Beetzendorfer Bauausschuss informierte sich über Gefährdungspotenzial Störfallfolgen der Biogasanlage bleiben auf Betriebsareal begrenzt
Beetzendorf. Welche Gefahren gehen von der Beetzendorfer Biogasanlage nach ihrer geplanten Erweiterung aus? Dieser Frage ging der Bauausschuss des Rates nach und hatte sich dazu Fachleute eingeladen. Fazit: Störfallfolgen bleiben auf das Gelände der Anlage begrenzt.
Wenn die Biogasanlage an der Tangelner Straße in Beetzendorf wie geplant in zwei Stufen erweitert wird, rücken auch Sicherheitsaspekte verstärkt in den Vordergrund. Nicht erst seit dem Bersten eines Güllesilos vor einigen Wochen in Jübar, als die stinkende Brühe einen Teil des Ortes überflutete, ist die Furcht vor den Folgen eines Störfalls groß. Doch diese würden sich im Fall der Biogasanlage auf deren Gelände beschränken lassen, versicherten Planer und Sicherheitsexperten im Beetzendorfer Bauausschuss.
Christian Zöfel vom Technischen Überwachungsverein (TÜV) Nord erläuterte das eigens für die erweiterte Anlage angefertigte Konzept zur Vermeidung von Störfällen, das für Anlagen mit einer Kapazität von mehr als 10000Kilogramm vorgeschrieben ist. Demnach würde zwar bei einer Verpuffung in einem Behälter, bei der das Foliendach zerstört wird, Gas in Windrichtung austreten. "Die gefährliche Zone bleibt aber auf einen Umkreis von knapp 70 Metern um den Behälter beschränkt", erklärte der Experte. Allenfalls Glasschäden an nahen Gebäuden seien möglich.
Auch beim Unterstellen einer Zündquelle und dem Abbrennen der Dachhäute könnten die Gefahren innerhalb der Anlagengrenze gehalten werden. Dort gebe es für die Mitarbeiter genügend Alarmsignale, damit diese rechtzeitig das Gelände verlassen können. Auch für die 250 Meter entfernte Tankstelle bestehe keine Gefahr. Einzig für Fahrradfahrer, die zum Zeitpunkt der Verpuffung, an dem der Anlage nahsten Punkt auf der Kreisstraße Beetzendorf-Tangeln unterwegs sind, könnte es kritisch werden. "Aber auch nur, wenn der Wind in diese Richtung weht. Dann sind Brandverletzungen nicht auszuschließen", erklärte Christian Zöfel.
Bauamtsleiter Markus Starck wollte wissen, wie groß das Risiko ist, dass sich beim Platzen eines Behälters Flüssigkeit ähnlich wie in Jübar außerhalb der Anlage ausbreitet. "Das könnte erhebliche Umweltprobleme mit sich bringen, wenn ich da an den nahen Stölpengraben denke", meinte er. Doch so ein Szenario ist nach Einschätzung von Planer Volkmar Dertmann nicht zu befürchten. Zum einen seien die Behälter anders als in Jübar aus Stahlbeton, zum anderen werden auch die Erweiterungsbauten wie schon die jetzigen Anlagen mit einem Wall umgeben sein. Auslaufende Flüssigkeit würde so innerhalb der Anlagengrenzen gehalten.
Verbandsgemeindewehrleiter Bert Juschus, der ebenfalls an der Bauausschuss-Sitzung teilnahm, bestätigte, dass sich die Feuerwehr bereits intensiv mit möglichen Einsätzen bei Störfällen in der Biogasanlage beschäftigt hat. Sein Fazit: "Wir könnten die Sache im Ernstfall händeln, aber nicht Beetzendorf allein." Zumindest die Rohrberger Kameraden müssten hinzugezogen werden. Ziel sei es, möglichst schnell in Zugstärke vor Ort zu sein. "Allerdings kann es für uns dann nur noch um die Menschenrettung und Aufräumarbeiten gehen. Die Verpuffung ist dann schon vorbei, wenn wir eintreffen", erklärte Juschus. Die Feuerwehrkameraden seien in Jeggeleben in punkto Biogasanlagen geschult worden. Und auch bei einer gemeinsamen Übung der Wehren der Gemeinde Beetzendorf wurde das Szenario eines Störfalls im vergangenen Jahr vor Ort geübt. "Gute Ortskenntnis ist ungeheuer wichtig, wenn es ernst wird", meinte der Verbandsgemeindewehrleiter.
Beschickt werden soll die erweiterte Anlage neben Mais und Rindergülle hauptsächlich mit Grassilage und Rüben. Die Agrargenossenschaft Beetzendorf als Betreiber verfüge über sehr viele Grasflächen, die nicht intensiv genutzt werden, erläuterte Planer Volkmar Dertmann. Zukünftig werde es dort zwei Schnitte im Jahr geben und das gewonnene Gras in eines der neuen Silos ge- fahren.
Rüben würden gut ins Konzept passen, weil sie von der Fruchtfolge her optimal seien. "Wir erreichen dadurch außerdem, dass die Vermaisung der Gegend zurückgefahren wird", so Dertmann. Für die Rüben wird auf dem Gelände eine sogenannte Lagune errichtet, ein mit Folie abgedecktes Erdloch, in dem die gewaschenen und zerkleinerten Feldfrüchte zu Mus silieren.
"Der Grundwasserschutz ist gewährleistet", versicherte Volkmar Dertmann. Selbst wenn eine Folie undicht werde, gebe es noch eine weitere und eine Drainage. Auch Geruchsbelästigungen seien nicht zu befürchten. "Wir haben dazu ein Gutachten eingeholt. Rüben riechen nicht mehr und nicht weniger als Mais oder Grassilage. Es finden keine Fäulnisprozesse statt", erklärte der Planer.