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Geschäftsführer der Personenverkehrgesellschaft geht heute in den Ruhestand "Ich bin mit vielen Ideen gekommen"

Von Uta Elste 30.08.2013, 03:10

Nach 43 Jahren endet heute die berufliche Tätigkeit von Claus Riehn am Böddenstedter Weg in Salzwedel. Der Geschäftsführer der Personenverkehrsgesellschaft des Altmarkkreises geht in den Ruhestand.

Salzwedel l Der Chef ist zuweilen auch Fahrgast im Öffentlichen Personennahverkehr. Viele Jahre saß Claus Riehn sogar selbst hinter dem Steuer, war anfangs mit Lkw, später mit dem Bus im Linienverkehr unterwegs. "Ich darf alle Fahrzeugtypen fahren", sagt er.

Für Technik habe er sich schon in seiner Kindheit interessiert. Und von Berufs wegen achtet Claus Riehn nicht nur auf Motor und Getriebe der Busse, sondern auch auf ihre Ausstattung. Sein Berufsleben begann mit einer Ausbildung als Polsterer, Autosattler und Dekorateur. Wenn es um Sitze und Polster in den Fahrzeugen gehe, sei ihm ein abgestimmter Mix aus kräftigen und dezenten Farben am liebsten, sagt Claus Riehn. "Das Ambiente ist wichtig für die Fahrgäste."

Dabei wollte der in Wieblitz Geborene eigentlich Seemann werden. Doch bei der NVA kam er nicht zur Marine, sondern zu den Fallschirmjägern. Mit dem Lkw-Führerschein, den er bei der Armee erwarb, startete 1970 seine Berufslaufbahn beim damaligen Kraftverkehr. Später kam dann auch der Busführerschein hinzu. "Die Qualifikationen in den folgenden Jahren habe ich immer mitgemacht", erzählt Claus Riehn. Den Gesundheitstests habe er sich auch regelmäßig unterzogen.

Zunächst war er als Lkw-Fahrer im Nah- und Fernverkehr unterwegs. Sein Aktionsradius umfasste die gesamte ehemalige DDR. Er brachte Betten für ein Hotel nach Rostock oder Asbestplatten aus Gardelegen und Betonteile aus Apenburg zu ihren Empfängern. Als Anfang der 1970er Jahre die Bohrtürme in der Altmark errichtet wurden, stieg Claus Riehn auf einen Tatra um und brachte Kies dorthin. "Das Fahren hat Spaß gemacht. Und jeder Fahrer ist natürlich stolz auf sein Fahrzeug und pflegt es entsprechend. Allerdings sind heutzutage die Möglichkeiten wesentlich besser."

Doch Claus Riehn wollte nicht Fahrer bleiben, sondern weiterkommen. Er erwarb einen Abschluss als Meister für Betriebs- und Transporttechnik. Drei Jahre fuhr er zum Unterricht regelmäßig nach Magdeburg. Eine anstrengende Zeit, zumal er am Wochenende auch noch Schlagzeug in der Band " Die Connys" spielte. Die Formation verdankte ihren Namen der Sängerin, der heutigen Ehefrau von Claus Riehn. "Wir haben typische Tanzmusik gespielt. Privat höre ich eigentlich alles gern, Country oder Rock, am Wochenende aber meist Klassik. Das ist immer sehr beruhigend."

"Ein Fahrplan ist eine logische Sache"

Mit der Wende endete die nebenberufliche Musikerkarriere. Bereits seit 1983 war Claus Riehn als Leiter für den Personenverkehr zuständig. Noch zu DDR-Zeiten erwarb er im Fernstudium einen Abschluss als Diplomverwaltungswirt und damit Wissen über kommunale Aufgaben und Fragen der Daseinsvorsorge - Kenntnisse, die in den folgenden Jahren immens wichtig sein sollten.

Der damalige Landkreis Salzwedel stand vor der Entscheidung, den Öffentlichen Personennahverkehr selbst zu übernehmen oder zu privatisieren. Die Entscheidung fiel zugunsten der eigenen Übernahme. Der Bereich Güterverkehr des einstigen Kraftverkehrs wurde privatisiert. Für Riehn standen in diesen Wochen mehrere Dienstreisen nach Berlin zur Treuhand im Terminkalender. Nebenbei musste im Sommer 1990 ein neuer Fahrplan aufgestellt werden. Riehn setzte sich ins Auto, fuhr alle Touren in Busgeschwindigkeit ab und notierte sich die Fahrzeiten. "Ein Fahrplan ist eine logische Sache", weiß er.

Immer wieder standen Claus Riehn und seine Mitarbeiter vor Herausforderungen. 1994 die Kreisgebietsfusion und damit der Zusammenschluss der Verkehrsgesellschaften der Altkreise Gardelegen, Klötze und Salzwedel. Die Kombination des sogenannten Jedermann- mit dem Schülerverkehr. Die Notwendigkeit, das Busnetz in einer weiträumigen Region mit sinkenden Einwohnerzahlen aufrecht zu erhalten. "Wir sind in unserem Landkreis zu Hause, und wenn wir nichts für die Menschen leisten, wird es schwierig", weiß Claus Riehn. Zudem war 2009 die Konzession ausgelaufen. Die PVGS musste sich neu bewerben. "Wir haben uns schon immer bundesweit umgesehen und informiert, wie politisch gedacht wird und was der Wettbewerb sagt." Die Lösung: ein vernetztes System zwischen den landesbedeutsamen Linien und dem Rufbussystem.

Dass er die Freiheit zum Gestalten hatte, dafür ist Claus Riehn dankbar. Und er weiß auch, dass das derzeitige System, für das sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel interessierte, nicht starr, sondern flexibel ist. "Es geht doch letztlich ums Geld", weiß der langjährige Firmenchef. Und 2017, wenn die derzeitige Konzession endet, dann werden wieder gute Ideen gefragt sein - dann von Claus Riehns Nachfolger Ronald Lehnecke und seinen Mitarbeitern. Das Ziel wird das Gleiche sein: ein gutes und bezahlbares Angebot für die Menschen in der Region, "dass die Jugendlichen nicht immer auf das Taxi Mama angewiesen sind und die älteren Menschen nicht alle in die Stadt ziehen müssen". Der Dank an viele Wegbegleiter liegt ihm am Herzen. "Ich bin mit vielen Ideen gekommen, und sie haben mich durchgelassen und mitgezogen."

Und was kommt jetzt, im neuen Lebensabschnitt? "Ich möchte ein bisschen ausspannen und Deutschland kennenlernen", hat sich Claus Riehn vorgenommen. Die Enkelin wird sicher ihre Wünsche beim Opa anmelden, so dass der scheidende PVGS-Chef sicher ist: "Langweilig wird es nicht."