21. Schlittenrennen in Kunrau: 82 Teilnehmer und über 350 Huskies boten ein Spektakel Mensch und Hund sind im Sport vereint
Tollkühne Menschen in ihren scheinbar fliegenden Kisten sind am Wochenende rund um den Hahnenberg bei Kunrau zu bestaunen gewesen. Der Schlittenhunde-Sport-Club Niedersachen (SSCN) lud zum mittlerweile 21. Wagenrennen ein und freute sich über 82 Teilnehmer.
Kunrau l Die Veranstaltung bildete zugleich den Abschluss der Norddeutschen Meisterschaft. Die Serie umfasste planmäßig insgesamt sieben Wertungsläufe. Aufgrund der Witterung mussten jedoch die Events in Luhmülen, Friedrichsbrunn und Winterberg ausfallen. Der Wettbewerb in der Altmark ist der einzige in den neuen Ländern. Rennleiter Herbert Trümper konnte sich im Gespräch mit der Volksstimme noch gut an die Anfänge erinnern.
So gab dafür kurz nach der Wende eine Frau aus Osloß (Landkreis Gifhorn) den Anstoß. Sie war seinerzeit häufiger auf Stippvisite in Sachsen-Anhalt. Eines Tages unterhielt man sich in der Gaststätte Ohreklause in Jahrstedt über ihr Faible für den Schlittenhundesport. Schnell fand man Unterstützer und schon kurz darauf wurde die Idee zum Leben erweckt.
"Hier finden wir mit Sand- und Graswegen ein ideales Gelände vor"
Bereut hat der SSCN diesen Schritt nie, verdeutlichte Herbert Trümper. "Hier in Kunrau finden wir mit Sand- und Graswegen ein ideales und pfotenfreundliches Gelände vor. Die Musher (Fachausdruck für Menschen, die ein Gespann lenken, die Red.) freuen sich jedes Mal, hier zu sein. Das ist hier immer eine schönes Ende der Saison." Zwar lässt der Zuschauerzuspruch im Vergleich zu anderen Austragungsstätten etwas zu wünschen übrig und es gibt auch keine regionalen Akteure, allerdings tut all dies der angenehmen Atmosphäre keinen Abbruch.
"Klar bin ich aufgeregt. Das gehört dazu. Sonst macht es keinen Spaß"
Und so war es für Herbert Trümper auch nicht verwunderlich, dass sich stattliche 82 Teilnehmer mit mehr als 350 Hunden anmeldeten. Überwiegend stammen die Starter aus Niedersachsen. Doch auch aus Thüringen, Sachsen und Hamburg waren welche mit dabei.
Sie alle begaben sich in verschiedenen Klassen, etwa mit dem Velo und zwei Zughunden oder einem Gespann mit zwei, vier sechs oder gar zehn Hunden, auf die fünf Kilometer lange Strecke. Gleich als Erster wurde der aktuelle Weltmeister in seiner Kategorie (Fahrrad und zwei Hunde) Holger Winter aus Kirchlinteln bei Bremen in die Spur geschickt. Trotz all seiner Erfolge verspürte der amtierende Deutsche Meister im Vorfeld doch noch ein gehöriges Maß an Nervosität. "Klar bin ich aufgeregt, aber das gehört dazu. Wenn dieses Gefühl fehlt, dann macht es keinen Spaß mehr", meinte er zur Volksstimme.
Einst ließ sich auch Herbert Trümper kaum ein Rennen entgehen. "Ich habe aber vor 13 Jahren aus Altersgründen aufgehört." Nichtsdestotrotz. Wenn er die Aktiven davonbrausen sieht, verspürt auch er noch ein gewisses Kribbeln. Nun aber ist der 73-Jährige das "Mädchen für alles" und hält die Fäden der Organisation in den Händen.
"Das Wetter ist super, die Strecke ist trocken, die Stimmung ist gut"
Ihm zur Seite stehen Günter Ammon, seines Zeichens 2. Vorsitzender des SSCN, sowie Roland Klein, 1. Vorsitzender des SSCN. Auch er fand nur lobende Worte für die Bedingungen in Kunrau: "Das Wetter ist super, die Sonne scheint, die Strecke ist trocken, die Stimmung ist gut. Besser könnte es doch gar nicht sein."
Der gleichen Auffassung war auch das Publikum. Dazu gehörte zum Beispiel Enrico Jäger aus Oebisfelde mit seiner Tochter Evelyn. Während der Papa über das Tempo der Aktiven staunte und sich die Huskies etwas größer vorgestellt hätte, fand die Sechsjährige die flinken Vierbeiner einfach nur "süß". Der Vater hatte den Wink mit dem Zaunpfahl sofort verstanden und begab sich mit ihr in den Start- und Zielbereich. Zum Hundestreicheln. Dort konnten sie von Cynthia Malak, die das spektakuläre Geschehen kompetent moderierte, aber auch noch etliche interessante Informationen erhalten. Etwa, dass die Hunde allein auf die Sprachkommandos der Musher reagieren, dass sie nur über Zunge und Pfoten schwitzen, und dass es ihnen bei über 15 Grad schlichtweg zu heiß wird. Für diesen Fall müsste ein Rennen abgesagt werden.
Dieses Szenario blieb Teilnehmern und Zuschauern glücklicherweise an beiden Tagen erspart.