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Männergesangverein Entschuldigung ist erste Erwähnung

Seit 155 Jahren besteht der Männergesangverein 1863 Neuferchau. Dokumente aus der Gründungszeit sind nicht mehr erhalten.

Von Tobias Roitsch 31.05.2018, 03:00

Neuferchau l Der Männergesangverein 1863 Neuferchau soll der älteste seiner Art in der Stadt Klötze sein. Gegründet wurde er vor 155 Jahren. So viel ist bekannt. Allerdings weiß niemand mehr, an welchem Tag und in welchem Monat das geschehen ist. Das konkrete Datum ist unbekannt, wie Gerhard Brüggemann, 1. Vorsitzender des Vereins, und Schriftführer Bruno Pauls im Gespräch mit der Volksstimme sagten. Originaldokumente aus der Zeit der Gründung, etwa das Protokoll, das damals angefertigt wurde, liegen nicht mehr vor. Erst ab dem Jahr 1947 sind die Aufzeichnungen komplett. Ältere Dokumente sind in den Wirren des Krieges verloren gegangen.

Trotzdem hat der Verein eine Chronik, in der die Geschichte zusammengefasst ist. Erarbeitet wurde diese im Vorfeld der Verleihung der Zelter-Plakette, der höchsten Auszeichnung für Amateurchöre, die seit mindestens 100 Jahren bestehen. 2003 erhielten die Neuferchauer die Plakette. „Damals wurde die Chronik erarbeitet. Aus dem Nichts sind 100 Seiten entstanden“, erinnerte sich Bruno Pauls. Viele hätten daran gearbeitet. Besonders hervorgehoben wurden im Gespräch aber die Namen von Willi Klopp und Heinz Wapenhans, die die historischen Dokumente gesammelt haben.

Um diese zu erstellen, so sagten die beiden Vorstandsmitglieder Pauls und Brüggemann, musste gerade für die ersten Jahrzehnte nach der Gründung auf Sekundärquellen zurückgegriffen werden. So gibt es etwa eine Festplakette, die 1938 anlässlich des 75. Jubiläums vom Deutschen Sängerbund überreicht wurde. Auf einem Foto in der Chronik ist diese abgebildet. Ein anderer Beleg für das Alter des Männergesangvereins ist ein Foto aus dem Jahr 1913, das zum 50-jährigen Bestehen aufgenommen wurde. Es liegt im Original vor.

Gefunden wurde bei der Suche nach Dokumenten außerdem ein Satz, der im Salzwedeler Wochenblatt Nummer 18 aus dem Jahr 1866 gedruckt wurde und als erste Erwähnung gilt. Dieser klingt aber nicht unbedingt schmeichelhaft und ist eine Entschuldigung: „Die von mir ausgesprochenen beleidigenden Worte gegen den Gesangverein zu Neuferchau nehme ich hiermit zurück.“ Die Worte tragen die Unterschrift Stockmann und wurden in Trippigleben verfasst, wie weiter ersichtlich wird. Unklar bleibt allerdings, was es mit den beleidigenden Worten auf sich hat.

Um das Geschehen im Chor für folgende Generationen zu dokumentieren, wurde im Juni 1963 zum 100. Jubiläum vom damaligen Vorsitzenden Willi Teitge das „Goldene Buch“ gestiftet. „Auf einer bis zwei Seiten lassen wir darin jedes Sängerjahr Revue passieren“, erklärte Gerhard Brüggemann. Es wird seitdem ununterbrochen vom Vorstand geführt. Irgendwann, so der Plan, soll auch die Chronik wieder fortgeschrieben werden. Diesen Gedanken habe er schon im Kopf, sagte Schriftführer Bruno Pauls, der in seinem heimischen Arbeitszimmer das Archiv verwaltet.

Doch zunächst einmal steht das Sängerfest an, zu dem die insgesamt 32 Mitglieder – darunter sind 22 Aktive – an den Sonntagen 17. und 24. Juni alle Interessenten einladen. Viele Höhepunkte wie die Liedvorträge der insgesamt elf Gastchöre auf dem Sportplatz am örtlichen Saal sind am 17. Juni geplant. Es soll eine Hüpfburg, ein Kuchenbüfett und Gegrilltes geben. Im Saal erklingt am Nachmittag Blasmusik. „Im Mittelpunkt steht der Umzug durchs Dorf“, sagte Gerhard Brüggemann. Dabei soll ein Kranz am Kriegerdenkmal niedergelegt werden. Seit 2008 wird die Festwoche an einem Sonntag eröffnet, so Brüggemann. Am 24. Juni wird es einen Frühschoppen im Saal geben, mit dem man sich auch bei den Helfern von anderen Neuferchauer Vereinen für deren Unterstützung bedanken will. Drei bis vier offizielle Auftritte bestreiten die Sänger meistens im Jahr, hinzu kommen noch einmal genauso viele Geburtstage und Jubiläen, bei denen sie zu hören sind. Rund 40 Proben gibt es im Jahr.