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Hobby-Soldaten vom Infanterieregiment Nummer 1 von Winterfeldt üben im Feldlager Preußischer Drill und Waffengriffe klopfen unter sengender Sonne

05.08.2013, 01:20

Oebisfelde (jpi) l Auf die Preußen ist Verlass. Das wussten bereits die europäischen Verbündeten, als sie zur letzten Schlacht gegen den Franzosen-Kaiser Napoleon Bonaparte im Juni 1815 im belgischen Waterloo rüsteten. Als die Briten und Soldaten anderer Länder mit dem Rücken zur Wand standen, soll Oberbefehlshaber General Welligton ausgerufen haben - "Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen". Die Preußen kamen. Feldmarschall Gebhard von Blücher führte sie ins Feld, entschied damit die Schlacht, und Napoleon musste entgültig abdanken.

"An diese Zeit orientieren wir uns allerdings nicht, sondern an die des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763", sagte am Sonnabend der Oebisfelder Stefan Velke im Garten von Tante Simone und Onkel Michael.

Konkret hatten sich Velke und sein Kumpel Silvio Haltenhof aus Mühlhausen in zwei preußische Soldaten aus dieser Zeit verwandelt. Ihren "Dienst" verrichten sie im Preußischen Infanterieregiment Nummer 1 von Winterfeldt. Ein Manko: Kumpel Silvio fehlte noch der Waffenrock. Ansonsten stimmten die Details.

Das eher ungewöhnliche Hobby hat sich Velke im April vergangenen Jahres zugelegt. "Die preußische Geschichte hat mich schon immer interessiert. Zudem habe ich mit Mario Reck einen Bekannten, der einen Vorderlader besitzt und damit auch schießt. Inspiriert hat mich auch der Film ,Der Patriot\' mit Mel Gibson", blickte Velke zurück.

Danach sei es Schlag auf Schlag gegangenen. Die Ausrüstung - Uniform, Vorderlader, der Nachbau einer Infanterie-Muskete aus dem Jahr 1777, Säbel - wurde nach und nach vervollständigt und im Internet fand der Hobby-Soldat im erwähnten Infanterieregiment Gleichgesinnte. Über Facebook lernte er schließlich Silvio Haltenhof kennen.

Am Wochenende verrichtete das Duo unter sengender Sonne indes schweißtreibende Arbeit. "Um nicht aus der Übung zu kommen, müssen wir exerzieren und Waffengriffe klopfen. Das war bei den Preußen ganz wichtig", erklärte Stefan Velke.

Wichtig sei der Drill auch, um bei öffentlichen Auftritten ein gutes Bild abzugeben. "Mit unserem Regiment beteiligen wir uns an verschiedenen Festen, wo alte Schlachten nachgestellt werden", berichtete Velke. Er selbst sei unter anderem in Coswig, Fulda und Bückeburg dabei gewesen. Im kommenden Jahr hatte Velke mit seinen Preußen auch Oebisfelde als Auftrittsort im Visier: "Wir wären zur 1000-Jahr-Feier aufgetreten. Der Vorschlag wurde jedoch von der Vorbereitungsgruppe des Festes abgelehnt. Schade, es wäre sicherlich für viele interessant geworden."

Neben der Ausbildung kam bei den beiden Preußen am Sonnabend aber auch die Gemütlichkeit nicht zu kurz. Ein Zelt, ebenfalls an die alte Zeit erinnernd, sorgte für Unterkunft, und in einem Kessel wurde mit Unterstützung von Feldkoch Marco König "ein leckeres Süppchen", wie Velke betonte, gekocht. Auf einen preußischen Soldatenbrauch verzichtete das Duo aber - das Spießrutenlaufen. "Das wäre auch nicht nötig gewesen, da wir unseren Dienst ordentlich versehen haben", sagte Velke schmunzelnd.