Neue Rettungswache Wenn der Pieper ertönt, läuft die Uhr
Seit sechseinhalb Wochen arbeitet die neue Rettungswache in Rohrberg. In dieser Zeit mussten die Teams schon zu 82 Einsätzen fahren.
Rohrberg l Wer draußen an der Rohrberger Breiten Straße vor dem gemeindeeigenen Gebäude mit der Hausnummer 31 steht, vermutet kaum, dass sich hier die neue Rettungswache verbirgt. Kein Schild weist darauf hin, doch beim Gang durch die Toreinfahrt fällt sofort der Rettungswagen auf, der unter einem großen Holzcarport einsatzbereit steht. „Den hat uns die Gemeinde finanziert, damit das Fahrzeug vor Kälte, Feuchtigkeit und Hitze geschützt ist“, freut sich Angela Dittrich, Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbandes Salzwedel.
Auch im Inneren haben der Rettungssanitäter und der Rettungsassistent, die jeweils zusammen als Team ab morgens um sieben 24-Stunden-Schichten schieben, beste Bedingungen. Für jeden steht ein eigener Schlafraum mit Bett zur Verfügung. Ein Bad, ein Aufenthaltsraum und eine Küche, die am Freitag fertig eingerichtet wurde, komplettieren die Wache. „Die Gemeinde hat hier richtig investiert und für mehrere zehntausend Euro den Fußboden komplett ausgetauscht. Dafür sind wir sehr dankbar“, lobte Dittrich. Ansonsten waren die Räume, in denen früher eine Physiotherapie untergebracht war, noch in einem sehr guten Zustand. Lediglich der Maler musste ran.
Besetzt wird die Rettungswache mit Teams aus Klötze. „In wechselnder Zusammensetzung, je nach Dienstplan“, erklärt Olaf Kurzweg, der am Freitag mit seinem Kollegen Ralf Reinke Dienst hatte. Über Pieper, die über ein eigenes Funknetz des Kreises laufen, werden die Rettungskräfte von der Leitstelle in Stendal informiert, wenn irgendwo in ihrem Bereich ein Notfall gemeldet wurde. „Dort ist dann alles wichtige vermerkt“, so Kurzweg. Binnen einer Minute sollte der Rettungswagen dann losdüsen, denn die gesetzlich festgelegte Hilfsfrist, bis zu der die Retter am Einsatzort sein müssen, ist knapp bemessen. „Das sind zwölf Minuten, die in 95 Prozent aller Notfälle eingehalten werden müssen“, erzählt der zuständige Kreisdezernent Hans Thiele.
Dass dies in einigen Regionen nicht mehr ohne Weiteres gewährleistet werden konnte, war Grund für die Einrichtung neuer Rettungswachen. „Wir haben eine Realbefahrung der Orte mit Blaulicht und Technik durchgeführt und dabei weiße Flecken festgestellt“, so Thiele. Einer davon war die Region um Jübar. Früher konnte hier auf Hilfe der Bromer Rettungswache zurückgegriffen werden, doch die wurde kurzerhand nach Ehra verlegt. „Wir haben also einen Standort für eine zusätzliche Rettungswache gesucht und sind dabei auf Rohrberg gekommen“, berichtet der Dezernent.
Die Gemeinde bot die leerstehenden Räume in der Breiten Straße 31 an, die zum 1. Januar bezogen und für neun Jahre angemietet wurden. So lange läuft die Genehmigung für die Erbringung von Rettungsleistungen, die der Altmarkkreis der Bietergemeinschaft aus DRK und Johanniter-Unfallhilfe erteilt hat.
Und die in Rohrberg stationierten Rettungskräfte haben durchaus gut zu tun. „Das ging schon am ersten Tag los. Ab Mitternacht war die Wache besetzt und bis sieben Uhr früh standen bereits drei Fahrten zu Buche“, weiß Oliver Ast, stellvertretender Leiter der Klötzer Rettungswache, der der Rohrberger Standort zugeordnet ist.
Im Januar hatten die Rettungskräfte 54 Einsätze zu absolvieren. „Und diesen Monat sind es auch schon 28“, rechnet Ast vor. Im Schnitt heißt es für das Team in der Wache drei bis viermal am Tag, in den Rettungswagen zu eilen und das Blaulicht anzuschalten. Manchmal sind sie dann am Einsatzort auf der Suche nach der richtigen Hausnummer. „Die sind nicht überall richtig beschildert, da geht wertvolle Zeit verloren“, erzählt Hans Thiele. Sein Appell: Diejenigen, die die Rettung alarmiert haben, sollten sich an die Straße stellen und winken.
Die Rettungswachen helfen sich aber auch untereinander aus. Wenn das Klötzer Einsatzfahrzeug beispielsweise gerade unterwegs ist, wird schnell das Rohrberger im Bedarfsfall in dessen Bereich beordert. Und auch umgekehrt erhält die Rohrberger Station Hilfe. „Am Donnerstag beispielsweise mussten wir einen Patienten ins Krankenhaus nach Wolfsburg bringen. Da war der Rettungswagen drei Stunden weg“, erklärt Angela Dittrich.
Angefahren wird grundsätzlich das nächstgelegene Krankenhaus. „Das ist Gardelegen oder Salzwedel“, so Hans Thiele. Bei bestimmten Indikationen wie etwa Herzinfarkt kommt aber auch ein dafür geeigneteres Klinikum wie Wolfsburg in Betracht.
Sorgen macht dem DRK der Rettungsnachwuchs. Zwar werden in jedem Jahr in Salzwedel zwei Notfallsanitäter ausgebildet. „Doch ob die dann auch hier bleiben, darauf kann man nur hoffen“, meint Angela Dittrich. Viele zieht es eher in die Ballungszentren und größere Städte.