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Kunrau Osterfeuer erhitzt die Gemüter

Zwei Anlieger sind mit dem jetzigen Standort des Osterfeuers an der Steimker Chaussee in Kunrau nicht mehr einverstanden.

Von Markus Schulze 14.11.2019, 10:17

Kunrau l Mit dem Osterfeuer hat sich der Kunrauer Ortschaftsrat bei seiner Sitzung am Dienstagabend im Schloss befasst. Laut Ortsbürgermeister Uwe Bock gebe es zwei Anliegerfamilien, die mit dem jetzigen Standort am Ortsausgang in Richtung Steimke nicht mehr einverstanden seien. Die Beschwerdeführerinnen waren auch selbst anwesend.

Bock erinnerte daran, dass das Osterfeuer am 20. April wegen der Waldbrandgefahr auf Anordnung des Altmarkkreises nicht habe stattfinden dürfen. Im Nachhinein sei das meiste Holz geschreddert worden, das andere habe die Feuerwehr am 4. Oktober kontrolliert abbrennen lassen. Nun liege dort nur noch ein kleiner Rest, der von der Stadt Klötze in der nächsten Woche entsorgt werde. „Dann ist das alte Osterfeuer vom Tisch“, sagte Bock und plädierte dafür, am jetzigen Standort festzuhalten.

Anwohnerin Brunhild Sperling verwies auf den steten Westwind und gab an, sich vor dem Funkenflug zu fürchten. Dieser könne sich irgendwo festsetzen und erst nach einer Weile zum Ausbruch eines Brandes führen. „Dann ist die Feuerwehr nicht mehr da“, sagte sie und meinte, dass ein Feuer nur entfacht werden dürfe, wenn es 300 Meter von der nächsten Bebauung entfernt sei.

Dem widersprach André Lüders, der nicht nur Mitglied des Ortschaftsrates, sondern auch Ortswehrleiter ist. Demnach gelte in Sachsen-Anhalt für Traditionsfeuer die Order, dass im Umkreis von 100 Metern kein Wald sein dürfe. Einen festgelegten Mindestabstand zu Gebäuden gebe es hingegen nicht. In Anhalt-Bitterfeld, so nannte Lüders ein Beispiel, sollen es laut Satzung 25 bis 50 Meter sein. Auf den Internetseiten des Altmarkkreises Salzwedel habe er dazu nichts finden können. „Es gibt aber Nachbarorte, da ist das Osterfeuer mitten im Ort und viel dichter an Gebäuden als bei uns“, konstatierte Lüders.

Einwohner Hans-Joachim Ast wusste, dass es im Kreis tatsächlich keine offizielle Regelung gebe, gemeinhin aber ein Mindestabstand von 50 Metern zur nächsten Bebauung einzuhalten sei. Insbesondere dann, wenn die Dächer der umliegenden Häuser überwiegend aus Reet oder anderen weichen Materialien bestünden. „Aber ihr habt doch eine harte Bedachung. Da kann überhaupt nichts passieren“, rief er den beiden Beschwerdeführerinnen zu. Zumal die Feuerwehr vor Ort sei und aufpasse. Im Übrigen, so Ast, gebe es Osterfeuer in Deutschland bereits seit dem 15. Jahrhundert. Man sollte sich darum kümmern, dass dieses Kulturerbe nicht verloren geht. Diese Gefahr bestünde in Kunrau, weil für das Osterfeuer kein anderer Standort existiere beziehungsweise niemand eine Fläche zur Verfügung stellen wolle.

Ortsbürgermeister Bock war der gleichen Ansicht. „Was einmal weg ist, kommt nicht wieder.“ Und direkt in Kunrau komme für das Osterfeuer nur das seit mehr als 30 Jahren genutzte Areal an der Steimker Chaussee in Betracht. Durch das Bodenordnungsverfahren gebe es öffentliche Flächen nämlich nur noch außerhalb der Ortslage.

Nachdem die Diskussion zuweilen sogar ins Private abgerutscht war, schlug Uwe Bock vor, den jetzigen Standort beizubehalten. Allerdings sollte das Feuer eine bestimmte Größe künftig nicht mehr übersteigen.

Nicht nur Brunhild Sperling, sondern auch die andere Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, betonte, nicht grundsätzlich gegen ein Osterfeuer zu sein. Sie verwies aber auf die trockenen Sommer der vergangenen Jahre, wodurch sich das Feuer selbst entzünden oder von Jugendlichen leicht in Brand gesteckt werden könnte. Darüber hinaus werde nie die Asche entfernt, wodurch sich ein unangenehmer Gestank ausbreite.

„Ich verstehe dich“, meldete sich Ratsherr Kay Krieger zu Wort und setzte sich dafür ein, eine einvernehmliche Lösung mit den Anliegern zu finden.

Sein Ratskollege Frank Bartels erinnerte daran, dass der Kreis die Kommunen angewiesen habe, das ganzjährige Anliefern von Baum- und Strauchschnitt für das Osterfeuer zu unterbinden. Das sei nur noch in den Wochen unmittelbar vor dem Termin möglich. Allein schon deshalb würde das Osterfeuer in Zukunft keine überproportionale Größe mehr erreichen. Und falls doch, dann könnte man immer noch schreddern.

„Das Problem ist“, so wandte Einwohner Ralf Schumann ein, „dass es Strolche gibt, die sich nicht daran halten und auch Zeug hinbringen, das da nicht hingehört.“ Er appellierte an alle, die Augen offen zu halten und solche Leute zur Rechenschaft zu ziehen.

Zwar pochte Brunhild Sperling weiterhin auf einen anderen Standort, doch ansonsten beruhigten sich die Gemüter. Die andere Anliegerin gab ihren Widerstand auf, wünschte sich aber, dass es hinsichtlich der Anlieferung und Beräumung feste Regeln geben sollte. „Wir werden uns schon einigen“, zeigte sich Uwe Bock versöhnlich und blickte auf Susanne Heuel vom städtischen Ordnungsamt, die Zeugin der Debatte geworden war.