1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Uwe Müller will die Welt umsegeln

60-jähriger Klötzer arbeitet in Neuendorf seit zehn Jahren an einer eigenen Yacht Uwe Müller will die Welt umsegeln

Von Markus Schulze 12.05.2012, 05:17

Kaum zu glauben, aber wahr. Fernab jeglichen Gewässers, in Neuendorf, baut sich Uwe Müller ein Boot, ach was, eine Yacht. Unzählige Arbeitsstunden hat er in diesen Traum investiert. Nun steht er kurz vor der Krönung seines Schaffens.

Neuendorf l Mitten in der Altmark, genauer gesagt in Neuendorf, erfüllt sich ein Mann seinen Traum. Der Mann heißt Uwe Müller, ist 60 Jahre alt, lebt in Klötze und bei seinem Traum handelt es sich um eine Yacht.

Uwe Müller wuchs in Vorsfelde (ein Stadtteil von Wolfsburg) auf. Sonderlich viel Wasser gibt es da nicht, wenn man mal vom Mittellandkanal absieht. Und doch ist es das Lieblings-Element von Uwe Müller. Nach der Wende verschlug es ihn in die Altmark. Dort, in Klötze, eröffnete er das Hotel "Alte Schmiede".

"...dann kann ich mir auch selbst ein Boot bauen"

Aber sein eigentlicher Wohnort ist seit jeher die Welt. Der Baumaschinenmeister für Kraftfahrzeug- sowie Mess- und Regeltechnik hat schon viel gesehen: Afrika, Asien, Mittelamerika - Europa sowieso. Während dieser Zeit entdeckte er auch eine neue Leidenschaft für sich: das Segeln, sei es in der Karibik oder im Roten Meer. Dadurch kam er auch in Kontakt mit Boots-Eignern. "Die hatten zwar einen Haufen Kohle, aber keine Ahnung." Also verdiente sich Uwe Müller ein Zubrot und erledigte für die "Sonntagskapitäne" diverse Reparaturen. Irgendwann dachte sich Uwe Müller: "Dann kann ich mir auch gleich selbst ein Schiff bauen." Gesagt, getan.

Das ist jetzt knapp zehn Jahre her. Seither steckt der einstige Gastronom jede freie Minute in "mein Hobby". Seine Yacht ließ er sich zeichnen. Den Rest lernte er bei der Arbeit. Für Uwe Müller sind die handwerklichen Tätigkeiten kein großes Problem. "Ich bin in einem Transport-Unternehmen aufgewachsen. Da konnte ich schon vor der Lehre schweißen."

Das muss er auch. Denn die Außenhülle seines Schmuckstückes besteht aus acht Zentimeter dickem Aluminium. Auch innen ist alles vom Feinsten. Wohin man schaut, Mahagoni. Eines schönen Tages will Uwe Müller auf seiner Yacht, die den arabischen Namen "Hannan" (das bedeutet übersetzt so viel wie "Die Liebe" oder "Die Gute") bekommen soll, mit seiner wassersportbegeisterten Frau leben.

Und an Bord, ob nun auf oder unter Deck, lässt es sich wahrlich aushalten. Die Kombüse verfügt über eine Tiefkühltruhe, einen Kühlschrank und einen Gasherd. Die Hauptkajüte bietet nicht nur ausreichend Platz zum Schlafen, sondern auch genügend Stauraum. Des Weiteren gibt es sozusagen ein Gästezimmer, ein kombiniertes Wohn- und Speisezimmer, sowie zwei Sanitärräume, beide mit Dusche. Unter all dem verbergen sich unter anderem der Maschinenraum, in dem eine Doppelmotoren-Anlage mit jeweils 65 PS ihren Dienst verrichtet, sowie ein Auffangbehälter für die Fäkalien. Diese können entweder abgesaugt oder außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone verklappt werden. Der Antrieb wird auch mit einem 120 Quadratmeter großen Segel, das an einem 18 Meter hohen Mast gehisst werden soll, möglich sein.

"Das war viel Arbeit. Aber man wusste ja, wofür man es getan hat"

"Das war viel Arbeit", blickt Uwe Müller zurück. "Aber man wusste ja, wofür man es getan hat." Sein Ziel ist es, "Hannan" im nächsten Frühjahr zu Wasser zu lassen. Auf jeden Fall soll Arko, sein Hund ist nun 14 Jahre alt, die Jungfernfahrt noch erleben. Voraussichtlich wird dies in Fallersleben (ebenfalls ein Stadtteil von Wolfsburg) geschehen. Für den Transport rechnet Uwe Müller mit dem Einsatz eines starken Krans, eines riesigen Sattelschleppers und der Absicherung durch die Polizei, da er für solch eine gewaltige Beförderung eine Sondergenehmigung braucht.

Dann will Uwe Müller sein Zuhause, also die Welt, erobern. Denn natürlich ist seine Yacht hochseetauglich. Sie wird mit zwei Ruderständen und Autopilot ausgestattet sein. Vor allem aber möchte Uwe Müller die Ostsee und das Mittelmeer erkunden und den Ruhestand genießen.

Doch obwohl er so viel Schweiß, Geld (darüber wird der Mantel des Schweigens gehalten)und Herzblut in die Yacht gesteckt hat, ist sie nicht unverkäuflich. Denn: "Ausgeschlossen ist das nicht. Es kommt auf das Angebot an." Schließlich könne man sich nicht mit einem Schiff beerdigen lassen. Es sei denn, man geht unter.