Ortsumgehung ist nicht vor 2020 fertig / SPD-Abgeordnete fordern Zusammenhalt im Flecken ein Politiker appellieren an Bromer Bürger
Kommt sie oder kommt sie nicht? Und wenn ja, wann? Die Bromer Ortsumgehung, auf die man dies- und jenseits der Landesgrenze seit mehr als 20 Jahren wartet, entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Am Montag trafen sich in Klötze SPD-Politiker und Vertreter von Bürgerinitiativen.
Klötze l Zeitreise. Man schreibt das Jahr 1990. Ost und West sind wieder vereint. Herrliche Zeiten sind das. Die Freude ist groß. Es geht voran. Straßen werden saniert oder neu gebaut. Der Verkehr rollt. Überall? Ja schon, mit einer Ausnahme - da ist eine Siedlung, Brome genannt, Entschuldigung, Flecken Brome. Soviel Zeit muss sein. Eigentlich ist dieses Brome ein hübsches Dörflein mit langer Historie, über 2000 Einwohnern, einem regen Vereinsleben und ansprechender Infrastruktur. Doch da gibt es ein Problem. Ein Nadelöhr mit 90-Grad-Kurve und schöner Aussicht. Bis zu einer imposanten Burg und einer prächtigen Kirche sind es nur wenige Meter. Ein Plätzchen zum Verweilen. Aber nein, kaum jemand genießt den Blick. Alle wollen weiter. In Richtung Salzwedel oder umgekehrt in Richtung Wolfsburg. Doch Vorsicht. Lkw mit einer Länge von mehr als zehn Metern haben keine Chance. Es ist zu eng. Versucht wird es trotzdem. Nadelöhr hin oder her, es muss möglich sein. Schließlich handelt es sich um eine Bundesstraße. Die B248.
"Es gibt keine Tendenz, dass die Umgehung aus dem vordringlichen Wegeplan rausfliegt"
Problem erkannt, Problem gebannt? Mitnichten. Seit zwei Jahrzehnten ist vielen klar, dass sich was ändern muss. Gesagt, getan. Angepackt und umgesetzt? Von wegen.
Im Laufe der Jahre schießen in Brome Bürgerinitiativen (BI) fast wie Pilze aus dem Boden. Eine Umgehung muss her. Darin ist man sich einig. Nur über die Streckenführung nicht. Der eine will nach Norden, der andere nach Süden. Zugegeben, manch Variante wird von der Natur verhindert. An einer Stelle sind plötzlich seltene Frösche aufgetaucht, anderswo gibt es auf einmal Fledermäuse. 2009 legt der Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) die Route fest. Die sogenannte "enge Süd" soll es sein.
Zeitreise. Man schreibt das Jahr 2012. Es ist Anfang Oktober. Eine Bromer Ortsumgehung gibt es immer noch nicht, das Nadelöhr schon und wahrscheinlich sind auch die Frösche und Fledermäuse noch da.
Im Restaurant "Alte Mühle" in Klötze sitzen nun die SPD-Bundestagsabgeordneten Waltraud Wolff aus Wolmirstedt und Achim Barchmann aus Braunschweig mit dem Landtagsabgeordneten Jürgen Barth aus Lockstedt, Lothar Jährig aus Klötze und Wilfried Wiebe aus Brome an einem Tisch. Die beiden Letztgenannten kämpfen seit langem um den Bau der Bromer Ortsumgehung. In den drei Politikern wissen sie treue Verbündete hinter sich. Es wird gesprochen und gelobt, getadelt und geschimpft.
Barchmann informiert. Demnach ist die Entwurfsplanung zur Bromer Ortsumgehung spätestens Ende nächsten Jahres fertig. Daran schließt sich bis 2016 das Planfeststellungsverfahren an. "Wenn es keine Störungen mehr gibt, dann..." Vielleicht. Eventuell. Aber nicht vor 2020.
Wenn nur dieser vordringliche Bundesverkehrswegeplan nicht wäre. Verflixt und zugenäht. Barchmann beruhigt: "Es gibt keine Tendenz, dass wir rausfliegen." Auch Wolff verbreitet Hoffnung: "Alle äußern sich positiv."
Aber da ist ja noch Peter Ramsauer, seines Zeichens Bundesverkehrsminister. Und CSU-Mann. Barchmann räumt ein, dass besagtem Ramsauer eingedenk der knappen Mittel die Hände gebunden sind. Deshalb schaut er genau, wo es Konflikte gibt.Das ist schlecht. Denn in Brome, so ließ Ramsauer mitteilen, existieren "unüberbrückbare Differenzen".
Wiebe sieht das genauso, meint, dass 80 Prozent aller Bromer überhaupt nicht an dem Thema interessiert sind, selbst dem Bürgermeister und Gemeinderat sei das egal. Anstatt endlich mal an einem Strang zu ziehen und die Bürger zusammenzubringen, wird Brome geteilt. Und wer sich der Angelegenheit doch ernsthaft annimmt, so ärgert sich Wiebe, der verfolgt oftmals eigene Interessen und verhindert einen Konsens.
Wolff kann das kaum glauben. Genau daran, an der Solidarität, sollte man ansetzen, schlägt sie vor. Alle sollten mit einer Stimme sprechen, für ein Ziel: die Bromer Ortsumgehung. Nur so lässt sich Druck aufbauen.
Barchmann stimmt ihr zu. Politiker tun ihr Bestes, aber besser wäre es, wenn auch die Bevölkerung ihren Anteil leisten würde.
"23 Jahre nach der Wende ist es endlich an der Zeit, dass die Umgehung Realität wird"
Am Zuspruch aus der Altmark soll die Bromer Ortsumgehung nicht scheitern, versichert Lothar Jährig. Auch wenn eines der Ziele seiner BI, der Wegfall der Umleitung über Kunrau, Kusey und Klötze, die seit dem Kreiselbau in der Purnitzstadt über Nettgau führt, erreicht worden ist, "bleiben wir dran". Deshalb hat man sogar Landrat Michael Ziche dazu bewogen, sich schriftlich an Ramsauer zu wenden, und auch an Klötzes Bürgermeister Matthias Mann will man noch herantreten.
Es soll Druck aufgebaut werden. Wiebe und Barchmann verabreden sich zu einem Termin im niedersächsischen Verkehrsministerium. Allerdings wollen sie vorher noch die Landtagswahl in Niedersachsen abwarten, in der Hoffnung auf politische Veränderung.
Es soll Druck aufgebaut werden. Von allen Seiten. Gemeinsam. Um eines zu erreichen, was Barth so formuliert: "23 Jahre nach der Wende ist es endlich an der Zeit, dass die Bromer Ortsumgehung Realität wird."