Chris gibt Konzert "zum 70. von Mick" Jagger in Lüchow

Von Björn Voigt 16.10.2013, 10:14

Lüchow. Es kann sich lohnen, ein Rolling-Stones-Fan-Museum zu betreiben. In der Nachbarkreisstadt Lüchow hat Ulli Schröders Beharrlichkeit ihm inzwischen so manches schöne Stück eingebracht, das auch nach dem Tod der Sammler in seinem Museum "weiterleben" soll. Fans bedenken Schröder in ihren Testamenten; Hinterbliebene spenden Stones-Devotionalien lieber dem langhaarigen Herrn im Glitzeranzug, als sie bei ebay zu verscherbeln.

Seltene Fotografien, CD-Sammlungen und eine Isetta

Jüngstes Beispiel ist eine pechschwarze BMW Isetta Baujahr 1955, die ihm ein Stones-Fan vermacht hat. Für guterhaltene Exemplare wie dieses muss man 25000 Euro und mehr hinblättern. "Da sie aus den 50er Jahren stammt, passt sie nach Meinung des Fans gut zu unserem Museum, das schwerpunktmäßig diese Episode feiert", so Schröder. Der Zweisitzer, verziert mit einer knallroten Stoneszunge, komplett restauriert und in perfektem Zustand, fährt als Blickfang jetzt Werbung für das Museum.

"Ein anderer Fan hatte mir seine gesamte Stones-Sammlung - 260 CDs - mitgebracht. Und eine Frau drückte mir 1500 Euro in die Hand und meinte: falls der Eintritt nicht reicht, heute Abend." Der Grund für die Großzügigkeit: Ulli Schröder konnte Chris Jagger, den jüngeren Bruder von Mick Jagger überreden, am Sonntag erneut ein Konzert mit seinen "acoustic roots" im Lüchower Stones-Museum zu geben.

Begleitet wurde Jagger von dem in Fachkreisen verehrten Pianisten Charlie Hart, der Geigerin Elliet Mackrell und David Hatfield am Kontrabass. Anlass war angeblich der 70. Geburtstags von Chris\' berühmten Bruder Mick Jagger - aber das war wohl eher Schröders Versuch, einen Zwangsbezug zwischen den ungleichen Brüdern herzustellen. Zwar sind beide charmante Entertainer und hochmusikalisch - aber nur einer hat die vielen Millionen auf dem Konto.

Immerhin war der Auftritt auch dem Norddeutschen Rundfunk einen Bericht wert - ein Fernsehteam zeichnete das tolle Konzert samt guter Stimmung auf. Erstaunlich: Über 90 Prozent der Gäste kamen von "auswärts". Ältester Besucherin war eine 87-jährige Dame aus München, die mit ihrem Sohn angereist kam, um Schröder ein Paket mit seltenen Fotografien und Autogrammen zu überreichen: Ein Verwandter von ihr war eine Zeitlang Nachbar von Mick Jagger in London, und nun war die Zeit gekommen, die exklusive Sammlung in Lüchow abzuliefern. Sogar aus Holland und der Schweiz waren Besucher angereist.

Eine Überraschung hatte auch Künstler Dennis Schulz aus Brüsewitz in Mecklenburg-Vorpommern dabei: Er hatte ein großformatiges Gemälde in fotorealistisch-verfremdeter Manier gemalt - von Chris Jagger, der sich sichtlich gerührt zeigte.

"Zum Glück kam Chris mit seinem Kombi, da hätte das Bild nicht reingepasst. Insofern wird es auch bald im Stones-Museum hängen", freute sich Ulli Schröder.