Maibaum aufgestellt Senioren in Beetzendorf hoffen auf bessere Zeiten ohne Pandemie

Von Walter Mogk
Beetzendorf
Er ist nicht der größte Maibaum weit und breit und streng genommen ist er nicht einmal ein Baum – der geschmückte Mast auf dem Hof des Beetzendorfer Seniorenheimes An den Kastanien. Doch für Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtung ist sein feierliches Aufstellen ein untrügliches Zeichen, dass es nach einem Jahr der Corona-Einschränkungen nun aufwärts geht und der normale Alltag langsam wieder Einzug hält.
„Am Tag vorher haben wir schon gemeinsam gegrillt. Das hat den Bewohnern sehr gefallen“, berichtete Heimleiterin Katja Koch, bevor der Maibaum in die Höhe gehievt und in der Haltevorrichtung befestigt wurde. Etliche Senioren verfolgten das Spektakel draußen im Hof, andere schauten von oben durch die Fenster zu. „Jetzt kommt die schöne Zeit, wo wir wieder viel draußen sein können. Das wollen wir auch nutzen“, meinte Koch, die sich auch bei den Betreuungskräften sowie den Bewohnern bedankte, die beim Wickeln und Schmücken des Kranzes geholfen haben.
Fast alle geimpft, Besucher werden getestet
„Mehr als ein Jahr Corona liegt inzwischen hinter uns, das war eine schwere Zeit für alle. Und für den einen oder anderen war es auch ein einsames Jahr“, ließ Ninett Schneider, Geschäftsführerin des Sozialzentrums Klötze (SCA), die vergangenen Monate Revue passieren. Doch jetzt seien fast alle Bewohner im Heim geimpft und man sei zuversichtlich, dass es wieder aufwärts geht. „Dieser 1. Mai und das Aufstellen des Maibaumes gibt uns ein bisschen normales Leben zurück und lässt uns Luft holen“, so Schneider.
Der Fokus liege jetzt darauf, dass möglichst auch neu hinzugekommene Heimbewohner sich gegen Covid-19 impfen lassen. Zudem würden die regelmäßigen Testungen zweimal in der Woche fortgesetzt, die von Mitarbeiterinnen einer Hausarztpraxis im Heim vorgenommen werden. Auch Besucher und Angehörige kommen nach wie vor nur mit einem negativen Testergebnis in die Einrichtung.
Ninett Schneider erinnerte an den Ursprung des Maibaumaufstellens, der im 16. Jahrhundert liegt. Als die Pest in Deutschland 1635 überstanden war, habe man in einigen Regionen erstmals zum Dank geschmückte Birken aufgestellt und damit die bis heute andauernde Tradition begründet. Jetzt sei der Maibaum so etwas wie ein Hoffnungssymbol für das baldige Ende der Corona-Pandemie.
Ein Likör auf den Wonnemonat
Ein Tanz um den Maibaum war zwar für die Senioren verständlicherweise nicht drin, dafür ließen sie den geschmückten Birkenersatz aber mit einem kräftigen Schluck Eierlikör hochleben. Der war auch gut für die Stimme, denn anschließend intonierten die Heimbewohner kurzerhand drei der bekanntesten Frühlingsweisen, bei denen der Wonnemonat im Mittelpunkt steht: „Der Mai ist gekommen“, „Komm lieber Mai und mache“ und „Alle Vögel sind schon da“.
Auch Ninett Schneider wollte da nicht zurückstehen und hatte zwei kleine Mai-Gedichte herausgesucht, die sie zum Besten gab. „Jetzt muss nur noch das Wetter besser werden, damit wir wieder öfter draußen auf der Terrasse sein können“, hieß es aus der Runde. Die Zuversicht und die Lebensfreude haben die Beetzendorfer Senioren nach all den schwierigen Monaten jedenfalls noch nicht verloren. Für einen der Bewohner war der Vorabend des 1. Mai zudem ein ganz besonderer Tag. „Da habe ich vor 63 Jahren mit dem Rauchen aufgehört“, erinnerte er sich schmunzelnd und stieß auch darauf mit einem Schlückchen an.

