Immekather Friedhof Rehe fressen Blumen von Gräbern
Ein ungewöhnliches Bild bietet derzeit der Immekather Friedhof. Denn seit Tagen fressen Rehe die Stiefmütterchen von mehreren Gräbern. Die Betroffenen wissen sich keinen Rat mehr .
Immekath. „So extrem wie in diesem Jahr war es mit den Rehen auf dem Friedhof noch nie“, merkt eine Immekatherin an. Sie pflegt auf der Ruhestätte einige Gräber und hat in diesem Jahr noch keine Blumenbepflanzung vorgenommen. Der Grund ist ganz einfach: Rehe haben in den vergangenen Tagen immer wieder Gräber aufgesucht und die Blüten der Stiefmütterchen abgefressen sowie die Pflanzen aus der Erde gerissen. Die Einheimische will erst einmal abwarten und dann, später als in den Vorjahren, mit der Grabbepflanzung beginnen.
Eine weitere Familie, die insgesamt sieben Gräber auf dem Friedhof pflegt, betont ebenfalls, dass die Auswirkungen noch nie so groß wie in diesem Frühjahr waren. Zwar suchten auch in den Vorjahren immer wieder Rehe die Ruhestätte heim, doch die Schäden hielten sich in Grenzen. Allerdings ließ der Mann nicht unerwähnt, dass auch Waschbären in der Vergangenheit die Gräberstätte mehrfach aufsuchten.
Bis zu viermal neu bepflanzt
Wie die Familie weiter berichtete, haben einige Angehörige von Verstorbenen schon drei- oder sogar auch viermal in diesem Jahr die Gräber neu mit Stiefmütterchen bepflanzt. Um die Blumen vor den Rehen zu schützen, haben Angehörige Netze oder auch engmaschigen Draht über die bunten Blumen gelegt. Bislang hat es vereinzelt geholfen.
Um einige andere Grabstätten zogen die Angehörigen rot-weißes Absperrband oder auch Flatterband. Doch das, so der Mehriner Kreisjägermeister Hans-Ulrich Brückner, schreckt die Tiere nicht ab. Sie laufen ungebremst auf die Gräber zu, so der Kreisjägermeister. Er empfiehlt als sichere Variante, eine etwa einen Meter hohe Umrandung aus Holz- oder Kunststoffplatten um das betroffene Grab zu stellen. Aber auch kleine Dosen, ähnlich wie bei Kirschbäumen zum Schutz vor Spatzen, können gegen die Tiere helfen. Bei einigen Grabstätten in Immekath sind über die Stiefmütterchen auch verschiedene bunte Netzformen ausgelegt. Auch eine Methode gegen das unerwünschte Wild.
Für Hans-Ulrich Brückner ist der Besuch von Rehen auf Friedhöfen nicht neu. Auch in der Region um Brunau und Vienau suchten die Tiere in der Vergangenheit schon Friedhöfe auf und zerstörten vereinzelte Grabstätten. „Der Duft der Stiefmütterchen zieht die Rehe an. Zudem lockt die Tiere das Grüne in den Blumen“, begründet der Kreisjägermeister den unerwünschten Besuch der Vierbeiner. Ein weiterer Grund der Zerstörung ist, dass das Wild auf den Friedhof nahezu ungehindert kommen kann, weil die Umrandung an einigen Stellen sehr flach ist und für die Tiere keine Hürde bedeutet.
Ortsbürgermeister Gebühr ist machtlos
Auch Immekaths Ortsbürgermeister Peter Gebühr ist gegen die Zerstörung der Gräber durch das Rehwild machtlos. „So ist Natur“, sagt er schlicht und einfach, nachdem er sich die Schäden auf den einzelnen Gräbern angesehen hat. Dabei ergänzt der Ortschef, dass es natürlich für die Betroffenen sehr ärgerlich sei, wenn frisch gepflanzte Blumen immer wieder zerstört oder durch die Tiere abgefressen werden. Doch eine Lösung oder eine Maßnahme gegen diese Verwüstung hat er nicht in der Tasche. Nur ein hoher, massiver Zaun um das große Friedhofsareal könnte für ein dauerhaftes Ende der Tierbesuche sorgen. Doch das ist aktuell und auch langfristig nicht vorgesehen.
Auch ein Abschuss der Rehe bei einem Besuch auf dem Friedhofsgelände sei überhaupt kein Thema. Dazu sei ein Friedhof nicht geeignet und zudem, so Kreisjägermeister Hans-Ulrich Brückner, sei momentan Schonzeit für das Wild. Um überhaupt mit einer Jagdwaffe auf die Rehe schießen zu können, wäre für das Friedhofsgelände eine Sondergenehmigung notwendig, betont der Kreisjägermeister. Er mahnt trotz der Unzufriedenheit der Immekather zur Ruhe und Besonnenheit. Denn in der Regel sei der Besuch von Rehen auf Friedhöfen nach etwa vier Wochen vorbei.