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Immekather Senioren unternahmen Fahrradausflug an den Ahlumer See / Herbert Bothe berichtete über Geschichtliches Jüngstes Schloss entstand auf Staatskosten

Von Walter Mogk 30.07.2011, 06:31

An den Ahlumer See führte die Juli-Radtour der Immekather Senioren am Donnerstagnachmittag. Die von Hilmar Totzke geleitete Gruppe tauchte anschließend bei einem Abstecher nach Neumühle in die Geschichte von Deutschlands jüngstem Schloss ein.

Ahlum/Neumühle. Wenn es um das Schloss Neumühle geht, kann Herbert Bothe einiges erzählen. Nicht nur, dass der Tangelner unweit des prächtigen ehemaligen Herrensitzes der Wolfsburger Schulenburg-Grafenlinie wohnt, er hat auch etliche Jahre in dem alten Gemäuer gearbeitet, das von 1948 bis zur Wende als Pflegeheim diente. In seiner Garage hat Bothe allerhand Materialien, Zeitungsartikel und Fotos über das Schloss gesammelt, die er interessierten Besuchern gern zeigt. Als er hörte, dass die Juli-Radtour der Immekather Senioren nach Ahlum führt, rief er spontan den Leiter der Gruppe, Hilmar Totzke, an und lud die Radler zu einem Abstecher nach Neumühle ein. "Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen, zumal unser Rückweg genau dort vorbeiführt", meinte der Immekather, der seit mehr als zehn Jahren regelmäßig mit den Senioren des Ortes unterwegs ist.

Doch zuvor ging es erst einmal an den Ahlumer See. Über Ristedt, Darnebeck und Tangeln wurde das Gewässer erreicht. Auf der Terrasse am See genossen die Radler das schöne Sommerwetter, Kaffee, Kuchen und leckere Fischbrötchen.

In Neumühle empfing Herbert Bothe die Immekather vor einem der ehemaligen Beamtenhäuser des Schlosses, das auch als Radrastpunkt (Anlaufstelle für Fahrradfahrer) dient. Hier kann die Bilderausstellung in der Garage besichtigt werden, der Hausherr gibt Tipps zu Wanderungen in die Umgebung und weiß so manche Geschichte aus der Region zu erzählen. Besonders hat es Herbert Bothe natürlich Deutschlands jüngstes Schloss angetan. "Es wurde vom Architekten Professor Paul Bonartz erbaut, der 1877 geboren wurde und 1956 in Stuttgart verstarb", berichtete der Neumühler.

Grund für den Neubau mitten in den altmärkischen Wäldern war die Errichtung des damaligen "Kraft-durch- Freude"-Werkes in Wolfsburg 1938, des heutigen Volkswagen-Werkes. "Zu diesem Zweck wurde auch das Gelände des Schulenburgschen Schlosses Wolfsburg benötigt", erklärte Bothe. Der Graf habe jedoch beim Verkaufsvertrag darauf bestanden, dass ihm die nationalsozialistische Massenorganisation "Deutsche Arbeitsfront" sämtliche Materialien und Arbeitskräfte für den Bau eines neuen Schlosses unentgeltlich zur Verfügung gestellt. "So wurde das damals Neu-Wolfsburg genannte Schloss quasi auf Staatskosten errichtet", erläuterte der Neumühler.

Am 16. November 1942 erfolgte der Einzug, doch nicht einmal drei Jahre später war die Zeit der Schulenburgs in Neumühle schon wieder vorbei. Zunächst hatten die Amerikaner hier ihr Quartier, dann die Engländer und schließlich zogen die russischen Besatzer ein. Nach der Zeit als Pflegeheim ging das Schloss schließlich in Privatbesitz über.

"Wenn ihr nochmal in der Gegend unterwegs seid, können wir vielleicht mal das Schloss besichtigen", lud Herbert Bothe die Immekather zu einem Wiedersehen ein. Ein Angebot, das die Radler nach Aussage von Hilmar Totzke gern annehmen werden. "Wir sind von März bis November jeweils einmal im Monat mit dem Fahrrad unterwegs, immer so 25 bis 35 Kilometer", berichtete der Immekather. Ausgangspunkt sei zumeist der Heimatort. "Die weitesten Touren führten uns schon zur Wassertretstelle nach Jemmeritz, nach Apenburg und zum Nettgauer Glunz-Werk", erzählte Totzke.

Die fahrradfahrenden Senioren sind seit zehn Jahren unterwegs. "Damals war ich über eine Ü60-Maßnahme beim Immekather Sportverein beschäftigt und habe mir gedacht, dass man auch mal ein Angebot für die Senioren einrichten könnte", erinnerte sich der pensionierte Lehrer. Die Initiative hatte Erfolg. Regelmäßig fahren mehr als 20 Radler bei den Touren mit.