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Projekttag an der Kunrauer Grundschule / Thema: Landwirtschaft Strom aus dem Rinderstall und Säcke ohne Kartoffeln

Von Anke Kohl 22.09.2011, 06:27

Landwirtschaft war das Thema des Projekttages, das gestern den Sachkundeunterricht an der Kunrauer Grundschule bestimmte. Um landwirtschaftliche Kreisläufe ganz praktisch nachvollziehen zu können, bekamen die Schüler der dritten und vierten Klassen exklusive Einblicke.

Neuferchau/Kusey. Damit hatten die Viertklässler wahrscheinlich nicht gerechnet. Dass sie während ihrer Führung über das Betriebsgelände der Produktivgenossenschaft Neuferchau eine Matheaufgabe lösen sollten, überraschte sie. Geschäftsführer Henry Hartmann wollte von den Mädchen und Jungen wissen, wie oft ein Güllewagen mit dem Fassungsvermögen von einer Tonne fahren müsste, um die rund 2400 Kubikmeter Inhalt eines Behälters der Biogasanlage abzutransportieren. Den Umrechnungsfaktor von Tonne in Kubik lieferte er in einem kleinen Nebensatz nach, als er sah, wie die ersten Köpfe "zu qualmen" begannen.

Der Besuch der Produktivgenossenschaft Neuferchau war gestern Teil des Projekttages an der Grundschule Kunrau. "In diesem Jahr ist es das Thema Landwirtschaft, mit dem wir uns näher auseinandersetzen", berichtete die Klassenleiterin der vierten Klasse, Christa Grabow. In Neuferchau war es der Kreislauf von der Gülle aus den Rinderställen bis zur Wärmeproduktion für Haushalte, der den Schülern praktisch vermittelt wurde.

Dass dabei die eine oder andere Nase mal gerümpft wurde, lag an den Grundstoffen, die gebraucht werden, um mit einer Biogasanlage Wärme zu erzeugen. Den Unterschied zwischen Anwelk- und Maissilage erklärte Henry Hartmann den Kindern. Und auch, dass die Bakterien in den Behältern Methan produzieren, erfuhren sie. Wozu die riesigen Behälter beheizt werden, wurde der Agraringenieur gefragt. "Wenn die Bakterien eine optimale Temperatur haben, dann verarbeiten sie die Silage und den Stalldung zu Methan. Das blubbert dann da drin. Und wenn es ordentlich blubbert, dann wird Methan produziert", erklärte Henry Hartmann anschaulich. "Das ist wie bei euch im Klassenraum", stellte Christa Grabow den Vergleich auf. "Wenn wir optimales Klima im Raum haben, können wir ja auch viel besser arbeiten."

Von der Arbeit zum Vergnügen wanderten die Gedanken der Kinder, als Henry Hartmann die gewölbten Deckel der Behälter mit aufgeblasenen Luftballons verglich. Den Jungen und Mädchen fiel dazu das Beispiel einer Hüpfburg ein. Unter den Deckeln sammele sich bis zu einem bestimmten Punkt das Methangas, erklärte der Fachmann. "Wenn mehr Gas produziert wird, als wir verarbeiten, dann wird das überschüssige hier automatisch abgefackelt", sagte er und zeigte auf eine Containerstation. Da das allerdings nur im Notfall passiert, schlugen gestern keine Flammen aus dem Rohr.

Nach einer kleinen Pause und Toben auf den riesigen Strohballen, ging die Fahrt der beiden Klassen weiter nach Kusey. Die Schüler teilten sich in zwei Gruppen auf und besuchten je eine Firma. Dass auch ein Gewerbegebiet mit der Landwirtschaft zusammenhängt, stellte sich bei der Firma Ibuss schnell heraus. Schließlich werden hier Kartoffeln verarbeitet. "Den Betriebsablauf von A biz Z" erklärte Geschäftsführer Oliver Boyke. "Bis auf das Ernten der Kartoffeln", meinte Boyke. Aber das haben die Schüler bereits im Schulgarten selbst erledigt, berichteten sie. Dass die frisch geschälten Kartoffeln in ganz Norddeutschland und dem Bundestag, im Umkreis von 250 Kilometern, Abnehmer finden, erzählte Oliver Boyke, während sich seine Zuhörer in Kittel hüllten und fesche Schutzhauben über die Haare zogen. So ausgestattet ging es dann in die Produktionshalle.

Für Knollen, die nicht gerade dort "unters Messer" kommen, werden gleich nebenan bei Meshpack in Kusey Säcke hergestellt. "So wie ihr sie aus dem Supermarkt kennt, nur ohne Inhalt", sagte Matthias Konkiel. Zwar ohne Schutzkleidung, aber mit Vorsicht sollten die jungen Besucher hier durch die Produktionshallen gehen. "Hier gibt es Vieles, das sich dreht und heiß ist", warnte er.