass der alte Kelten-Brauch eine ernsthafte Konkurrenz zum Reformationstag darstelle. „Ich habe keine Probleme damit, wenn Menschen ihren Spaß haben, sich verkleiden und gemeinsam etwas unternehmen“, betont Schmidt. Für den Fall, dass jemand bei ihm vorbeikommt, halte er auch Süßigkeiten bereit, verspricht er.

Der 25-Jährige akzeptiert, dass es Halloween gibt: „Ich verstehe, dass es vielen Menschen wichtig ist. Ich gönne ihnen den Spaß. Man muss bedenken, dass Halloween ein Teil der Pop-Kultur geworden ist. Da hängt eine ganze Industrie mit Arbeitsplätzen dran.“

Dass viele Menschen den 31. Oktober inzwischen mehr mit Halloween als dem Reformationstag in Verbindung bringen, will Schmidt nicht ausschließen. Er bezweifelt allerdings, dass diese Entwicklung von Dauer sein wird. „Vielleicht“, so meint der Jahrstedter, „ist Halloween nur eine vorübergehende Mode. Die Reformation hingegen, 2017 haben wir das große Jubiläum gefeiert, war vor mehr als 500 Jahren. Davon profitieren wir bis heute.“

Zu den Errungenschaften der Reformation zählt der Jahrstedter das freie Denken und die Freiheit, den Glauben individuell auszuleben. Beispielsweise unterlägen Protestanten nicht dem Zwang, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. „Und um heiraten zu können, muss nur einer in der Kirche sein“, nennt Schmidt ein weiteres Beispiel.

Die Reformation, so fügt er hinzu, sei allgegenwärtig und nicht auf den 31. Oktober beschränkt. Zumal es historisch gar nicht sicher sei, ob Martin Luther seine 95 Thesen anno 1517 wirklich exakt an diesem Datum an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, um gegen den Ablasshandel des Vatikans zu protestieren. „Es könnte auch an einem anderen Tag gewesen sein“, weiß Schmidt. Von daher sei er gerne bereit, den 31. Oktober mit Halloween-Fans zu teilen.

Verständnis habe er auch dafür, dass Halloween in Kitas und Schulen gefeiert wird. „Für die Kinder ist das ein großer Spaß. Sie können wer anders sein, sich verkleiden. Dann die Süßigkeiten. Das ist schon spektakulär.“ Gleichzeitig ist Schmidt aber auch davon überzeugt, dass in den Einrichtungen sehr umfassend darüber informiert wird, wer Martin Luther war und was es mit der Reformation auf sich hat. Insofern sei „alles okay“.

Weiterhin macht der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Steimke-Kunrau darauf aufmerksam, dass der Reformationstag in neun Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag ist. „Diesen Status wird Halloween nie erreichen. Dafür ist es dann doch viel zu unwichtig. Halloween ist nur ein Kunstgebilde.“

Ganz im Gegensatz zum Reformationstag, der am kommenden Sonnabend, 31. Oktober, wieder mit einem regionalen Fest im Klötzer Altmarksaal gefeiert werden soll. Beginn ist um 14 Uhr. Interessierte sind herzlich willkommen.