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TSV Kusey Vereinsleben ruhte während des Krieges

Der TSV Kusey feiert 2019 sein 100-jähriges Bestehen. Dazu blättert der Verein in seiner Chronik. Der Zweite Weltkrieg war ein Einschnitt.

Von Tobias Roitsch 10.08.2018, 12:00

Kusey l Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Turn- und Sportvereins (TSV) Kusey, das im Jahr 2019 ansteht, laufen bereits. Geplant ist eine Festwoche, die vom 15. bis 23. Juni dauern soll.

Planungen für einen runden Vereinsgeburtstag hat es auch 1939 gegeben – damals stand der 20. Jahrestag an. Gefeiert werden sollte im August. „Doch dazu kam es nicht mehr. Viele Sportler wurden Soldaten. Die Kriegsvorbereitungen waren in vollem Gange“, schildert Wolfgang Mosel, der heute stellvertretender Vorsitzender und Pressewart des TSV ist, die damalige Situation. In Vorbereitung auf das anstehende Jubiläum blättert er in der Chronik des Vereins und fasst dessen Geschichte zusammen. Dazu gehören auch die Jahre vor und während des Zweiten Weltkriegs.

Durch diesen wurde „die gute sportliche Entwicklung“ des TSV Kusey jäh unterbrochen, so Mosel. Viele junge Männer seien vor oder während des Krieges zum Kriegsdienst einberufen worden. Sie fehlten nicht nur im Verein, sondern auch bei der täglichen Arbeit im Dorf.

„Die Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben verrichteten neben den einheimischen Frauen, Kindern und älteren Menschen auch Gefangene und Fremdarbeiter“, nennt Wolfgang Mosel ein Ergebnis seiner Recherche. Während des Krieges ruhte das Vereinsleben. Auch öffentliche Veranstaltungen wie Feiern und Tänze waren nicht erlaubt, wie Mosel berichtet.

Viel Leid brachte der Bomberangriff, den die Alliierten am 22. Februar 1945 auf die drei Dörfer Kusey, Köbbelitz und Lupitz flogen. 38 Menschen starben, darunter 15 Kinder, informiert Wolfgang Mosel. Viele Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden zerstört. Vernichtet wurden auch die beiden Säle Dobberkau und Bammel, zwei Übungsstätten, die vom Verein fürs Turnen und für Gymnastik genutzt worden waren.

Insgesamt sind in den drei Dörfern 114 Menschen Opfer des Krieges geworden, rund zehn Prozent der Bevölkerung. Es gab Verletzte und Erkrankte.„Unter den vielen Kriegsopfern war eine Reihe von Mitgliedern unseres Sportvereins“, weiß Wolfgang Mosel. Nicht mehr zurückgekehrt in die Heimat ist August Ketthaus, der erste Vorsitzende des TSV. Er starb 1947 im Alter von 49 Jahren. „Seit Gründung des Sportvereins im Jahre 1919 bis zu seinem Tod war er Vorsitzender des TSV, also 28 Jahre“, so Mosel.

Noch vor dem Krieg waren die Verdienste von Ketthaus zu dessen 40. Geburtstag im August 1937 vom Verein und zentral durch die Verleihung der „Friedrich-Ludwig-Jahn-Plakette“ gewürdigt worden, blickt Mosel zurück. Seinen 60. Geburtstag feierte zu dieser Zeit auch der Ehrenoberwart Ernst Könnig. „Beide luden die Vereinsmitglieder zu einer Vollversammlung ein und spendierten je eine dreiviertel Tonne Bier“, wie es in den Aufzeichnungen heißt.

Die Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg scheinen gute für den TSV gewesen zu sein. Nach dem zehnjährigen Bestehen des Vereins 1929 wuchs die Zahl der Mitglieder besonders. Ältere Schüler und immer mehr Jugendliche beteiligten sich an den sportlichen Aktivitäten, fand Wolfgang Mosel heraus. Neue Sparten ergänzten das Programm. Im Jahr 1930 etwa wurde die Abteilung Schießsport gegründet, geschossen wurde in der Köbbelitzer Lehm- kuhle, dem heutigen Gemeindepark. Dort wurde auch seit 1930 zum jährlichen Preisschießen eingeladen.

Ab 1931 kam der Bereich Leichtathletik hinzu. Schon ein Jahr später wurden im Lateiner Weg die ersten Vereinsmeisterschaften ausgetragen. Disziplinen waren unter anderem der 75-, 100- und 400-Meter-Lauf, Kugelstoßen, Weitsprung, Hochsprung und Schlagballweitwurf. Gestartet wurde in den Gruppen Jugend, Männer und Frauen. Jährliche Leichtathletik-Sportfeste gab es bis 1939, dazu wurden auch Vereine von auswärts eingeladen.

Weiterhin gespielt wurden Fuß-, Hand- und Faustball beim TSV, wobei die Beliebtheit des Fußballs immer größer wurde. Besonders die Jugend konnte gute Ergebnisse feiern. „Im Endspiel um die Bezirksmeisterschaft verlor Kusey 1938 nur knapp gegen eine Magdeburger Mannschaft“, berichtet der heutige TSV-Vize von früheren Erfolgen. Je ein Sportfest wurde jährlich von den Sparten Fußball, Faustball und Schwimmen ausgerichtet.