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Beetzendorfer Biogasanlage feierlich eingeweiht / Auch Stölpenbad soll künftig beheizt werden Strom für das Netz, Wärme für die Bürger

Von Walter Mogk 16.04.2012, 05:27

Bereits am 13. Dezember ging die neue Biogasanlage an der Tangelner Straße in Beetzendorf ans Netz. Am Sonnabend ist sie offiziell eingeweiht worden. Die auf 625Kilowatt Leistung konzipierte Anlage versorgt auch mehrere Objekte mit Wärmeenergie.

Beetzendorf l Noch ist die neue Biogasanlage an der Tangelner Straße in Beetzendorf nicht an ihrer Leistungsgrenze angelangt. 400 statt der veranschlagten 625Kilowatt Strom werden derzeit ins Netz eingespeist, mehr geben die Leitungsnetze noch nicht her. Dafür profitierte Beetzendorf im vergangenen Winter bereits von der Wärmeenergie, die bei der Stromerzeugung anfällt. Damit werden vier Wohnblöcke, die Kindertagesstätte, die Grund- und Sekundarschule, die Sporthalle und das Sportlerheim beheizt. "Zukünftig planen wir auch, das Stölpenbad mit Heizenergie zu versorgen. Und es gibt noch weitere Nachfrage in Beetzendorf", kündigte Bodo Meyer, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Beetzendorf bei der Einweihungsfeier am Sonnabend an. Als hundertprozentige Tochter des Unternehmens betreibt die Bioenergie Beetzendorf die Anlage, in der aus jeweils 250 Gramm Gülle, 500Gramm Mais und 1,5Kilogramm Rezirkulat durch Gärprozesse 135 Liter Methangas erzeugt werden.

In seiner Einweihungsrede warf Meyer einen Blick zurück auf die Gründe, die die Agrargenossenschaft zum Bau der Anlage veranlasst hatten. So habe es in den vergangenen Jahren erhebliche Ertragseinbußen gerade beim Getreideanbau gegeben. "Es gab Preisschwankungen teilweise von zehn Euro je Dezitonne, zudem Ernteausfälle aufgrund fehlender Niederschläge", erläuterte er. Zugleich würden die Ausgaben für Betriebsmittel ständig steigen. Als zukunftsträchtiges und zuverlässiges zweites Standbein bot sich da der Einstieg in die Erzeugung erneuerbarer Energie an. Zunächst sei an den Bau einer kleinen Ölmühle gedacht worden, mit der selbstgepresstes Rapsöl als Treibstoff erzeugt werden sollte. "Doch gut, dass daraus nichts geworden ist. Die Technik ist noch nicht ausgereift, und inzwischen ist auch der Preisvorteil durch die Einbeziehung in die Mineralölsteuer nicht mehr da", so Meyer.

2009 geriet das Thema Biogas in den Blickpunkt. Zunächst war an eine Zulieferung für bestehende Anlagen gedacht, dann entschloss man sich, selbst eine zu bauen. "Den Rohstoffbedarf können wir selbst absichern und dabei noch die Fruchtfolge aufrechterhalten", berichtete der Geschäftsführer. So stammt die Silage von den 300 Hektar bisher ungenutzten Grünlandes der Agrargenossenschaft. Dazu kommt Mais, dessen Anbaufläche in den vergangenen zehn Jahren von 37 auf 500 Hektar gestiegen ist. Weiterhin besteht ein Vertrag mit der Bierstedt Agrar GmbH, die Gülle aus ihren Rinderställen für die Biogaserzeugung liefert.

Drei Millionen Euro wurden in den Bau der Anlage und der Wärmeleitungen investiert. Am 13.Dezember wurde der erste Strom ins Netz eingespeist. "Geholfen hat uns dabei die Milcherzeugergenossenschaft Klötze, die eine erhebliche Menge an Gärresten lieferte, um die biologischen Prozesse in der Anlage möglichst schnell in Gang zu setzen", erklärte Bodo Meyer, der sich auch beim Altmarkkreis, der Gemeinde, der Verbandsgemeinde und bei Projektmanager Volkmar Dertmann für die gute Zusammenarbeit bedankte.

Landrat Michael Ziche lobte, dass es gelungen ist, die Anlage im Einvernehmen mit der Bevölkerung zu errichten, die davon auch noch einen Nutzen in Form von Wärmeenergie habe. Zudem sei es wichtig, dass "der Input aus der Region kommt". "Biogasanlagen haben nur einen Sinn, wenn sie mit produktiver Landwirtschaft gekoppelt sind und nicht als Geldanlage eines Finanzinvestors, wie wir es auch schon erlebt haben", betonte Ziche. Im Anschluss an den offiziellen Teil konnten sich die Besucher die Anlage bei einer Führung anschauen.