Unfall bei Erntearbeiten Historischer Wegestein am Jübarer Postweg umgefahren
Er gehört zu den historischen Zeugnissen am alten Postweg bei Jübar: der Wegestein, der die Richtung zu den Nachbarorten anzeigt. Doch jetzt liegt er nach der Kollision mit einer Erntemaschine am Feldrand. Heimatforscher und Regionalhistoriker fordern die Wiederaufstellung und Maßnahmen zum Schutz des Steins.

Jübar - Als Gerd Blanke vom Museums- und Heimatverein (MHV) Brome vor einigen Tagen auf seiner Rundtour durch die Jübarer Gemarkung durch den Stadtweg fuhr, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Der historische Wegestein, in dem die Richtungen zu den Nachbarorten eingraviert sind, stand nicht mehr an seiner Stelle. Stattdessen lag der mächtige Brocken aus dem Erdreich gerissen im hohen Gras am Ackerrand. Noch in der Woche zuvor hatte Blanke den Stein aufrecht stehend fotografiert.
Schnell kam die Vermutung auf, dass der Wegestein durch einen Mähdrescher bei Erntearbeiten auf dem angrenzenden Feld umgefahren worden sein könnte. Ein entsprechendes Fahrzeug war am Tag der Entdeckung des Schadens auf dem Acker unterwegs. Zudem wurden Kratzspuren am Sandstein entdeckt, der glücklicherweise den Zusammenstoß unbeschadet überstanden hat.
Stein steht nicht unter Denkmalschutz
„Wichtig ist, dass dieser Stein wieder aufgerichtet wird, damit das alte Bodendenkmal erhalten wird und auch zukünftigen Generationen die Wegerichtung anzeigen kann“, fordert Gerd Blanke. Der Bromer Museums- und Heimatverein, in dessen Vorstand der ehemalige Geschichtslehrer mitarbeitet, kümmert sich seit einigen Jahren um die Relikte aus dem 19. Jahrhundert.
Blanke hat auch die untere Denkmalschutzbehörde über den Vorfall unterrichtet. Doch dort sieht man sich nicht zuständig. „Der Museums- und Heimatverein Brome hatte am 4. August per E-Mail eine Information an den Altmarkkreis Salzwedel gegeben, dass der Wegestein Mehmke-Jübar umgefahren wurde“, bestätigte Kreispressesprecherin Birgit Eurich auf Volksstimme-Nachfrage. Eine Prüfung habe jedoch ergeben, dass der Wegweiser bei Jübar nicht unter Denkmalschutz stehe. Darüber werde man den Verein informieren. „Unabhängig davon (...) sollten Eigentümer und Pächter mit derartigen historischen Wegweisersteinen sorgsam umgehen“, betonte die Sprecherin.
Für den Jübarer Heimatforscher und Regionalhistoriker Hartmut Bock ist das Umfahren des Steins keine Überraschung. „Das musste ja irgendwann passieren“, meinte er gegenüber der Volksstimme. Der Stein stand ursprünglich nicht direkt am Feldrand, es sei aber in den Jahren immer weiter in seine Richtung herangepflügt worden.
Ich habe seit Jahren davor gewarnt
Hartmut Bock
Dem Fahrer der Erntemaschine gibt Bock keine Schuld. „Der konnte den Stein gar nicht sehen“, erklärte der Jübarer. Vielmehr hätte die Agrargenossenschaft, die das Feld beackert, auf seine Interventionen hören sollen, dann wäre der Unfall nicht passiert. „Ich habe seit Jahren davor gewarnt, dass der Stein irgendwann mal umgefahren wird. Aber es wollte niemand auf mich hören“, so Bock. Der damalige Vorstandsvorsitzende habe geäußert, dass er keine Zeit habe, sich um den Wegestein zu kümmern. „Und jetzt haben wir das Ergebnis“, ärgerte sich der Heimatforscher.
Wiederaufstellung einen Meter vom Feld entfernt gefordert
Hartmut Bock fordert, den Stein nicht wieder an derselben Stelle aufzustellen. „Er müsste etwa einen Meter weiter zum Weg hin versetzt werden“, meinte er. Nur so könne eine erneute Beschädigung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge verhindert werden. Die Forderung habe er seit Jahren aufgestellt, jetzt müsse endlich gehandelt werden.
Der Wegestein befindet sich am alten Postweg in Richtung Diesdorf. Dieser kreuzt hier den Stadtweg, der von Salzwedel über Jübar bis nach Brome führt. In den Wegweiser sind auf der einen Seite die Richtungsangaben nach Mehmke und Jübar, in der anderen nach Lüdelsen und Molmke eingraviert.
